Wenn der Unterhaltspflichtige diese Abzugsmöglichkeit erst in seiner Jahressteuererklärung geltend macht, kann sich dieser Vorteil erst im nächsten Jahr durch die dann ausgezahlte Steuererstattung realisieren und mithin erst das Einkommen des nächsten Jahres erhöhen (dazu siehe auch unten XVI.). Um dieser Verzögerung zu entgehen, kann der Unterhaltsbetrag auch als Freibetrag in die Steuerkarte eingetragen werden. Damit werden schon die monatlichen Steuerbelastungen vermindert und das Nettoeinkommen steigt. Auf diese Weise führt die steuerliche Abzugsfähigkeit von Unterhaltszahlungen zu einer sofortigen Erhöhung des laufenden bereinigten Einkommens des Unterhaltspflichtigen und folglich zu einem aktuell höheren Unterhaltsanspruch.
Hinweis:
Eine solche Eintragung nimmt das Finanzamt aber nur vor, wenn die Unterhaltszahlung tatsächlich auch erfolgt. In der Praxis ist die Höhe der Unterhaltszahlung aber gerade umstritten. Ob im Unterhaltsprozess eine hypothetische Berechnung vorzunehmen ist, ist strittig. Diese kann nur gestützt werden auf die unterhaltsrechtliche Obliegenheit, den Vorteil in Anspruch zu nehmen (zu hypothetischen Steuerberechnungen siehe unten XVI). Für die qualifizierte anwaltliche Beratung ist es jedoch erforderlich, die Auswirkungen der steuerlichen Absetzbarkeit von Unterhaltszahlungen zu erkennen und zu berücksichtigen.
Die – sehr komplizierte – konkrete Berechnungsweise soll daher hier dargestellt werden (Werte auf der Basis der Steuertabelle 2019).
Zu beachten ist dabei, dass sich bei dieser Berechnung lediglich die Steuern vermindern, nicht aber die Sozialversicherungsbeiträge.
a) Erster Berechnungsschritt
Bruttoeinkommen |
2.600,00 EUR |
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Lohnsteuer (Steuerklasse 1, keine Kinder) |
– 323,00 EUR |
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Kirchensteuer |
– 29,07 EUR |
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Solidarbeitrag |
– 17,76 EUR |
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Brutto nach Abzug von Steuern |
2.230,17 EUR |
|
Beitrag Krankenkasse |
– 198,90 EUR |
|
Beitrag Rentenversicherung |
– 241,80 EUR |
|
Beitrag Arbeitslosenversicherung |
– 32,50 EUR |
|
Beitrag Pflegeversicherung |
– 46,15 EUR |
|
Nettoeinkommen |
1.710,82 EUR |
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berufsbedingte Aufwendungen (5 %) |
– 85,54 EUR |
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bereinigtes mtl. Nettoeinkommen |
1.625,28 EUR |
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Unterhaltsanspruch des Ehegatten (3/7) |
696,55 EUR |
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b) Zweiter Berechnungsschritt
Die zuvor errechneten Unterhaltszahlungen sind steuerlich abzugsfähig (der Höchstbetrag ist nicht überschritten). Das steuerpflichtige Einkommen errechnet sich mithin wie folgt:
Bruttoeinkommen |
2.600,00 EUR |
|
Abzugsfähiger Unterhalt nach § 10e EStG |
– 696,55 EUR |
|
steuerpflichtiges Einkommen |
1.903,45 EUR |
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zweite Unterhaltsberechnung |
|
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Bruttoeinkommen |
2.600,00 EUR |
|
Lohnsteuer |
– 163,00 EUR |
|
Kirchensteuer |
– 14,67 EUR |
|
Solidarbeitrag |
– 8,97 EUR |
|
Brutto nach Abzug von Steuern |
2.413,36 EUR |
|
Beitrag Krankenkasse |
– 198,90 EUR |
|
Beitrag Rentenversicherung |
– 241,80 EUR |
|
Beitrag Arbeitslosenversicherung |
– 32,50 EUR |
|
Beitrag Pflegeversicherung |
– 46,15 EUR |
|
Nettoeinkommen |
1.894,01 EUR |
|
berufsbedingte Aufwendungen (5 %) |
– 94,70 EUR |
|
bereinigtes mtl. Nettoeinkommen |
1.799,31 EUR |
|
Unterhaltsanspruch des Ehegatten (3/7) |
771,13 EUR |
|
Der Unterhaltsanspruch hat sich auf 771,13 EUR erhöht.
c) Dritter Berechnungsschritt
Aufgrund des erhöhten Unterhalts erhöht sich aber der Steuerfreibetrag und das steuerpflichtige Einkommen sinkt:
Bruttoeinkommen |
2.600,00 EUR |
|
abzugsfähig nach § 10e EStG |
– 771,13 EUR |
|
steuerpflichtiges Einkommen |
1.828,87 EUR |
|
dritte Unterhaltsberechnung |
|
|
Bruttoeinkommen |
2.600,00 EUR |
|
Lohnsteuer |
– 146,25 EUR |
|
Kirchensteuer |
– 13,16 EUR |
|
Solidarbeitrag |
– 8,04 EUR |
|
Brutto nach Abzug von Steuern |
2.432,55 EUR |
|
Beitrag Krankenkasse |
– 198,90 EUR |
|
Beitrag Rentenversicherung |
– 241,80 EUR |
|
Beitrag Arbeitslosenversicherung |
– 32,50 EUR |
|
Beitrag Pflegeversicherung |
– 46,15 EUR |
|
Nettoeinkommen |
1.913,20 EUR |
|
berufsbedingte Aufwendungen (5 %) |
– 95,66 EUR |
|
bereinigtes mtl. Nettoeinkommen |
1.817,54 EUR |
|
Unterhaltsanspruch des Ehegatten (3/7) |
778,95 EUR |
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d) Vierter Berechnungsschritt
Diese Berechnungen sind so lange fortzusetzen, bis sich keine Veränderungen beim Nettoeinkommen mehr ergeben. Das ist aufgrund der gestaffelten Steuertabellen i.d.R. nach 4 bis 5 Rechendurchgängen der Fall.
Bruttoeinkommen |
2.600,00 EUR |
|
abzugsfähig nach § 10e EStG |
– 778,95 EUR |
|
steuerpflichtiges Einkommen |
1.821,05 EUR |
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vierte Unterhaltsberechnung |
|
|
Bruttoeinkommen |
2.600,00 EUR |
|
Lohnsteuer |
– 144,41 EUR |
|
Kirchensteuer |
– 12,99 EUR |
|
Solidarbeitrag |
– 7,94 EUR |
|
Brutto nach Abzug von Steuern |
2.434,66 EUR |
|
Beitrag Krankenkasse |
– 198,90 EUR |
|
Beitrag Rentenversicherung |
– 241,80 EUR |
|
Beitrag Arbeitslosenversicherung |
– 32,50 EUR |
|
Beitrag Pflegeversicherung |
– 46,15 EUR |
|
Nettoeinkommen |
1.915,31 EUR |
|
berufsbedingte Aufwendungen (5 %) |
– 95,77 EUR |
|
bereinigtes mtl. Nettoeinkommen |
1.819,54 EUR |
|
Unterhaltsanspruch des Ehegatten (3/7) |
779,80 EUR |
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e) Fünfter Berechnungsschritt
Bruttoeinkommen |
2.600,00 EUR |
|
abzugsfähig nach § 10e EStG |
– 779,80 EUR |
|
steuerpflichtiges Einkommen |
1.820,20 EUR |
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fünfte Unterhaltsberechnung |
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Bruttoeinkommen |
2.600,00 EUR |
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Lohnsteuer (von 1845,75 EUR) |
– 144,25 EUR |
|
Kirchensteuer |
– 12,98 EUR |
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Solidarbeitrag |
– 7,93 EUR |
|
Brutto nach Abzug von Steuern |
2.434,84 EUR |
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