Nicht Erfolg versprechend ist die Überlegung, durch eine Niederlegung des Mandats diese langfristigen Mehrbelastungen für die anwaltliche Praxis zu vermeiden. Denn der beigeordnete Verfahrensbevollmächtigte kann nach § 48 BRAO nicht einseitig die Vertretung niederlegen, sodass seine Vertretungsmacht und auch seine durch die Beiordnung ausgelösten Fürsorge-, Belehrungs- und Betreuungspflichten bis zu einer Entbindung durch das Gericht fortwirken. Er müsste gem. § 48 Abs. 2 BRAO seine Entpflichtung durch das Gericht erwirken (LAG Rheinland-Pfalz, Beschl. v. 3.8.2011 – 1 Ta 127/11, juris; BVerwG, Beschl. v. 10.4.2006 – 5 B 87/05 (5 PKH 39/05), juris; Thomas/Putzo/Seiler, ZPO, § 121 Rn 3; LG Saarbrücken, Beschl. v. 20.1.2012 – 5 T 30/12, FamRZ 2012, 1658).
Für eine solche Entpflichtung wären allerdings wichtige Gründe erforderlich (§ 48 Abs. 2 BRAO), wobei strenge Maßstäbe gelten (OLG Hamm, Beschl. v. 14.11.2011 – II-8 WF 256/11). Entsprechende Gründe sind bisher nur bei einer nachhaltigen und tiefgreifenden und nicht mehr behebbaren Störung des Vertrauensverhältnisses zwischen Mandant und Anwalt anerkannt worden (BGH, Beschl. v. 15.9.2010 – IV ZR 240/08, juris; BGH, Beschl. v. 31.10.1991 – XII ZR 212/90, NJW-RR 1992, 189; BGH, Urt. v. 10.8.1998 – VI ZR 174/97, juris Rn 2; BVerwG, Beschl. v. 29.11.2010 – 6 B 59/10, 6 B 59/10 (6 PKH 15/10), juris; OLG Hamm, Beschl. v. 15.12.2017 – 2 WF 204/17, FamRZ 2018, 688; OLG Hamm, Beschl. v. 4.10.2022 – II-11 WF 159/22, MDR 2023, 328; OLG Koblenz, Beschl. v. 10.10.2016 – 13 WF 957/16, FamRZ 2017, 637; BSG, Beschl. v. 3.2.2022 – B 12 KR 22/21 B; VG Potsdam, Beschl. v. 23.6.2022 – 8 K 6329/17.A; LSG Baden-Württemberg, Beschl. v. 3.11.2022 – L 3 AS 564/22; LSG Niedersachsen-Bremen, Beschl. v. 12.1.2023 – L 13 AS 281/22 B; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschl. v. 23.10.2023 – L 5 P 79/23 B; OLG Zweibrücken, Beschl. v. 21.12.1987 – 2 WF 200/87, NJW 1988, 570).
Nicht ausreichend sind die im Verfahrenskostenhilfeüberprüfungsverfahren gelegentlich auftretenden Schwierigkeiten, mit dem Mandanten Kontakt aufzunehmen. Erst recht nicht als wichtiger Grund eingestuft werden kann der anwaltliche Wunsch, von den Lästigkeiten des Verfahrenskostenhilfenachsorgeverfahrens verschont zu werden. Gerade durch § 48 Abs. 2 BRAO wird das besondere Interesse einer PKH-Partei geschützt, das gesamte PKH-Verfahren in den Händen ihres Prozessbevollmächtigten zusammenzuführen, damit dieser in die Lage versetzt wird, die im weiteren Verfahren notwendigen Schritte zu unternehmen. Denn eine Partei, die ihren Prozessbevollmächtigten für das PKH-Verfahren beauftragt hat, rechnet nicht damit, in diesem Verfahren selbst tätig werden zu müssen (LAG Sachsen-Anhalt, Beschl. v. 10.8.2023 – 5 Ta 65/22).