In allen Fällen einer Anteilsvereinigung von Anteilen an einer Kapitalgesellschaft kann nur die Vorschrift des § 3 Nr. 2 GrEStG entlastend wirken, betreffend den unentgeltlichen Teil. Ist sie ausgeschlossen, tatbestandlich durch eine nichtsteuerbare Rückforderung eines zuvor mit Rückforderungsvorbehalt geschenkten Gegenstands oder bezüglich des entgeltlichen Teils, soweit bei mehreren sukzessiven Schenkungen nur die konkrete, die Anteilsvereinigung auslösende Schenkung die Anwendung des § 3 Nr. 2 GrEStG ermöglicht, tritt im Übrigen Grunderwerbsteuerpflicht unvermeidbar ein.

Nur bei Personengesellschaften greifen die personenbezogenen Befreiungsvorschriften.[59]

Bei der erstmaligen Anteilsvereinigung (Nr. 1, 2) unter Beteiligung einer Kapitalgesellschaft wirkt sich bereits bei teilentgeltlichen Rechtsgeschäften für die Nachfolgeplanung sehr negativ aus, dass die persönlichen Steuerbefreiungen nach § 3 Nr. 4 und Nr. 6 GrEStG hier nicht greifen.[60] Anders ist es bei der Übertragung bereits vereinigter Anteile nach § 1 Abs. 3 Nr. 34 GrEStG;[61] jedoch ist § 1 Abs. 2b GrEStG ohne Verwandtschaftsprivileg dann vorrangig, wenn anwendbar aufgrund Tatbestandsverwirklichung nach aufgrund von der Finanzverwaltung unterstellter Spezialität. Durch § 1 Abs. 2b ErbStG ist seit 1.7.2021 also auch dieser Weg versperrt.

Bis 30.6.2021 durften bereits keine vereinigten Anteile unter der prozentualen Grenze der Anteilsvereinigung übertragen werden, sonst konnte, ggf. bei einer späteren Übertragung, der Tatbestand des § 1 Abs. 3 Nr. 1 GrEStG nochmals eingreifen.[62]

[59] GLE v. 19.9.2018, BStBl I 2018, 1069, Bsp. 3, i.V.m. u.a. BFH v. 26.2.2003 – II B 202/01, BStBl II 2003, 528; Meßbacher-Hönsch, in: Viskorf, GrEStG, 20. Aufl. 2021, § 1 Rn 1042.
[60] BFH v. 23.5.2012 – II R 21/10, BStBl II 2012, 793; FG Düsseldorf v. 21.8.2017 – 7 K 471/17, EFG 2017, 1748; GLE v. 19.9.2018, BStBl I 2018, 1029, Tz. 1, Bsp. 2 a.E.; vgl. auch Weilbach, GrEStG, Stand 2022, § 3 Rn 16.
[61] BFH v. 23.5.2012 – II R 21/10, BStBl II 2012, 793; GLE v. 19.9.2018, BStBl I 2018, 1069, Tz. 1, Bsp. 1, Tz. 2, Bsp. 2; Meßbacher-Hönsch, in: Viskorf, GrEStG, 20. Aufl. 2022, § 1 Rn 1038; Behrens, in: Behrens/Wachter, GrEStG, 2. Aufl. 2022, § 1 Rn 791.
[62] GLE v. 19.9.2018, BStBl I 2018, 1069, Tz. 1, Bsp. 3; vgl. Gottwald, Anm. zu BFH v. 23.5.2012, ZEV 2012, 199, Bsp. 1, Abwandlung.

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