Entscheidungsstichwort (Thema)
Vertragsärztliche Versorgung. Regelleistungsvolumen. Berufsausübungsgemeinschaft. junge Praxis
Leitsatz (amtlich)
Eine Berufsausübungsgemeinschaft, die zwischen einem seit zahlreichen Jahren zugelassenen Vertragsarzt und einem erst zum Gründungszeitpunkt zugelassenen Vertragsarzt gegründet wird, stellt keine "junge Praxis" dar, der entsprechende Vergünstigungen bei der Ermittlungen des Regelleistungsvolumens zu gewähren wären.
Orientierungssatz
Zu Leitsatz Anschluss an BSG vom 17.7.2013 - B 6 KA 44/12 R = SozR 4-2500 § 87b Nr 2.
Tenor
Die Klage wird abgewiesen.
Die Klägerin trägt die notwendigen Verfahrenskosten.
Tatbestand
Die Beteiligten streiten noch um den RLV-Zuweisungsbescheid und Honorarbescheid für das Quartal I/10 und hierbei um eine Sonderregelung im Rahmen des Regelleistungsvolumens für Herrn Dr. med. C., ob diesem die Fallzahl der Fachgruppe zuzuweisen ist.
Die Klägerin ist eine Berufsausübungsgemeinschaft (ehemals eine Gemeinschaftspraxis) mit zwei zur vertragsärztlichen Versorgung zugelassenen Fachärzten für Nuklearmedizin. Die Gemeinschaftspraxis bestand zunächst zwischen Herrn Dr. med. A, zugelassen seit 26.06.2001 mit Praxissitz in A-Stadt und zunächst in Einzelpraxis tätig, und Herrn Dr. med. C., zugelassen seit 1.6.2008 mit Praxissitz in C-Stadt (H.-C-Stadt) durch Beschluss des Zulassungsausschusses vom 27.05.2008, als überörtliche Gemeinschaftspraxis seit 01.06.2008. Frau Dr. med. A1. kam nach ihrer Zulassung zum 01.08.2008 hinzu. Herr Dr. med. C. befand sich im Zeitraum vom 05.05. bis 31.08.2008 zur Fortbildung am Universitätsklinikum Essen, so dass er vertragsärztlich erst zum 01.09.2008 tätig wurde. Der Zulassungsausschuss gab dem Antrag des Herrn Dr. med. C. auf Verlegung des Vertragsarztsitzes nach D-Stadt zum 01.01.2009 mit Beschluss vom 16.12.2008 statt. Zum 31.3.2012 schied Herr Dr. C. unter Verzicht auf seine Zulassung aus der Berufsausübungsgemeinschaft aus.
In den Quartalen I/09 und I/10 nahm die Beklagte jeweils mit Honorarbescheid folgende Festsetzungen vor:
|
Quartal |
I/2009 |
I/2010 |
Honorarbescheid vom |
20.07.2009 |
29.06.2010 |
Widerspruch eingelegt am |
03.09.2009 |
07.10.2010 |
Nettohonorar gesamt in € |
313.533,47 |
326.178,67 |
Bruttohonorar PK + EK in € |
321.750,06 |
330.074,81 |
Fallzahl PK + EK |
3.010 |
3.299 |
Honorar Regelleistungsvolumen in € |
164.969,48 |
130.306,37 |
Honorar quotiertes Regelleistungsvolumen in € |
5.494,83 |
30.933,52 |
Fallwertzuschläge zu Regelleistungsvolumen in € |
0,00 |
0,00 |
Übrige Leistungen innerhalb der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung (MGV) |
148.385,55 |
168.834,92 |
Leistungen außerhalb der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung (MGV |
2.900,20 |
0,00 |
RLV Obergrenze |
170.646,30 |
134.722,50 |
RLV angefordert |
199.938,53 |
266.948,59 |
Überschreitung |
29.292,23 |
29.292,23 |
Herr Dr. A. |
|
|
Arztfälle |
1.615 |
1.320 |
Bruttohonorar PK + EK in € |
151.052,27 |
124.022,73 |
RLV-relevante Fallzahl |
2.609 |
1.379 |
RLV Obergrenze |
89.236.30 |
63.716,07 |
RLV angefordert |
80.128,90 |
76.070,97 |
Herr Dr. C.. |
|
|
Arztfälle |
371 |
1.213 |
Bruttohonorar PK + EK in € |
56.259,38 |
107.490,46 |
RLV-relevante Fallzahl |
875 |
330 |
RLV Obergrenze |
40.705,00 |
15.781,42 |
RLV angefordert |
39.164,21 |
127.242,53 |
Frau Dr. A1. |
|
|
Arztfälle |
1.398 |
1.111 |
Bruttohonorar PK + EK in € |
114.438,41 |
98.561,62 |
RLV-relevante Fallzahl |
875 |
1.226 |
RLV Obergrenze |
40.705,00 |
55.225,01 |
RLV angefordert |
80.645,42 |
63.635,08 |
Gegen den Honorarbescheid für das Quartal I/10 erhob die Klägerin, wie in der Tabelle angegeben, am 7.10.2010 Widerspruch.
Die Beklagte hatte das Regelleistungsvolumen für das Quartal I/10 mit Bescheid vom 17.12.2009 wie folgt festgesetzt.
|
Name RLV-Gruppe |
RLV- relevante Fallzahl |
Fallwert in € |
Fallwertab- staffelung |
Alters- struktur quote |
Aufschlag fachgleiche BAG |
RLV in € |
Herr Dr. A. Nuklearmediziner |
1.379 |
42,51 |
1,0000 |
0,9881 |
1,1 |
63.716,07 |
Frau Dr. A1. Nuklearmedizinerin |
1.226 |
42,51 |
1,0000 |
0,9633 |
1,1 |
55.225,01 |
Herr Dr. C.. Nuklearmediziner |
330 |
42,51 |
1,0000 |
1,0227 |
1,1 |
15.781,42 |
Gesamt |
|
|
|
|
|
134.722,50 |
Hiergegen hatte die Klägerin am 30.12.2009 Widerspruch erhoben. In ihren Widersprüchen stellt die Klägerin darauf ab, dass ihr der Status als “junge Praxis„ zuzuerkennen sei.
Mit Widerspruchsbescheid vom 30.1.2013 wies die Beklagte die Widersprüche zurück.
In Ihrem Widerspruchsbescheid führte sie im Besonderen aus, dass eine Sonderregelung für Praxen in der Aufbauphase, bezeichnet als Status “Junge Praxis„, bei folgenden Kriterien Anwendung fände: 1. Ärzte, die sich innerhalb von 2 Jahren vor dem Aufsatzquartal niedergelassen haben und 2. deren Fallzahl im Aufsatzquartal unterhalt der Fachgruppenfallzahlen liegt. Diese Regelung käme jedoch nicht in Frage, wenn ein in der Praxis vorhandener Arztsitz nicht die o.g. Kriterien erfülle. Dies sei für Herrn Dr. A. der Fall, der seit 1.10.2001 niedergelassen sei und bei dem zudem, wie im Übrigen bei Frau Dr. A1., die Fallzahl im Aufsatzquartal bereits über der Fallzahl der Fachgruppe liege.
Ferner könne die für das Quartal III/09 in Bezug auf Herrn Dr. C. getroffene Re...