Dieses Merkmal ist bereits festgestellt, wenn eine der Substanzen der Anlage im Blut (Hinweis: Andere Nachweise reichen nicht!) nachgewiesen ist.[12] eines tatsächlich wahrnehmungs- oder verhaltensbeeinflussenden oder eines die Fahrtüchtigkeit mindernden Effekts bedarf es nicht.[13] § 24a Abs. 2 StVG ist bei Beachtung der analytischen Grenzwerte grundgesetzkonform.[14] Für eine Ahndung eines Verstoßes gegen § 24a Abs. 2 StVG muss eine Tatzeit-Konzentration der betreffenden Substanz zumindest in einer Höhe festgestellt sein, die eine Beeinträchtigung der Fahrsicherheit jedenfalls als möglich erscheinen lässt.[15] Derzeit gelten hier folgende Werte:[16]

1 ng/ml THC (Cannabis),
10 ng/ml Morphin,
75 ng/ml Benzoylecgonin,
25 ng/ml XTC, MDE (Methylendioxyethylamphetamin) oder Amphetamin.

Nur ausnahmsweise können auch geringere Wirkstoffkonzentrationen ausreichen, wenn nämlich typische Auffälligkeiten[17] festgestellt werden, die als Hinweise auf eine eingeschränkte Fahruntüchtigkeit gewertet werden können.[18] Weitere Wirkungen im umgangssprachlichen Sinne müssen vom Tatrichter nicht festgestellt werden.[19] Zuweilen haben die Betroffenen mehrere Drogen zu sich genommen; hier dürfen die ermittelten Werte nicht einfach addiert werden.[20]

Eine Einholung eines Sachverständigengutachtens zur Feststellung der im Tatzeitpunkt fortbestehenden Wirksamkeit des vom Betroffenen konsumierten Rauschmittels ist nicht erforderlich.[21] Eine Rückrechnung erscheint (anders als bei Alkohol) schwierig: Bedient sich das Tatgericht zum Nachweis der fahrlässigen Begehung eines Fahrens unter Betäubungsmitteleinfluss eines Sachverständigengutachtens, so hat es zu beachten, dass beachtliche Zweifel angebracht sind, ob nach gegenwärtigem Stand der Wissenschaft überhaupt eine zuverlässige Methode der Rückrechnung existiert, die es erlaubt, den Konsumzeitpunkt zu bestimmen.[22]

[12] OLG Saarbrücken, Beschl. v. 23.1.2002 – Ss 76/01 (104/01), BeckRS 2002, 17740 = VRS 102, 120; OLG Zweibrücken, Beschl. v. 3.5. 2001 – 1 Ss 87/01, NZV 2001, 483 = DAR 2002, 135.
[13] KG, Beschl. v. 14.10.2014 – 3 Ws (B) 375/14 – 162 Ss 93/14, BeckRS 2014, 20871 = VRS 127, 244; OLG Bremen, Beschl. v. 17.2. 2006 – Ss (B) 51/05, NZV 2006, 276; Stein, NZV 2003, 251 [Anm. zu KG NZV 2003, 250].
[14] BVerfG, Beschl. v. 21.12.2004 – 1 BvR 2652/03, zfs 2005, 149 = NJW 2005, 349; BayObLG, Beschl. v. 20.1.2003 – 4 St RR 133/02, NJW 2003, 1681 = NZV 2003, 252; OLG Zweibrücken, Beschl. v. 3.5.2001 – 1 Ss 87/01, NStZ 2002, 95 = NZV 2001, 483 = DAR 2002, 135 = VRS 102, 300.
[15] BVerfG, Beschl. v. 21.12.2004 – 1 BvR 2652/03, zfs 2005, 149 = NJW 2005, 349; OLG Karlsruhe Beschl. v. 10.5.2013 – 1 (3) SsBs 131/13, BeckRS 2014, 9916, StV 2014, 622; OLG Bamberg, Beschl. v. 27.2.2007 – 3 Ss OWi 688/05, zfs 2007, 287 = DAR 2007, 272; Hühnermann in: Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke, StVR, 26. Auf. 2020, § 24a StVG Rn 5 a.
[16] Krumm/Ostmeyer, Betäubungsmittelstrafrecht, 3. Aufl. 2020, Rn 245 m.w.N.
[17] Für die einzelnen Substanzen, die sich in der Anlage zu § 24a StVG finden, haben Hase/Sachs in NZV 2008, 221 jeweils die typischen Auffälligkeiten ausführlich aufgearbeitet.
[18] AG Dortmund, Urt. v. 2.4.2019 – 729 OWi-254 Js 281/19 -63/19, NZV 2019, 650 (verneint aber bei 0,9 ng/ml THC); OLG München, Beschl. v. 13.3.2006 – 4 St RR 199/05, zfs 2006, 290 = NJW 2006, 1606 = DAR 2006, 287 = SVR 2006, 391; Haase/Sachs, NZV 2008, 221, 222 m.w.N.
[19] Hühnermann in: Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke, StVR, 26. Auf. 2020, § 24a StVG Rn 5b.
[20] Vgl. König in: Hentschel/König/Dauer, StVR, 46. Aufl. 2021, § 24a StVG Rn 21 a m.w.N.; OLG Jena, Beschl. v. 23.2.2012 – 1 Ss Bs 92/11 (357), NStZ 2013, 114 = VRS 123, 231.
[21] OLG Karlsruhe, Beschl. v. 22.9.2010 – 3 (7) SsBs 541/10 – AK 189/10 = NZV 2011, 413 (nach Cannabiskonsum); Krumm, Fahrverbot in Bußgeldsachen, 4. Aufl. 2017, § 7 Rn 93.
[22] KG, Beschl. v. 21.3.2012 – 3 Ws (B) 116/12 – 122 Ss 31/12, SVR 2012, 235.

Dieser Inhalt ist unter anderem im Deutsches Anwalt Office Premium enthalten. Sie wollen mehr?