FinMin Sachsen, Erlaß v. 25.3.2004, 35 - S 38289 - 1/21 - 12640
R 85a ErbStR 2003 und H 85a ErbStH 2003 enthalten keine Aussage darüber, wie zu verfahren ist, wenn mit dem mehrfach erworbenen Vermögen und ggf. weiterem erworbenen Vermögen Schulden und Lasten in wirtschaftlichem Zusammenhang stehen. In den Beispielen zu H 85a ErbStH 2003 wird lediglich die Erbfallkostenpauschale berücksichtigt. Eine Aufteilung der Erbfallkostenpauschale auf das mehrfach erworbene und das weitere Vermögen würde die abzuziehende Steuerermäßigung und die festzusetzende Erbschaftsteuer nicht verändern, weshalb darauf verzichtet werden konnte.
Zu der Frage, wie Schulden und Lasten zu behandeln sind, wenn ein Erwerb neben mehrfach erworbenem Vermögen i.S.d. § 27 Abs. 1 ErbStG (begünstigtes Vermögen) auch anderes Vermögen umfasst, bitte ich folgende Auffassung zu vertreten:
Die Steuer für den Gesamterwerb ist gemäß § 27 Abs. 2 ErbStG in dem Verhältnis aufzuteilen, in dem der Nettowert des begünstigten Vermögens nach Abzug der mit diesem Vermögen zusammenhängenden Schulden und Lasten zu dem Wert des steuerpflichtigen Gesamterwerbs nach Abzug aller Schulden und Lasten (vgl. R 24a ErbStR 2003) und vor Abzug des dem Erwerber zustehenden Freibetrags steht. Dabei können die in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Schulden und Lasten direkt zugeordnet werden.
Die nicht in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Schulden und Lasten sind dem begünstigten Vermögen anteilig zuzuordnen. Hierunter fallen insbesondere die Erbfallkosten (Erbfallkostenpauschale bzw. tatsächlich nachgewiesene Kosten), die sonstigen Erblasserschulden, Vermächtnisse und Auflagen, die sich nicht unmittelbar auf einen erworbenen Vermögensgegenstand beziehen, sowie Pflichtteilsansprüche. Die Berechnung im Einzelnen ist nachfolgend dargestellt. Dabei behandeln die Beispiele 2 und 3 jeweils auch die Kombination mit Wertveränderungen im mehrfach erworbenen Vermögen.
Beispiel 1:
Großvater G (verstorben am 2.2.2000) vermachte seinem Enkel E ein Wertpapierdepot mit einem Steuerwert von 1.955.830 DM, das entspricht 1.000.000 EUR. Das Depot war mit einer Restschuld aus der Anschaffung von 195.583 DM belastet, das entspricht 100.000 EUR. Diese Schuld musste E mit übernehmen. Als E selbst am 1.12.2003 durch einen Unfall ums Leben kommt, erbt seine Ehefrau F das Wertpapierdepot, Wert zu diesem Zeitpunkt 1.000.000 EUR, und ein Mietwohngrundstück mit einem Steuerwert von 1.200.000 EUR. Auf dem Wertpapierdepot ruht noch eine Restschuld von 100.000 EUR, auf dem Grundstück noch eine Restschuld von 500.000 EUR.
Besteuerung des Vermächtnisnehmers E 2000
Wertpapiere |
1.955.830 DM |
Nachlassverbindlichkeiten |
- 195.583 DM |
Bereicherung |
1.760.247 DM |
Das entspricht 900.000 EUR (aufgerundet) |
|
Persönlicher Freibetrag |
- 100.000 DM |
Steuerpflichtiger Erwerb |
1.660.247 DM |
abgerundet |
1.660.200 DM |
Steuersatz 19 % |
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Erbschaftsteuer |
315.438 DM |
Das entspricht 161.281 EUR (aufgerundet) |
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Besteuerung des Erwerbs der F 2003
Wertpapiere |
1.000.000 EUR |
Weiteres Vermögen |
+ 1.200.000 EUR |
Gesamterwerb |
2.200.000 EUR |
Nachlassverbindlichkeiten |
- 600.000 EUR |
Erbfallkostenpauschale |
- 10.300 EUR |
Wert des Erwerbs |
1.589.700 EUR |
Persönlicher Freibetrag |
- 307.000 EUR |
Versorgungsfreibetrag |
- 256.000 EUR |
Steuerpflichtiger Erwerb |
1.026.700 EUR |
Steuersatz 19 % |
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Erbschaftsteuer |
195.073 EUR |
Auf den mehrfach besteuerten Teil des Vermögens (= begünstigtes Vermögen) entfallender Steuerbetrag:
Abzug der unmittelbar zuzuordnenden Schulden
Begünstigtes Vermögen 2003 |
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1.000.000 EUR – 100.000 EUR |
900.000 EUR |
900.000 EUR |
Maximal Nettowert beim Erwerb 2000 |
- 900.000 EUR |
|
Dem nicht begünstigten Vermögen 2003 zuzurechnen |
0 EUR |
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Nicht begünstigtes Vermögen 2003 |
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1.200.000 EUR – 500.000 EUR |
+ 700.000 EUR |
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Werterhöhung begünstigtes Vermögen (wie oben) |
+ 0 EUR |
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700.000 EUR |
+ 700.000 EUR |
Summe |
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1.600.000 EUR |
Abzug der nicht unmittelbar zuzuordnenden Schulden (hier zur Vereinfachung nur Erbfallkostenpauschale)
Dem begünstigten Vermögen 2003 sind zuzurechnen: |
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900.000 EUR/1.600.000 EUR = 0,5625 (abgerundet) |
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10.300 EUR × 0,5625 = 5.793 EUR (abgerundet) |
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Nettowert begünstigtes Vermögen 900.000 EUR – 5.793 EUR = |
894.207 EUR |
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Dem nicht begünstigten Vermögen sind zuzurechnen: |
|
10.300 EUR – 5.793 EUR = 4.507 EUR |
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Nettowert nicht begünstigtes Vermögen 700.000 EUR – 4.507 EUR |
+ 695.493 EUR |
Gesamtnettowert |
1.589.700 EUR |
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Anteil des begünstigten Nettovermögens 2003 |
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894.207 EUR/1.589.700 EUR = 0,5626 (aufgerundet) |
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Anteil der auf begünstigtes Vermögen entfallenden Erbschaftsteuer 2003 |
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195.073 EUR × 0,5626 = 109.749 EUR (aufgerundet) |
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Maßgeblicher Ermäßigungssatz für 4 Jahre = 35 % |
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Ermäßigungsbetrag 109.749 EUR × 35 % = (aufgerundet) |
38.413 EUR |
Erbschaftsteuer 2000 = 161.281 EUR
Höchstbetrag 161.281 EUR × 35 % = 56.449 EUR (aufgerundet)
Der Höchstbetrag wird hier nicht überschritten.
Wenn das Vermögen 2000 beim nachfolgenden Erwerb nicht vollständig übergeht (z.B....