Das anwaltliche Gebührenrecht gehört zum unabdingbaren Pflichtrepertoire jeder Rechtsanwältin und jedes Rechtsanwalts. Nicht nur, weil es die wirtschaftliche Grundlage der beruflichen Tätigkeit bildet und es sich kaum einer leisten kann, Gebühren zu verschenken. Sondern auch, da eine falsche Abrechnung oder das Unterlassen von Belehrungen – in jüngster Zeit zunehmend – schnell unangenehme, auch strafrechtliche Konsequenzen haben können. In der Praxis gehört die Abrechnung für viele allerdings zu einer ungeliebten Nebentätigkeit, der nur wenig Zeit gewidmet wird, oder die, mit Ausnahme der Unterschrift, ganz den Angestellten überlassen wird. Immer häufiger kommt es dabei zu Konflikten mit Mandanten nach Abschluss des Mandats, die teilweise mehr Zeit in Anspruch nehmen als das Mandat selbst.
Dabei wird oft unterschätzt, dass das Vergütungsrecht ein eigenes Rechtsgebiet, das RVG ein Gesetz wie jedes andere ist und daher – auch in eigener Angelegenheit – mit derselben Sorgfalt bearbeitet werden sollte. Immerhin hat eins der vielfältigen RVG-Kommentare inzwischen fast so viele Seiten wie der Grüneberg.
Dieses Buch kann und soll keinen – in jedes Büro gehörenden – RVG-Kommentar ersetzen. Im Alltag fehlt jedoch in der Regel die Zeit, vor jeder Abrechnung einen Blick in die umfangreichen Darstellungen zu werfen. Die Erfahrung aus der früheren Rechtspflegertätigkeit im Bereich Beratungshilfe und Kostenfestsetzung sowie als Referentin im Bereich Vergütungsrecht beim DAV zeigt aber, dass ein Großteil der Schwierigkeiten auf denselben Ursachen basiert. Als kleiner kompakter Praxisratgeber für den Alltag soll das Buch daher allen, die im Bereich des anwaltlichen Vergütungsrechts unterwegs sind, dabei helfen, schneller zu erkennen, wo der Hase im Pfeffer begraben liegen könnte, und so die häufigsten Irrwege im Gebührenlabyrinth zu vermeiden. Die Mischung aus den wichtigsten Grundlagen der Vergütungsabrechnung, den Antworten auf häufig gestellte Abrechnungsfragen sowie den wichtigsten BGH-Entscheidungen wird dazu beitragen, die größten Fettnäpfchen zu umgehen und bei den ganzen Detailfragen insbesondere den Blick für die wesentlichen Punkte nochmals zu schärfen. Oft lassen sich dadurch Missverständnisse sowie zeit- und nervenaufreibende Gebührenstreitigkeiten ersparen. Es soll außerdem dazu ermutigen, sich wie in anderen Rechtsgebieten mit Kolleg:innen auszutauschen, denn Sie werden feststellen: Mit Ihren Fragen sind Sie meist nicht allein.
Berlin, Oktober 2022 |
Sabrina Reckin |