Richtiger Beklagter ist jetzt nur noch der Verband (§ 44 Abs. 2 S. 1 WEG), nicht mehr – wie bis zum 30.11.2020 – die übrigen Wohnungseigentümer. Eine solche Klage ist als unzulässig abzuweisen (BGH, Urt. v. 8.7.2022 – V ZR 202/21, IMRRS 2022, 1073; AG Hamburg-St. Georg, Beschl. v. 3.8.2021 – 908 c 14/21, ZMR 2021, 849; AG Berlin-Charlottenburg, Urt. v. 16.4.2021 – 73 C 8/21, ZMR 2022, 66; AG Wiesbaden, Urt. v. 12.3.2021 – 92 C 3284/20, ZMR 2021, 528).
Wer Beklagter ist, ergibt sich aus der Klageschrift (§ 253 Abs. 2 Nr. 1 ZPO). Sie ist auslegungsfähig und im Einzelfall auch auslegungsbedürftig. Leitlinie: Partei ist die Person/Personengruppe/Gemeinschaft als Verband, die erkennbar durch die Parteienbezeichnung betroffen werden soll.
Handelt es sich um eigentlich nicht gewollte Unrichtigkeiten, kommt eine Rubrumsberichtigung infrage (AG Essen, Urt. v. 2.11.2021 – 196 C 50/21, ZMR 2022, 67 – bei objektiv unrichtiger oder mehrdeutiger Bezeichnung, wenn sich die gewollte „richtige” Partei [Gemeinschaft] noch durch Auslegung ermitteln lässt; ebenso LG Berlin, Urt. v. 22.3.2022 – 55 S 37/21, IMR 2022, 295; weitergehend noch „für die Übergangszeit”: LG München I, Beschl. v. 9.9.2021 – 36 T 6514/21, ZWE 2022, 186). Wollte man aber die – falsche – Parteienbezeichnung aufgrund einer rechtlichen Fehleinschätzung, kann das Rubrum nicht berichtigt werden (BGH, Urt. v. 8.7.2022 – V ZR 202/21, IMRRS 2022, 1073; keine Berichtigung möglich bei der Bezeichnung „die übrigen Wohnungseigentümer” i.V.m. der überreichten Eigentümerliste sowie der Bezeichnung im Plural „die Beklagten”; ebenso: AG Hamburg-Wandsbek, Urt. v. 14.9.2021 – 750 C 29/20, ZMR 2020, 422; AG Ahrensburg, Urt. v. 20.7.2021 – 37a 1/21, ZMR 2022, 408; LG Frankfurt a.M., Urt. v. 28.4.2022 – 2-13 S 117/21, IMR 2022, 296; zur Klageerhebung gegen den persönlich benannten anderen Eigentümer einer Zweiergemeinschaft: BGH, Urt. v. 8.7.2022 – V ZR 202/21, IMRRS 2022, 1073). Dann muss die Klage als unzulässig abgewiesen werden.
Dies führt in aller Regel zur Klagerücknahme, verbunden mit der Erhebung einer neuen Klage jetzt mit der richtigen Parteienbezeichnung. Dies ist dann allerdings bei Anfechtungsklagen häufig verfristet (§ 45 S. 1 WEG) und damit ebenfalls unzulässig (LG Frankfurt a.M., Urt. v. 28.4. 2022 – 2-13 S 117/21, IMR 2022, 296; AG Hamburg-St. Georg, Beschl. v. 3.8.2021 – 908a C 14/21, ZMR 2021, 849; AG Berlin-Charlottenburg, Urt. v. 16.4.2021 – 73 C 8/21, ZMR 2022, 66; AG Wiesbaden, Urt. v. 12.3.2021 – 92 C 3284/20, ZMR 2021, 528). Die Ausnahme bilden die Beschlussersetzungsklage sowie die Klage auf Feststellung der Beschlussnichtigkeit, denn sie sind nicht fristgebunden (§ 44 Abs. 2 S. 1 WEG). Eine Klage gegen „die übrigen Wohnungseigentümer”, adressiert zu Händen des Verwalters, ist an diesen auch nicht wirksam zugestellt. Denn er ist nicht Bevollmächtigter einzelner Eigentümer, sondern vertritt nur noch den Verband (§ 9b Abs. 1 WEG; so: LG Frankfurt a.M., Urt. v. 28.4.2022 – 2-13 S 117/21, IMR 2022, 296).
Schließlich wahrt auch nur eine Anfechtungsklage gegen die Gemeinschaft die Klagefrist (§§ 45, 44 Abs. 2 S. 2 WEG – nicht verlängerbare Notfrist; LG Frankfurt a.M., Urt. v. 28.4.2022 – 2-13 S 117/21, IMR 2022, 296).
ZAP F. 7, S. 1207–1222
Von Dr. Hans Reinold Horst, Rechtsanwalt, Hannover/Solingen