Grundsätzlich ist der Rechtsberater – der Rechtsanwalt ebenso wie der Steuerberater – verpflichtet, die Weisungen seines Mandanten zu befolgen, selbst wenn dies zu Nachteilen für den Mandanten führen kann (BGH, Urt. v. 25.9.2014 – IX ZR 199/13, DB 2014, 2399 Rn 19; v. 9.11.2017 – IX ZR 270/16, ZAP EN-Nr. 53/2018 = NJW 2018, 541 Rn 11). Dies folgt schon daraus, dass für den Anwaltsvertrag gem. § 675 BGB die Vorschrift des § 665 BGB entsprechende Anwendung findet. Weicht der Berater von einer Weisung des Mandanten ab, liegt darin eine Pflichtverletzung, die ihn grundsätzlich zum Schadensersatz verpflichtet (BGH, Urt. v. 9.11.2017 – IX ZR 270/16, a.a.O., Rn 11 unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 20.3.1984 – VI ZR 154/82, WM 1984, 1025; v. 15.11.2007 – IX ZR 44/04, BGHZ 174, 205 Rn 8; v. 25.9.2014 – IX ZR 199/13, WM 2014, 2274 Rn 19). Allerdings hat der Berater den erteilten Weisungen nicht blindlings Folge zu leisten. Gerade bei qualifizierten Dienstleistungen wie einer Rechtsberatung muss der Beauftragte stets auch auf den Sinn der ihm erteilten Weisungen achten, damit dem Mandanten nicht durch äußerlich zwar dem Auftrag entsprechende, der Sache nach aber nicht gebotene Schritte Nachteile entstehen (BGH, Urt. v. 9.11.2017 – IX ZR 270/16, a.a.O., Rn 11 unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 7.10.1976 – III ZR 110/74, VersR 1977, 421, 422; v. 20.3.1984 – VI ZR 154/82, a.a.O.). Nach § 675 Abs. 1, § 665 BGB ist der Berater zwar berechtigt, von den Weisungen des Auftraggebers abzuweichen, wenn er den Umständen nach annehmen darf, dass der Auftraggeber bei Kenntnis der Sachlage die Abweichung billigen würde. Vor der Abweichung hat er jedoch dem Auftraggeber Anzeige zu machen und dessen Entscheidung abzuwarten, wenn nicht mit dem Aufschub Gefahr verbunden ist (BGH, Urt. v. 9.11.2017 – IX ZR 270/16, a.a.O., Rn 11 unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 25.9.2014 – IX ZR 199/13, a.a.O., Rn 19).
Hinweis:
Ein Berater, der entsprechend einer wirksamen Weisung des Bevollmächtigten seines Mandanten einen für diesen entgegengenommenen Zahlungsbetrag an einen Dritten auskehrt, handelt nicht pflichtwidrig, wenn es an einem evidenten Missbrauch der Vertretungsmacht fehlt (vgl. BGH, Urt. v. 11.5.2017 – IX ZR 238/15, ZAP EN-Nr. 490/2017 = NJW 2017, 3373 Rn 13 = WM 2018, 391).
Der Rechtsanwalt ist nicht gehalten, einer Weisung des Mandanten zu folgen, die seinem wohldurchdachten Rat widerspricht und mit wirtschaftlichen Nachteilen für die vertretene Partei verbunden ist. Um die verfehlte Weisung des Mandanten, einen aussichtslosen Rechtsstreit fortzusetzen, zu erfüllen, müsste der Anwalt eine Klage oder ein Rechtsmittel mit Erwägungen begründen, die verfahrensrechtlich unerheblich sind oder materiell-rechtlich erkennbar nicht durchgreifen. Dies ist ihm mit Rücksicht auf sein Ansehen unzumutbar. Schließlich ist das unvernünftige Hinwegsetzen über den begründeten Vorschlag des Anwalts geeignet, die Vertrauensgrundlage des Mandatsverhältnisses nachhaltig zu erschüttern (BGH, Urt. v. 16.2.2017 – IX ZR 165/16, ZAP EN-Nr. 462/2017 = DB 2017, 1258, Rn 21 unter Bezugnahme auf BGH, Urt. v. 26.9.2013 – IX ZR 51/13, WM 2014, 89 Rn 13). Anderes gilt nur dann, wenn das Mandat unter der Voraussetzung erteilt wurde, den Rechtsstreit unabhängig von den objektiven Erfolgsaussichten auf jeden Fall durchzuführen (BGH, Urt. v. 16.2.2017 – IX ZR 165/16, ZAP EN-Nr. 462/2017 = DB 2017, 786 Rn 17; vgl. vorstehend unter III. 5.).