Rz. 284
Die unterlegene Mietvertragspartei kann Einwendungen gegen die titulierte Forderung mittels einer Vollstreckungsabwehrklage gemäß § 767 Abs.1 ZPO geltend machen, wenn die Gründe - auf denen sie beruhen - erst nach dem Schluss der mündlichen Verhandlung, in der Einwendungen nach den Vorschriften dieses Gesetzes spätestens hätten geltend gemacht werden müssen, entstanden sind und durch Einspruch nicht mehr geltend gemacht werden können (§ 767 Abs. 2 ZPO).
Der Mieter kann mit der Vollstreckungsabwehrklage gegenüber dem titulierten Anspruch des Vermieters auf Zahlung zukünftig fällig werdender Miete grundsätzlich geltend machen, das Mietverhältnis sei aufgrund einer von ihm nach Abschluss des Vorprozesses erklärten ordentlichen Kündigung beendet.
Rz. 285
Rz. 286
Der Vermieter kann gegen die "zur Zeit begründete" Verurteilung zur Rückzahlung der Betriebskostenvorauszahlungen an den Mieter mangels Erteilung der fälligen Betriebskostenabrechnung Vollstreckungsabwehrklage mit der Begründung erheben, dass die Abrechnung erst nach dem Schluss der mündlichen Verhandlung im Vorprozess erfolgte und sein Nachforderungsanspruch auch nicht mehr durch Einspruch hätte geltend gemacht werden können (BGH, Hinweisbeschluss v. 10.8.2010, VIII ZR 319/09, ZMR 2011, 25 = MietPrax-AK § 767 ZPO Nr. 1).
Rz. 287
Gegen die Verurteilung zur Zahlung eines Kostenvorschusses für Mängelbeseitigung (§ 536a Abs. 2) kann der Vermieter Vollstreckungsabwehrklage mit der Begründung erheben, dass er die Mängelbeseitigung seinerseits nach Abschluss des Vorprozesses in einer den Annahmeverzug des Mieters begründenden Weise angeboten hat (LG Berlin, Urteil v. 8.5.2018, 63 S 127/17, GE 2018, 877).
Rz. 288
Der Mieter kann sich mit einer Vollstreckungsabwehrklage gegen einen auf Gewährung des Zutritts zur Mietwohnung und auf Duldung der Durchführung von Prüf- und Reparaturarbeiten (hier: vermuteter Rohrbruch) gerichteten Vollstreckungstitel wehren (BGH, Beschluss v. 23.5.2023, VIII ZB 16/22, NZM 2023, 833).
Rz. 289
Der Mieter kann sich gegen die Vollstreckung eines Räumungsurteils mit der Vollstreckungsabwehrklage wenden, wenn mehr als 13,5 Jahre ab Erlass des Räumungstitels vergangen sind und ein Umstandsmoment hinzukommt, sodass von einer Verwirkung des titulierten Räumungsanspruchs auszugehen ist (AG München, Urteil v. 2.3.2017, 424 C 26626/16, WuM 2017, 607).
Rz. 290
Wird in einem Urteil auf Schadensbeseitigung (hier: durch Regenwasser beschädigter Dielenfußboden) der Schadensort und der zu beseitigende Schaden nicht ausreichend bezeichnet, kann der dazu verurteilte Schuldner die Unzulässigkeit der Zwangsvollstreckung durch Vollstreckungsgegenklage geltend machen (AG Berlin-Mitte, Urteil v. 21.2.2013, 24 C 56/12, GE 2013,421).
Rz. 291-299
(unbesetzt)