Erforderlich für eine Verwendung des Messergebnisses ist, dass zwischen Trinkende und Messbeginn eine Wartezeit von mindestens 20 Minuten eingehalten worden ist (BGHSt 46, 358 = NJW 2001, 1952; BayObLG NJW 2005, 232 = NZV 2005, 54; NJW 2003, 1752 = DAR 2003, 232; OLG Bamberg DAR 2010, 143; OLG Dresden NStZ 2004, 352 m.w.N. aus der Rechtsprechung; OLG Hamm NZV 2005, 109 = VRS 107, 468; VRR 2007, 70 = VA 2007, 35; OLG Karlsruhe NZV 2005, 54 = VRS 107, 52 m.w.N. aus der Rspr.; OLG Saarbrücken zfs 2013, 531; zum Ablauf des Messverfahrens Krumm NJW 2012, 1860, 1862) und die Messung in zwei Messungen erfolgt, die höchstens einen Abstand von fünf Minuten haben.
Die obergerichtliche Rechtsprechung ist hinsichtlich der Folgen bei Nichteinhaltung der 20-minütigen Wartefrist bei einer Messung nicht ganz einheitlich (vgl. auch Hentschel/König/Dauer/König, a.a.O., § 24a StVG Rn 16a). Es gilt:
- Teilweise wird diese Messung als unverwertbar angesehen (BayObLG NJW 2005, 232 = NZV 2005, 53 = DAR 2005, 40; OLG Bamberg VA 2008, 31 = VRR 2008, 153 [für Kontrollzeit]; OLG Dresden NStZ 2004, 352; vgl. dazu auch (früher) OLG Hamm [2. Sen. für Bußgeldsachen] NZV 2005, 109 = DAR 2005, 227 = VRS 107, 468; [3. Sen. für Bußgeldsachen] VA 2007, 35 = VRR 2007, 70; NZV 2008, 260 = VRS 114, 292 = VRR 2008, 189; AG Plön DAR 2008, 408; so auch Maatz BA 2001, 21, 30 ff.; Haffner/Graw NZV 2009, 209, 212; Burmann/Heß/Jahnke/Janker, a.a.O., § 24a StVG Rn 4c).
- Zum Teil wird die Einhaltung der Wartezeit vollständig für entbehrlich gehalten, wenn gewährleistet ist, dass der Betroffene zehn Minuten vor Beginn der Messung keinerlei Substanzen mehr zu sich genommen hat (vgl. OLG Celle NZV 2004, 318 f.; OLG Hamm a.a.O.).
- Teilweise nehmen die Oberlandesgerichte (vgl. z.B. OLG Karlsruhe NJW 2006, 1988 = NZV 2006, 438 = VRR 2006, 355; NStZ 2016, 160 = DAR 2016, 150 = zfs 2016, 171; NZV 2004, 426 f. = VRS 107, 52 f. = DAR 2004, 466 f.; OLG Hamm BA 47, 37 = VRR 2010, 156 m. abl. Anm. Burhoff; OLG Saarbrücken zfs 2013, 531; s.a. Hentschel/König/Dauer/König, a.a.O.) in diesem Streit einen differenzierenden Standpunkt ein und gehen davon aus, dass bei nur geringfügiger Überschreitung des Grenzwertes des § 24a Abs. 1 StVG von 0,25 mg/l das Ergebnis des standardisierten Messverfahrens zur Ermittlung der Atemalkoholkonzentration nur dann ohne Rechtsfehler verwertet werden kann, wenn die genannten Warte- und Kontrollzeiten eingehalten wurden. Habe hingegen die festgestellte Atemalkoholkonzentration deutlich über dem Grenzwert gelegen, könne durch Einholung eines Sachverständigengutachtens geklärt werden, ob die mit der Nichteinhaltung verbundenen Schwankungen der Messwerte durch einen Sicherheitszuschlag ausgeglichen werden können (OLG Saarbrücken zfs 2013, 531; OLG Stuttgart VRR 2011, 34 = VA 2010, 189 für Kontrollzeit). Meines Erachtens widerspricht das der Rechtsprechung des BGH in BGHSt 46, 358 = NJW 2001, 1952.
Hinweis:
Bei dem neuen AAK-Messgerät Alcotest 9510 DE ist es im Rahmen der Eingabe der Probandendaten erforderlich, auch das gesicherte Trinkende (meist gleichzusetzen mit dem Vorfallszeitpunkt bzw. der Tatzeit) anzugeben. Hierdurch kann es i.d.R. nicht mehr zu einem Unterschreiten der Wartezeit kommen, so dass sich die vorstehende Streitfrage in Zukunft ggf. erledigen wird (vgl. auch Burhoff/Grün/Schuff, a.a.O., Teil 2 Rn 121; Burhoff/Burhoff, OWi, Rn 3809).
Erforderlich ist zudem eine Kontrollzeit von zehn Minuten vor der AAK-Messung, in der der Betroffene keine Substanzen durch Mund oder Nase zu sich genommen hat (OLG Hamm NZV 2008, 260 = VRS 114, 292 = VRR 2008, 189). Die Kontrollzeit kann aber in der Wartezeit von 20 min. enthalten sein (OLG Hamm BA 2001, 188; NZV 2005, 109 = VRS 107, 468). Entscheidend für die Einhaltung der Kontrollzeit ist der Beginn der Messung, nicht der Zeitpunkt der Einschaltung des Geräts (KG VRS 100, 337).
Hinweise:
Die wohl überwiegende Meinung der Obergerichte geht (zutreffend) davon aus, dass das Nichteinhalten der Kontrollzeit – ebenso wie das Nichteinhalten der Wartezeit – auf jeden Fall zur Unverwertbarkeit der Messung führt (OLG Bamberg VRR 2008, 153 = VA 2008, 31; vgl. OLG Hamm VRR 2007, 70 m.w.N. und Anm. Lorenz = VA 2007, 35; s.a. Burmann/Heß/Jahnke/Janker, a.a.O., § 24a StVG Rn 4c; a.A. OLG Stuttgart VRS 119, 372 = VRR 2011, 34 = VA 2010, 189).
Für den Betroffenen wird es sich i.d.R. empfehlen, zu den Umständen der Messung und zum Trinkverlauf zu schweigen. Denn lässt er sich nicht zur Sache ein, muss, wenn diese Umstände nicht durch andere Beweismittel geklärt werden konnten, zu seinen Gunsten von einem Trinkende unmittelbar vor dem Anhalten ausgegangen werden. Das kann dann dazu führen, dass ggf. die Wartezeit nicht eingehalten worden ist (vgl. die Fallgestaltung bei AG Plön DAR 2008, 408).