Das paritätische Wechselmodell kann zustande kommen durch eine Einigung der Eltern oder – bei fehlender Einigung der Eltern – Gegenstand eines kindschaftsrechtlichen gerichtlichen Verfahrens sein. In beiden Fällen ist die Unterhaltsfrage zu klären
Die gerichtliche Anordnung des Wechselmodells erfolgt im Rahmen eines umgangsrechtlichen Verfahrens (OLG Frankfurt a.M., Beschl. v. 15.2.2022 – 3 UF 81/21 FamRZ 2022, 614; OLG Frankfurt a.M., Beschl. v. 23.2.2021 – 8 UF 188/20, FamRZ 2021, 948; OLG Dresden, Beschl. v. 19.2.2021 – 21 UF 32/21, NZFam 2021, 318; a.A. OLG Frankfurt a.M., Beschl. v. 29.1.2020 – 2 UF 301/19, FuR 2020, 477). Die Abänderung eines in einem Umgangsrechtsverfahren vereinbarten Wechselmodells kann nur in einem solchen Verfahren und nicht in einem Sorgerechtsverfahren erreicht werden (BGH, Beschl. v. 19.1.2022 – XII ZA 12/21, FamRZ 2022, 601; BGH, Beschl. v. 1.2.2017 – XII ZB 601/15, FamRZ 2017, 532; BGH, Beschl. v. 27.11.2019 – XII ZB 512/18, FamRZ 2020, 255).
Die gerichtliche Übertragung des Aufenthaltsbestimmungsrechts auf einen Elternteil hat keine Bindungswirkung hinsichtlich einer späteren Entscheidung zum Umgang und der sich dabei stellenden Frage, ob ein paritätisches Wechselmodell anzuordnen ist (BGH, Beschl. v. 27.11.2019 – XII ZB 512/18, FamRZ 2020, 255).
Das Wechselmodell ist anzuordnen, wenn die geteilte Betreuung durch beide Eltern im Vergleich mit anderen Betreuungsmodellen dem Kindeswohl im konkreten Fall am besten entspricht (OLG Dresden, Beschl. v. 31.1.2023 – 21 UF 776/20, FuR 2023, 387).
Hinweise:
Die an die Anordnung des Wechselmodells gestellten Bedingungen sind (OLG Brandenburg, Beschl. v. 16.9.2021 â^’ 10 UF 34/21, NZFam 2021, 1053):
- hinreichende, ungefähr gleiche Erziehungskompetenzen beider Eltern (OLG Dresden, Beschl. v. 31.1.2023 – 21 UF 776/20, FuR 2023, 387; OLG Brandenburg, Beschl. v. 16.9.2021 â^’ 10 UF 34/21, NZFam 2021, 1053),
- sichere Bindungen und Beziehung des Kindes zu beiden Eltern (OLG Dresden, Beschl. v. 31.1.2023 – 21 UF 776/20, FuR 2023, 38; OLG Karlsruhe, Beschl. v. 16.12.2020 – 20 UF 56/20, FF 2021, 12),
- gleiche Beiträge beider Eltern zur Entwicklungsförderung und Kontinuitätssicherung,
- autonom gebildeter, stetiger Kindeswille,
- Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit beider Eltern (OLG Dresden, Beschl. v. 31.1.2023 – 21 UF 776/20, FuR 2023, 387; OLG Bremen, Beschl. v. 20.8.2018 – 4 UF 57/18, FamRZ 2018, 1908; OLG Brandenburg, Beschl. v. 16.9.2021 – 10 UF 34/21, NZFam 2021, 1053) zur Bewältigung des erhöhten Abstimmungs- und Kooperationsbedarfs (OLG Karlsruhe, Beschl. v. 16.12.2020 – 20 UF 56/20, FF 2021, 127; OLG Dresden, Beschl. v. 31.1.2023 – 21 UF 776/20, FuR 2023, 387) sowie
- kein Auslösen oder Verschärfen eines Loyalitätskonflikts des Kindes durch die Konfliktbelastung der Eltern (OLG Dresden, Beschl. v. 31.1.2023 – 21 UF 776/20, FuR 2023, 387).
Der Anordnung eines Wechselmodells kann folglich entgegenstehen, dass es der dieses begehrende Elternteil an der notwendigen Loyalität gegenüber dem anderen Elternteil fehlen lässt (BGH, Beschl. v. 27.11.2019 – XII ZB 512/18, FamRZ 2020, 255).
Erforderlich sind zudem geeignete äußere Rahmenbedingungen, so etwa eine gewisse Nähe der elterlichen Haushalte und die Erreichbarkeit von Schule und Betreuungseinrichtungen. Daher scheidet ein Wechselmodell bei weit auseinander liegenden Wohnorten der Eltern aus (OLG Bremen, Beschl. v. 20.8.2018 – 4 UF 57/18, FamRZ 2018, 1908). In Ausnahmefällen kann jedenfalls bei noch nicht eingeschulten Kindern ein Wechselmodell auch bei weiter Entfernung der Elternwohnsitze (hier Südhessen und Brandenburg) angeordnet werden, wenn erhöhte Kooperations- und Kommunikationsfähigkeiten der Eltern bestehen, das Wechselmodell zur Deeskalation des Elternkonflikts beiträgt und das Kind dazu imstande ist, sich entsprechend anzupassen (so OLG Frankfurt a.M., Beschl. v. 9.2.2021 – 6 UF 172/20, FamRZ 2021, 1120). Ebenso kommt ein Wechselmodell nicht in Betracht, wenn eine verlässliche Planung wegen ständig wechselnder Arbeitszeiten eines Elternteils nicht möglich ist (OLG Bremen, Beschl. v. 20.8.2018 – 4 UF 57/18, FamRZ 2018, 1908).
Wesentlicher Aspekt ist der vom Kind geäußerte Wille (OLG Karlsruhe, Beschl. v. 16.12.2020 – 20 UF 56/20, FF 2021, 127). Ein gegenläufiger Wille des Kindes ist jedoch nicht ausschlaggebend, wenn dieser maßgeblich vom das Wechselmodell anstrebenden Elternteil beeinflusst ist (BGH, Beschl. v. 27.11.2019 – XII ZB 512/18, FamRZ 2020, 255; vgl. auch OLG Brandenburg, Beschl. v. 16.9.2021 â^’ 10 UF 34/21, NZFam 2021, 1053).
Die Anordnung eines Umgangs i...