Die Unternehmer sind verpflichtet, dem zuständigen Unfallversicherungsträger Unfälle, die sich in ihrem Betrieb ereignet haben, zu melden.
Bei Unfällen von
- Schülern ist der Schulhoheitsträger (unabhängig davon, ob er auch Unternehmer ist),
- Versicherten, die in medizinischen Einrichtungen stationär, teilstationär oder ambulant behandelt werden oder
- Personen, die an Präventionsmaßnahmen teilnehmen,
- der Träger der Einrichtung
für die Unfallanzeige zuständig.
Auf die Art der Versicherung (freiwillige oder Pflichtversicherung) desjenigen, der den Unfall erlitten hat, kommt es nicht an.
Die Anzeigepflicht bezieht sich auf
Unfälle im Betrieb (einschließlich Betriebswege, Reisen zu beruflich veranlassten Auswärtstätigkeiten), durch die Versicherte getötet oder so verletzt worden sind, dass sie für mehr als 3 Tage arbeitsunfähig werden.
Arbeitsunfall und Homeoffice
Das BSG hat mit Urteil vom 8.12.2021 entschieden, dass bei einem Sturz auf dem morgendlichen Weg zwischen privaten Wohnräumen und häuslichem Büro im Rahmen des Homeoffice ein Arbeitsunfall vorliegt. Mithin ist der Weg zur erstmaligen Arbeitsaufnahme als Betriebsweg versichert.
Erleichterungen für die Feststellung des Vorliegens eines Arbeitsunfalls ergeben sich auch durch die Änderungen des SGB VII gemäß "Gesetz zur Förderung der Betriebsratswahlen und Betriebsratsarbeit in einer digitalen Arbeitswelt (Betriebsrätemodernisierungsgesetz)" vom 14.6.2021 (BGBl. I S. 1762). § 8 Abs. 1 Satz 3 SGB VII regelt, das Versicherungsschutz in gleichem Umfang wie bei der Ausübung der Tätigkeit auf der Unternehmensstätte besteht, wenn die versicherte Tätigkeit im Haushalt der Versicherten oder an einem anderen Ort ausgeübt wird.
Mit § 8 Abs. 2 Nr. 2 Buchst. a SGB VII wird nun geregelt, dass das Zurücklegen des unmittelbaren Wegs nach und von dem Ort, an dem Kinder von Versicherten fremder Obhut anvertraut werden, wenn die versicherte Tätigkeit an dem Ort des gemeinsamen Haushalts ausgeübt wird, versicherte Tätigkeiten sind.
Wegeunfall bei Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel
Das BSG hat sich in dem Urteil vom 28.6.2022 mit der Frage der Unterbrechung und Wiederbegründung des Versicherungsschutzes bei Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und privat erfolgtem Arztbesuch auseinandergesetzt. Das Ausssteigen aus der Straßenbahn und das Aufsuchen einer Arztpraxis zu Fuß auf dem Heimweg als Zwischenziel habe den Schutz lediglich unterbrochen. Relevant für das Bestehen des Versicherungsschutzes sei, dass im Unfallzeitpunkt diese Unterbrechung des versicherten Wegs beendet und der Schutz bereits wiederaufgelebt war.
Berufskrankheiten, sofern dem Unternehmer hierfür im Einzelfall Anhaltspunkte vorliegen.
Bei einem begründeten Verdacht auf eine Berufskrankheit besteht die Anzeigenverpflichtung auch für Ärzte bzw. Zahnärzte. Dem Unfallversicherungsträger oder der für den medizinischen Arbeitsschutz zuständigen Stelle ist der Verdacht unverzüglich anzuzeigen. Für die Anzeige steht der Vordruck zur Verfügung.
Abgrenzung COVID-19-Erkrankung als Arbeitsunfall oder Berufskrankheit
Die Infektion mit dem Coronavirus-SARS-CoV-2 und anschließender Erkrankung kann – je nach Vorliegen der weiteren Voraussetzungen – eine Berufskrankheit oder ein Arbeitsunfall sein. Die Anforderungen sind für die Annahme einer Berufskrankheit höher gefasst. So muss die Infektion und anschließende Erkrankung beispielsweise Folge einer Tätigkeit im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem Laboratorium sein, mithin ein Zusammenhang zwischen der Tätigkeit und besonderen Infektionsgefahr bestehen. Der Spitzenverband DGUV informiert umfassend über die einzelnen Abgrenzungskriterien und Voraussetzungen.
Problem des Kausalitätsnachweises
Der Nachweis, dass sich die Infektion nicht im privaten Bereich ereignet hat (z. B. beim Einkaufen), kann im Einzelfall schwer zu führen sein.
Bei Arbeitnehmerüberlassung ist jeder Unternehmer (Verleihunternehmen, Entleiher) anzeigepflichtig.
Bei Unfällen auf Reisen zu beruflich veranlassten Auswärtstätigkeiten kann die Meldung auch gegenüber der inländischen Ortspolizeibehörde des Bezirks erfolgen, in dem sich der Verletzte zuerst nach dem Unfall aufhält.
Bei Unfällen im Ausland kommt ggf. die Ortspolizeibehörde des inländischen Betriebssitzes infrage.
Sonderregelungen gelten für Arbeitsunfälle auf Schiffen.