Das notarielle Nachlassverzeichnis
Ulf Schönenberg-Wessel
C.H.Beck, 2020, Buch. XXIV, 406 S., 99 EUR
ISBN 978-3-406-73987-3
Als Neuerscheinung ist das in der Überschrift bezeichnete Werk beim Verlag C.H. Beck veröffentlicht worden. Bereits das Vorwort des Verfassers, Notars und Rechtsanwalts Ulf Schönenberg-Wessel, würde sich uneingeschränkt eignen, um als eigene Rezension für das Werk zu dienen. Schönenberg-Wessel stellt mit seinem Vorwort die "Daseins-Berechtigung" und Aktualität seines Werkes zutreffend dar. Obwohl es in den letzten Jahren eine Vielzahl von Entscheidungen zum Thema notarielles Nachlassverzeichnis gegeben hat, wird in der Praxis das notarielle Nachlassverzeichnis als "Schreckgespenst" betrachtet. Das aktuelle Werk versucht diesen Mythos zu entzaubern und findet dabei die richtigen Antworten.
Das Buch ist insgesamt in 11 Teile aufgeteilt. Beginnend mit einer kurzen Einführung, die die Grundlagen des Pflichtteilsanspruchs und der Pflichtteilsergänzung (Teil 1) sowie den Auskunftsanspruch nach § 2314 Abs. 1 S. 3 BGB (Teil 2) erfasst, werden dann (Teil 3) zunächst die Pflichten des Notars dargestellt. Systematisch sinnvoll wird sodann (Teil 4) die Haftung des Notars thematisiert. Damit ein Notar jedoch auch einen Wegweiser bekommt, wie ein optimales Zeitmanagement (Teil 5) zu erfolgen hat, hat der Autor des Werkes auch hierüber auf knapp 20 Seiten mit Checklisten etc. dem Leser wertvolle Tipps an die Hand gegeben. Die weitergehenden Abschnitte (Teil 6 und Teil 7) befassen sich im Wesentlichen mit dem Inhalt des Verzeichnisses und dem Verfahren bzgl. der Ermittlungen des Notars. Mit Sicherheit kann man sagen, dass diese knapp 90 Seiten das Herzstück des Werkes darstellen. In den darauffolgenden Kapiteln (Teil 8 bis 10) werden weitere Themen, wie der Auskunftsanspruch in der Zwangsvollstreckung, die Kosten des notariellen Nachlassverzeichnisses und (als Exkurs) die Vereinbarung über die Nachlassauseinandersetzung, abgehandelt. Diese Kapitel runden sicherlich das Werk insgesamt ab. Für den Praktiker wird jedoch Teil 11 (Gesamtmuster) ein wesentlicher Mehrwert sein.
So schafft es der Autor nicht nur, insgesamt alle wesentlichen Probleme in seinem Werk anzusprechen, sondern er schafft es auch, durch eine Vielzahl von Checklisten und Musterformulierungen sowohl dem Rechtsanwalt, der ein notarielles Nachlassverzeichnis zu überprüfen hat, als auch dem Notar, der mit der Erstellung des Verzeichnisses beauftragt worden ist, umfassende Hilfeleistung zu gewähren. Dabei ist das Werk in seiner Sprache und in seiner Gliederung stringent und leicht zu handhaben. Selbstverständlich befindet sich das Buch auf den aktuellsten Stand, so dass jeder Praktiker in jedem Kapitel die neusten Ausführungen und Ansätze in der Rechtsprechung und Literatur vorfindet.
Es dürfte sicherlich kein Zufall sein, dass der Verlag den Verkaufspreis mit 99 EUR, mithin also knapp unter der magischen Grenze von 100 EUR, angesetzt hat. Da das Buch auf seinen insgesamt 387 Seiten dem Leser nicht nur einen groben Überblick verschafft, sondern zugleich konkrete Lösungen mit Formulierungsbeispielen und Checklisten anbietet, dürfte das Preis-Leistungs-Verhältnis hier unschlagbar sein.
Fazit: Sowohl für den Rechtsanwalt als auch für den Notar ist das Werk uneingeschränkt zu empfehlen. Dieses Werk hat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass das notarielle Nachlassverzeichnis als "Schreckgespenst" seine Wirkung verloren hat. Da es an vergleichbaren Werken in der Literatur mangelt, dürfte es relativ schnell zum Standardwerk in diesem Themenbereich aufsteigen.
Von Dr. Pierre Plottek, Notar und Rechtsanwalt, Fachanwalt für Erbrecht, Bochum
ZErb 4/2020, S. 151 - 152