Entscheidungsstichwort (Thema)

Untätigkeitsbeschwerde

 

Leitsatz (amtlich)

Ist eine Entscheidung noch nicht ergangen, kennt das SGG kein Rechtsmittel gegen die Untätigkeit des Gerichts (vgl BSG vom 4.9.2007 - B 2 U 308/06 B = SozR 4-1500 § 160a Nr 18 und 21.5.2007 - B 1 KR 4/07 S = SozR 4-1500 § 160a Nr 17; BVerfG vom 30.4.2003 - PBvU 1/02 = SozR 4-1100 Art 103 Nr 1; EGMR vom 8.6.2006 - 75529/01 = NJW 2006, 2389).

 

Tenor

Die Beschwerde des Beschwerdeführers gegen die Untätigkeit des Sozialgerichts Altenburg wird als unzulässig verworfen.

Der Beschluss ist unanfechtbar.

 

Gründe

I.

Im Hauptsacheverfahren (Az.: S 20 AS 1819/05) streiten die Beteiligten über die Zuordnung der Mitglieder der Bedarfsgemeinschaft des Beschwerdeführers zur richtigen Krankenkasse betreffend den Bewilligungszeitraum vom 1. Januar 2005 bis 30. Mai 2005.

Der im Jahre 1957 geborene Beschwerdeführer beantragte im Dezember 2004 für sich und die mit ihm in Bedarfsgemeinschaft lebenden Ehefrau und Sohn Leistungen zur Grundsicherung nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II). Mit Bescheid vom 13. Dezember 2004 bewilligte die Beklagte diese für die Zeit vom 1. Januar 2005 bis 30. Mai 2005.

Der Beschwerdeführer legte dagegen Widerspruch ein und begehrte höhere Kosten für die Unterkunft und Heizung. Mit Änderungsbescheid vom 9. Februar 2005 berücksichtigte die Beklagte für den Bewilligungsabschnitt vom 1. Januar 2005 bis 30. Mai 2005 auch die Gebühren für den Kabelanschluss als Kosten der Unterkunft. Den Beschwerdeführer führte sie in diesem Bescheid als pflichtversichertes Mitglied in der DAK (Ost), seine Ehefrau als familienversichert bei der DAK (Ost) und seinen Sohn als familienversichert bei der AOK Thüringen.

Den weitergehenden Widerspruch wies die Beklagte mit Widerspruchsbescheid vom 17. Februar 2005 zurück. Die dagegen erhobene Klage wird beim Sozialgericht Altenburg unter dem Az.: S 20 AS 591/05 geführt.

Mit weiterem Änderungsbescheid vom 15. Februar 2005 führte die Beklagte nunmehr auch den Sohn des Beschwerdeführers als familienversichertes Mitglied bei der DAK (Ost) im Zeitraum vom 1. Januar 2005 bis 30. Mai 2005.

Sowohl gegen den Änderungsbescheid vom 9. Februar 2005 als auch gegen den Änderungsbescheid vom 15. Februar 2005 legte der Beschwerdeführer mit Schreiben vom 7. März 2005 abermals Widerspruch ein. Die Beklagte habe die Zugehörigkeit zur Krankenkasse mit den Bescheiden willkürlich mit Wirkung zum 1. Januar 2005 geändert. Diese stehe im Widerspruch gegen das Grundrecht, eine Krankenkasse frei wählen zu können.

Gegen den nachfolgenden Widerspruchsbescheid vom 3. Juni 2005 hat der Beschwerdeführer ebenfalls Klage erhoben, die am 4. Juli 2005 beim Sozialgericht Altenburg eingegangen ist. In der Folge hat die zuständige Kammervorsitzende das Verfahren wegen des engen sachlichen Zusammenhangs mit dem Rechtsstreit Az.: S 20 AS 591/05 bearbeitet. Nachdem dem Beschwerdeführer dort keine Post zugestellt werden konnte, hat die zuständige Kammervorsitzende zunächst vergeblich beim Einwohnermeldeamt zur (vermeintlich) neuen Anschrift des Beschwerdeführers ermittelt. Auf ihre Nachfrage hat die Beklagte mitgeteilt, dass der Beschwerdeführer nach wie vor unter der alten Anschrift erreichbar ist.

Mit richterlicher Verfügung vom 10. Oktober 2007 hat die Kammervorsitzende den Beschwerdeführer darauf hingewiesen, dass die angefochtenen Bescheide nach § 96 des Sozialgerichtsgesetzes (SGG) zum Gegenstand des Rechtsstreites mit dem Az.: S 20 AS 591/05 geworden seien. Die vorliegende Klage sei deshalb (wegen doppelter Rechtshängigkeit) unzulässig.

Mit Schriftsatz vom 30. Oktober 2007 hat der Beschwerdeführer mitgeteilt, dass er die Klage nicht zurücknehme. Außerdem hat er auf Seite 2 unten des Schriftsatzes ausgeführt: “Gleichzeitig rüge ich und lege Beschwerde ein gegen die Missachtung des beantragten beschleunigten Verfahrens durch das Gericht.„

Mit richterlicher Verfügung vom 5. November 2007 hat das Sozialgericht die Beschwerde an das Thüringer Landessozialgericht weitergeleitet.

Der Beschwerdeführer beantragt sinngemäß,

der nach dem Geschäftsverteilungsplan des Sozialgerichts Altenburg zuständigen Kammervorsitzenden aufzugeben, den Rechtsstreit mit den Az.: S 20 AS 1819/05 beschleunigt zu bearbeiten und alsbald einen Termin zur mündlichen Verhandlung anzuberaumen.

Die Beklagte hat sich nicht geäußert.

Auf Hinweis des früheren Berichterstatters des Senats hat der Beschwerdeführer unter dem 3. Dezember 2007 erklärt, er halte die Beschwerde gegen die Untätigkeit des Gerichts aufrecht.

Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichts- und Beklagtenakten verwiesen.

II.

Die Beschwerde ist mangels Statthaftigkeit unzulässig.

Nach § 172 Abs. 1 SGG sind alle Entscheidungen des Sozialgerichts mit Ausnahme der Urteile und Entscheidungen des Vorsitzenden, die bereits ergangen sind, mit der Beschwerde anfechtbar soweit im Gesetz nichts anderes bestimmt ist. Ist eine Entscheidung - so wie hier - noch gar nicht ergangen, mithin auch bei einer Verzö...

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