Daniel Amelung, Lars Bachler
Rdn 476
Literaturhinweise:
s. die Hinw. bei → Justizverwaltungsakte, Anfechtung (§§ 23 ff. EGGVG), Allgemeines, Teil B Rdn 324.
Rdn 477
1.a) Nach § 29 Abs. 4 EGGVG besteht die Möglichkeit, für den Antrag nach §§ 23 ff. EGGVG PKH nach den Vorschriften der ZPO in Anspruch zu nehmen. Seiner systematischen Stellung nach scheint die Vorschrift zwar nur für das Rechtsmittelverfahren Anwendung zu finden, der Gesetzgeber wollte aber mit der Neufassung den Regelungsgehalt des § 29 Abs. 3 EGGVG a.F. übernehmen (BT-Drucks 16/6308, S. 318), sodass PKH auch für die Instanz vor dem OLG beantragt werden kann. Gegebenenfalls ist PKH für jede Instanz gesondert zu beantragen (§ 29 Abs. 4 EGGVG i.V.m. § 119 Abs. 1 S. 1 ZPO).
Rdn 478
Hierfür wird eine zusammenhängende und aus sich heraus verständliche Sachdarstellung verlangt (Meyer-Goßner/Schmitt, § 29 EGGVG Rn 11).
☆ Wegen der durch § 30 EGGVG ausgelösten Kostenpflicht bei erfolglosem Hauptsacheverfahren bietet sich an, den Antrag nach § 23 EGGVG von der gleichzeitig beantragten Bewilligung von PKH abhängig zu machen . Ein den inhaltlichen Antragserfordernissen entsprechender Antrag auf PKH wahrt die Frist des § 26 Abs. 1 EGGVG (BayObLG, Beschl. v. 20.7.2022 – 203 VAs 139/22, StV 2023, 590; LR- Gerson , § 26 EGGVG Rn 1; Kissel/ Mayer , § 26 EGGVG Rn 19; MüKo-StPO/ Ellbogen , § 26 EGGVG Rn 4).Bewilligung von PKH abhängig zu machen. Ein den inhaltlichen Antragserfordernissen entsprechender Antrag auf PKH wahrt die Frist des § 26 Abs. 1 EGGVG (BayObLG, Beschl. v. 20.7.2022 – 203 VAs 139/22, StV 2023, 590; LR-Gerson, § 26 EGGVG Rn 1; Kissel/Mayer, § 26 EGGVG Rn 19; MüKo-StPO/Ellbogen, § 26 EGGVG Rn 4).
Rdn 479
b) Die Bewilligung richtet sich nach §§ 114 ff. ZPO. Die Versagung von Prozesskostenhilfe ist gem. § 29 Abs. 4 EGGVG i.V.m. § 567 Abs. 1 ZPO nicht mit der sofortigen Beschwerde anfechtbar (BGH, Beschl. v. 20.2.2020 – 5 AR (VS) 80/19). Die Versagung kann aber mit der Rechtsbeschwerde angefochten werden, sofern sie das OLG zugelassen hat (§ 29 Abs. 4 EGGVG i.V.m. § 574 Abs. 1 Nr. 2 ZPO).
Rdn 480
2. Die Beiordnung eines Verteidigers/Rechtsanwalts entsprechend § 140 Abs. 2 kommt im Verfahren nach §§ 23 ff. EGGVG nicht in Betracht (OLG Braunschweig, Beschl. v. 25.2.2021 – 1 VAs 1/21, NStZ 2022, 384; OLG Saarbrücken, Beschl. v. 8.12.2016 – VAs 29/16; Meyer-Goßner/Schmitt, § 29 EGGVG Rn 11). Eine Beiordnung kann nur im PKH-Verfahren nach § 121 Abs. 2 ZPO erreicht werden.
Siehe auch: → Justizverwaltungsakte, Anfechtung (§§ 23 ff. EGGVG), Allgemeines, Teil B Rdn 323, m.w.N.; → Allgemeine Gebührenfragen, Allgemeines, Teil D Rdn 1, m.w.N.