Zweifelsfrei zu den unangenehmsten Aufgaben des Verkehrsanwalts gehört die Unfallregulierung eines bei dem Unfall Verstorbenen. Die Materie ist aber nicht nur wegen des zugrundeliegenden Lebenssachverhalts tragisch. Sie ist darüber hinaus für den bearbeitenden Rechtsanwalt äußerst regressträchtig, denkt man nur an die Summen, um die es im Einzelfall gehen kann. Hier ist Spezialwissen unumgänglich.
Jahnke hat sich an diese komplexe Thematik herangetraut und herausgekommen ist – so viel darf vorweggenommen werden – ein durch und durch gelungenes Werk.
Jahnke ist Rechtsanwalt bei einem Versicherer, verfügt dementsprechend über genügend praktische Erfahrung auf diesem Gebiet. Zudem hat er sich bereits durch zahlreiche Veröffentlichungen in der haftungsrechtlichen Literatur ausgezeichnet, und zwar überwiegend zur Regulierung von Personenschäden. Dementsprechend zeichnet sich das Werk durch seine Praxisnähe aus, wenngleich auch der wissenschaftliche Aspekt der Materie nicht vom Autor außer Acht gelassen wird.
Der Umfang des Buches ist mit weit über 700 Seiten imposant. Dennoch fühlt man sich bei der Lektüre nicht von der Masse "erschlagen". Jahnke hat nämlich sämtliche relevante Normen, auf die er Bezug nimmt, dem jeweiligen Kapitel vorangestellt. Dies ist äußerst angenehm, erspart man sich doch auf diese Weise das aufwendige Nachschauen in den jeweiligen Gesetzesausgaben, besonders da Jahnke nicht nur auf allgemein bekannte Normen, sondern auch auf spezielle sozialrechtliche Normen Bezug nimmt. Auch das Gentechnik- und Atomgesetz finden beispielsweise Erwähnung. Hieran zeigt sich aber auch deutlich, dass sich das Werk nicht alleine als spezifisch verkehrsrechtlich auf dem Markt platzieren will, sondern – ganz allgemein gesagt – als haftungsrechtlich. Auch Medizinrechtler werden den Nutzen dieses Kompendiums daher zu schätzen wissen.
An der Übersichtlichkeit haben weiterhin umfangreiche Übersichten (s. z.B. S. 631, "Informationen zur Regulierung") und Skizzen (S. 354, "Ansprüche des Drittleistenden aus übergegangenem Recht"), wie man sie noch aus dem Studium kennt, ihren Anteil. Neben der Übersichtlichkeit tragen diese Elemente selbstverständlich auch zum Verständnis der komplexen Materie bei.
Was ebenfalls nicht unerwähnt bleiben soll, sind die vielfältigen Beispielsfälle, die Jahnke in die einzelnen Kapitel eingebaut hat. Besonders wertvoll sind sie zum Kapitel Unterhaltsschaden, § 6 Rn 392 ff. Im Zusammenspiel mit den Erläuterungen des Autors helfen diese Beispiele ungemein weiter, um den "Stoff" am Fall nacharbeiten zu können. Im Kapitel zum Unterhaltsschaden zeigt sich im Übrigen auch, wie sorgfältig und gewissenhaft Jahnke sein Werk bearbeitet hat. Umfangreiche Ausführungen mit familienrechtlichem Schwerpunkt, um das Unterhaltsrecht überhaupt verständlich zu machen, bietet der Autor an dieser Stelle. Das Werk ist also aus sich heraus verständlich.
Empfehlenswert ist auch die Lektüre des § 2, Anspruchsbegründung. Äußerst detailliert und umfangreich erläutert Jahnke die relevanten Anspruchsgrundlagen und die zu beachtenden Forderungsübergänge. Der Fokus ist zwar entsprechend dem Thema des Buches auf den Unfalltod gelegt. Jedoch können die Ausführungen größtenteils durchaus allgemein auf das Haftpflichtrecht bezogen werden. Die Lektüre lohnt sich also.
§ 8 macht dann noch einmal den Praxisbezug deutlich: Das Kapitel enthält einige Hinweise zur Regulierung, insbesondere zu Gebühren und prozessualen Fragestellungen. Lesenswert sind die Darstellungen zur Kapitalisierung (Rn 111 ff.), die zwar nur in Grundzügen dargestellt wird, dafür jedoch sehr anschaulich.
Kurzum: Das Kompendium enthält alles, und zwar wirklich alles, was man zur erfolgreichen Bearbeitung der Materie benötigt. Mit dem Werk ist man in der Praxis hervorragend aufgestellt und kann den spezialisierten Schadensregulierern auf Augenhöhe begegnen. Man kann Jahnke wirklich nur zu seinem hervorragendem Buch gratulieren und hoffen, dass er dieses auch künftig so akribisch weiterbearbeitet wie bisher. Sehr empfehlenswert.
Autor: Sebastian Gutt
RA Sebastian Gutt, Helmstedt