Liebe Leserinnen und Leser,
unter der Rubrik "Literaturkritik: Erbrecht" stellen wir monatlich eine Auswahl von Neuerscheinungen aus dem Bereich des Erbrechts, des Erbschaftsteuerrechts sowie der erbrechtsrelevanten Nebengebiete vor.
Braeuer/Todorow Der ZugewinnausgleichEine Anleitung für Rechtsanwälte, Richter und Notare3., völlig neu bearbeitete Auflage, 2024Gieseking, ISBN 978-3-7694-1264-2, 74 EUR
Die korrekte Berechnung des Zugewinnausgleichs stellt den Erbrechtler im Kontext des § 1371 BGB vor ungeahnte Herausforderungen. Ist der überlebende Ehegatte enterbt oder hat er das ihm Zugewandte ausgeschlagen, so kann er unter den Voraussetzungen des § 1371 Abs. 2 und 3 BGB den konkreten Zugewinnausgleich verlangen. Den erbrechtlichen Zugewinnausgleichsansprüchen widmet sich gleich das 2. Kapitel des in 3. Auflage im Gieseking Verlag erschienenen Handbuchs. Ausgehend von den grundsätzlichen Überlegungen des 2. Kapitels stellt das 3. Kapitel den güterrechtlichen Zugewinnausgleich in seiner ganzen Breite dar. Detailliert und strukturiert werden die auszugleichenden Vermögensmassen aufgearbeitet, wodurch eine exakte Ermittlung von Anfangs- und Endvermögen und die Berechnung des konkreten Zugewinnausgleichs hervorragend gelingt. Neu wurde in der 3. Auflage des Handbuchs das Kapitel zur Bewertung der verschiedenen Vermögensgegenstände zur Berechnung des konkreten Zugewinnausgleichs aufgenommen. Das Handbuch, das sich selbst als Anleitung für die Praxis versteht, sollte zur Standardausstattung jeder erbrechtlich ausgerichteten Kanzlei gehören. Es beinhaltet alles, was zur sachgerechten und effektiven Bearbeitung des Zugewinnausgleichsanspruchs (auch) im Erbfall notwendig ist.
Feick Stiftung als NachfolgeinstrumentZivilrecht, Steuerrecht und internationales Recht2. Auflage, 2024C.H.BECK, ISBN 978-3-406-77873-5, 115 EUR
Das herausragende Werk zur Stiftungsgestaltung als Mittel der Nachfolgeplanung liegt nunmehr in seiner 2. Auflage vor. Die 2. Auflage berücksichtigt neben der Stiftungsreform auch die sich hieraus ergebenden Neuerungen im Steuerrecht. Die Autoren, bei denen es sich ausnahmslos um Experten und Praktiker des Stiftungsrechts handelt, haben die Kapitel zu Rechtsstand Januar 2024 aktualisiert. Neu aufgenommen worden ist das internationale Stiftungsrecht. Das Werk gliedert sich weiterhin in neun Kapitel, die sich u.a. den Grundlagen des Stiftungszivilrechts, die zivilrechtlichen Besonderheiten bei der Errichtung einer Stiftung unter Lebenden und von Todes wegen, dem Steuerrecht der gemeinnützigen sowie nicht gemeinnützigen Stiftungen und der Planung der Unternehmensnachfolge mit Stiftungen widmen. Wollte man dieses herausragende Werk noch ergänzen, so würde sich der Aspekt der sog. Treuhandstiftungen anbieten, da diese aufgrund ihrer hohen Flexibilität zunehmend an Bedeutung gewinnen. Das Handbuch eignet sich im besonderen Maße dazu, sich solide Kenntnisse im Stiftungsrecht zu erarbeiten und sich vertieft mit den zivil- und steuerrechtlichen Aspekten von Stiftungen in der Nachfolgegestaltung auseinanderzusetzen. Die Anschaffung der 2. Auflage ist daher uneingeschränkt zu empfehlen.
Keller/Munzig (Hrsg.)KEHE GrundbuchrechtKommentar9. Auflage, 2023Deutscher Notarverlag, ISBN 978-3-95646-285-6, 185 EUR
Der Standardkommentar zum Grundbuchrecht liegt bereits in 9. Auflage vor. Dieses herausragende, praxisorientierte und zugleich wissenschaftlich fundierte Werk liefert einen wichtigen Beitrag zum Verständnis und zur konkreten Anwendung des Grundbuchrechts. Von besonderer Bedeutung für die erbrechtliche Praxis ist hier die Regelung des § 40 GBO, die vorliegend exemplarisch herausgegriffen werden soll. Vollmer erarbeitet zunächst den Begriff des Erben, auf dessen Grundlage er dann die Voraussetzungen für den Voreintragungsverzicht darstellt. Von besonderer praktischer Bedeutung sind seine Ausführungen zu etwaigen Belastungen aufgrund transmortaler Vollmacht. Vollmer spricht sich in seiner Kommentierung (Rn 37) für eine Ausdehnung des Voreintragungsverzichts auf den transmortal Bevollmächtigten aus.
Der Kommentar, der zu den Standardwerken zu zählen ist, sollte auch in seiner 9. Auflage einen festen Platz in der Bibliothek haben. Das umfangreiche Stichwortverzeichnis, die Vielzahl an Belegstellen sowie die klare Struktur machen diesen Kommentar zu einem unverzichtbaren Begleiter in der täglichen Grundbuchpraxis.
Rabl Der Tod des Wohnungseigentumspartners2023Manz, ISBN 978-3-214-04239-4, 68 EUR
Mit dem von Rabl herausgegebenen Handbuch zum Tod des Wohnungseigentumspartners taucht der (deutsche) Leser in eine Besonderheit des österreichischen Wohnungseigentumsrechts ein. Es ist spannend zu sehen, wie andere Rechtsordnungen mit dem Miteigentumsanteil des verstorbenen Wohnungseigentumspartners umgehen. Das österreichische Wohnungseigentumsrecht regelt ein besonderes Sachenrecht, in dem eine Eigentümerpartnerschaft nur von zwei natürlichen Personen, die gemeinsam Wohnungseigentümern eines Wohnungseigentumsobjekt sind, gebildet wer...