Bundesinnenministerin Faeser, der brandenburgische Innenminister und derzeitige Vorsitzende der Innenministerkonferenz Stübgen, sowie der Präsident des Bundeskriminalamts Münch haben am 9. April in Berlin die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2023 vorgestellt. Danach wurden im vergangenen Jahr über 5,94 Mio. Straftaten durch die Polizei erfasst. Dies stellt im Vergleich zu 2022 einen Anstieg um 5,5 % dar. Besonders stark gestiegen ist die Gewaltkriminalität; hier war sogar eine Steigerung um 8,6 % zu verzeichnen.
Hervorgehoben wurde bei der Präsentation der Kriminalstatistik, dass die Kriminalität bei Kindern und Jugendlichen sowie auch bei Ausländern stark zugenommen hat. So waren von den 2.246.767 erfassten Tatverdächtigen insgesamt 104.233 Kinder bis 14 Jahre (4,6 %) und 207.149 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahre (9,2 %). Gegenüber 2022 seien dies deutliche Steigerungen (Kinder: +12,0 %; Jugendliche: +9,5 %). Auch bei den nichtdeutschen Tatverdächtigen sei insgesamt ein deutlicher Anstieg von 13,5 % zu verzeichnen gewesen, merkt die Kriminalstatistik an; die Quote der nichtdeutschen Tatverdächtigen an allen verzeichneten Straftaten lag dabei bei 34,4 %, wobei rein ausländerrechtliche Verstöße – die vorrangig von Ausländern begangen werden können, wie etwa eine illegale Einreise – schon herausgerechnet waren.
Auf dem Höchststand seit 2007 war der gesamte Bereich der Gewaltkriminalität. Hier wurden im Jahr 2023 214.099 Fälle erfasst (+8,6 % gegenüber dem Vorjahr). Unter dem Begriff Gewaltkriminalität werden in der Statistik verschiedene Delikte zusammengefasst, die der mittelschweren bis schweren Kriminalität zuzuordnen sind. Darunter zählen insbesondere Mord, Totschlag, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Raub, räuberische Erpressung, gefährliche und schwere Körperverletzung, erpresserischer Menschenraub oder auch Geiselnahme.
Auch das gesamte Feld der Diebstahls- und Einbruchsdelikte weist starke Steigerungen auf. Hier lag der Anstieg bei 10,7 % (insgesamt 1.971.435 Fälle), wobei die Ladendiebstähle mit +23,6 % besonders negativ abschnitten. Die Fallzahlen beim Wohnungseinbruchsdiebstahl sind um 18,1 % gegenüber 2022 gewachsen; insgesamt wurden 77.819 Einbrüche registriert.
Was die Ursachen dieser Steigerung auf fast allen Deliktsfeldern angeht, so wollen die Statistiker drei zentrale Faktoren ausgemacht haben:
- Zum einen das Ende der Corona-Pandemie: Mit dem Wegfall der letzten coronabedingten Einschränkungen im Frühjahr 2023 seien viele Menschen wieder mehr unterwegs gewesen. Dadurch hätten sich auch mehr Tatgelegenheiten ergeben. Kinder und Jugendliche hätten zudem mit erhöhten psychischen Belastungen als Folge der Corona-Maßnahmen zu kämpfen gehabt, was sich auch auf ihre Anfälligkeit, Straftaten zu begehen, ausgewirkt habe.
- Wirtschaftliche Belastungen: Erstmals seit Jahren seien aktuelle wirtschaftliche und soziale Belastungen, wie insbesondere die Inflation, in der Bevölkerung als wesentliches Problem wahrgenommen worden. Dies korreliere mit der Zahl der Gewaltdelikte.
- Migration: Durch die derzeit hohe Zuwanderungsrate steige die Bevölkerungszahl an und der Anteil der Nichtdeutschen an der Gesamtgesellschaft nehme zu. Es sei plausibel, dass sich dies auch in einer steigenden Zahl nichtdeutscher Tatverdächtiger ausdrücke. Hinzu kämen die besonderen Bedingungen, die mit dem Wanderungsgeschehen verknüpft seien; dazu gehörten beispielsweise die gedrängten Verhältnisse in Erstaufnahmeeinrichtungen sowie viele kurzfristige Unterbringungen mit häufigen Umzügen.
In seiner Analyse der aktuellen Kriminalstatistik bekräftigte BKA-Präsident Münch, dass der Anstieg der Fallzahlen teilweise, aber nicht durchgängig, mit dem Ende der Pandemie zu erklären sei; hier müsse man zusätzliche kriminogene, vor allem wirtschaftliche und migrationsbezogene Faktoren, in Betracht ziehen. Seine Behörde wolle die Entwicklung weiter beobachten und analysieren, um ggf. Bekämpfungs- und Präventionsansätze nachzujustieren.
[Quellen: BMI/BKA]