Generell gilt in allen Fällen, dass der in wirtschaftlich beengten Verhältnissen lebende Umgangsberechtigte sich ggf. einschränken muss und möglichst wenig Kosten bei der Ausübung des Umgangsrechts auslösen darf.
aa) Maßnahmen auf Seiten des umgangsberechtigten Elternteils
So muss insbesondere der barunterhaltspflichtige Elternteil, der ist in wirtschaftlich beengten Verhältnissen lebt, die Kosten des Umgangsrechts so niedrig wie möglich halten. Die Kosten können z.B. dadurch reduziert werden, dass die Umgangskontakte stärker als sonst üblich zeitlich zusammengefasst werden, also während mehrerer zusammenhängender Tage ausgeübt werden, dafür aber in geringeren Intervallen (also z.B. alle 3 Wochen statt 14-täglich; vgl. Klinkhammer in: Wendl/Dose; Unterhaltsrecht in der familiengerichtlichen Praxis, 8. Aufl. 2015, § 2 Rn 273; OLG Brandenburg, Beschl. v. 26.9.2013, 3 UF 49/13). Dies lässt sich allerdings in der Praxis nur bei Kindern realisieren, die noch nicht zur Schule gehen.
Bei der Ausübung des Umgangs müssen öffentliche Verkehrsmittel (OLG Jena, Beschl. v. 18.5.2016 – 1 UF 142/16, FuR 2017, 462, OLG Schleswig, Beschl. v. 20.12.2013 – 15 WF 414/13, FuR 2014, 371; Klinkhammer in: Wendl/Dose; a.a.O. § 2 Rn 273), direkte Verbindungen sowie Sondertarife und besonders günstige Angebote (OLG Koblenz, Beschl. v. 29.6.2017 – 13 UF 72/17, FuR 2018, 592 m.w.N., OLG Jena, Beschl. v. 18.5.2016 – 1 UF 142/16, FuR 2017, 462) genutzt werden, um jedenfalls den ungeschmälerten Mindestkindesunterhalt sicherzustellen (OLG Schleswig, Beschl. v. 20.12.2013 – 15 WF 414/13, MDR 2014, 477; OLG Stuttgart, Beschl. v. 19.10.2007 – 15 WF 229/07, FamRZ 2008, 1273; OLG Brandenburg, Beschl. v. 16.10.2012 – 10 UF 10/12, FamFR 2012, 535; Schmidt/Kohne in Eschenbruch/Schürmann/Menne, Kap. 2 Rn 512). Auch ist das Angebot der Kinder, mit einem Wochenendticket zum niedrigen Preis allein zum Vater fahren, zu beachten; der Vater kann dann keine höheren Umgangskosten mit dem Auto oder dem Zug anrechnen (OLG Stuttgart, Beschl. v. 9.8.2011 – 18 WF 130/11, FamFR 2011, 464).
bb) Maßnahmen auf Seiten des betreuenden Elternteils
Zu denken ist aber auch an die Mitwirkung des betreuenden Elternteils, die zu einer Reduzierung des Aufwands führen können. Auch dies folgt aus dem allgemeinen unterhaltsrechtlichen Gebot, Belastungen des anderen Unterhaltsbeteiligten möglichst gering zu halten.
Folglich können dem anderen Elternteil Mitwirkungspflichten bei der Durchführung der Umgangskontakte auferlegt werden wie z.B. Abholen des Kindes am Flughafen, Bahnhof oder an einer Autobahnraststätte (OLG Saarbrücken, Beschl. v. 21.2.2019 – 6 UF 145/18 NZFam 2019, 498; OLG Schleswig, Beschl. v. 3.2.2006 – 13 UF 135/05, FamRZ 2006, 881; OLG Nürnberg, Beschl. v. 26.11.2013 – 10 UF 173/13, FamRZ 2014, 858; Rakete-Dombeck/Kretschmar in: Münchener Anwaltshandbuch Familienrecht, 4. Aufl. 2014, § 14 Rn 36 m.w.N..), um die zeitlichen und finanziellen Belastungen für den umgangsberechtigten Elternteil zu reduzieren (OLG Naumburg, Beschl. v. 26.3.2010 – 8 UF 53/10, FamRZ 2011, 308; OLG Bremen, FamRZ 2008, 1274, OLG Dresden, Beschl. v. 7.2.2005 – 20 UF 896/04, FamRZ 2005, 927; OLG Schleswig, Beschl. v. 3.2.2006 – 13 UF 135/05, FamRZ 2006, 881; AG Detmold, Beschl. v. 2.2.2006 – 15 F 449/05, FamRZ 2006, 880; OLG Naumburg, Beschl. v. 26.3.2010 – 8 UF 53/10, FamRZ 2011, 308; vgl. auch BVerfG, Beschl. v. 5.2.2002 – 1 BvR 2029/00, FamRZ 2002, 809; Peschel/Gutzeit in: NK-BGB, 2014, § 1684 BGB Rn 24 m.w.N..; Rakete-Dombeck/Kretschmar in: a.a.O. § 14 Rn 36).
cc) Inanspruchnahme öffentlicher Mittel
In bestimmten Fällen lässt sich auch eine Reduzierung der Umgangskosten durch die Beantragung öffentlicher Hilfen erreichen (s. dazu BSG, Urt. v. 17.2.2016 – B 4 AS 2/15 R, FamRZ 2016, 904, BSG, Urt. v. 4.6.2014 – B 14 AS 30/13 R, FamRZ 2014, 2003, BSG, Urt. v. 12.6.2013 – B 14 AS 50/12 R, FamRZ 2014, 124, BSG, Urt. v. 2.7.2009 – B 14 AS 75/08 R, FamRZ 2009, 1997, Roggatz, FuR 2015, 680; Schürmann, jurisPR-FamR 19/2014 Anm. 1 m.w.N.; Karl, jM 2014, 467; Berlit, jurisPR-SozR 9/2015 Anm. 2). Aus unterhaltsrechtlicher Sicht wird die Obliegenheit zu bejahen sein, solche öffentlichen Hilfen vorrangig in Anspruch zu nehmen.