Lange Jahre nach der Vorauflage erscheint die Gesamtdarstellung zum Unfallhaftpflichtrecht unter einem elfköpfigen Autorenteam aus Anwaltschaft und Justiz in runderneuerter 16. Auflage mit einem Umfang von fast 1.600 Seiten. Eine Online-Zugriffsmöglichkeit besteht inzwischen unter www.jurion.de.
Schon in der kurzen Einführung werden wichtige verkehrsrechtliche Aspekte angesprochen, was sich auch in späteren Kapiteln positiv fortsetzt. Kürschner spricht dort die Problematik der Internationalisierung des Unfallhaftpflichtrechts an (S. 16 ff.), später wird das Thema prozessual von Mössner noch einmal mit der Direktklage gegen den ausländischen Versicherer und dem Problem der Zustellung an den Regulierungsbeauftragten aufgegriffen (S. 1.274 ff.).
Danach beginnt die eigentliche Darstellung des materiellen Rechts mit den Rechtsgrundlagen der Schadensersatzansprüche, worunter u.a. das Recht der unerlaubten Handlungen als größter Unterabschnitt fällt, aber auch das Straßenverkehrsgesetz. In weiteren Teilen des Buches geht es um die Höhe der Schadensersatzansprüche, etwa den Erwerbsschaden, den Sachschaden oder das Schmerzensgeld, um mögliche Einwendungen des Schädigers und dazu um verfahrensrechtliche Fragen. Die verbliebenen Abschnitte erläutern das Familienrecht, das Sozialversicherungsrecht und abschließend das Beamtenrecht.
Das Verkehrsrecht und damit zusammenhängende Probleme werden an zahlreichen Stellen des Buches gezielt und ausführlich abgehandelt. Dies betrifft nicht nur grundlegende Erläuterungen, sondern auch die Beantwortung von Einzelfragen. Einige Beispiele sollen stellvertretend genannt werden. Bei der Prüfung der Rechtswidrigkeit innerhalb des § 823 BGB greift Zoll das Problem der Wahrnehmung vermeintlicher Rechte im Straßenverkehr auf (S. 49), bei Kausalität und Zurechnung das Phänomen der Folgeunfälle (S. 67). Im Kapitel zum Staatshaftungsrecht wird die parallele Haftung von Bauunternehmer und öffentlicher Hand im Baustellenbereich erläutert (S. 281, Rn 112, von Brocke). Kürschner stellt die StVO in Bezug zu § 823 Abs. 2 BGB (S. 171) und auch im Rahmen der Ausführungen zum Straßenverkehrsgesetz kommt die StVO ausführlich zur Geltung, wenn nämlich die Haftungsabwägung allgemein und danach im Einzelnen anhand verschiedener Unfallsituationen dargestellt wird (S. 328, Rn 123 ff., Sapp). Wiederum Zoll erörtert später wichtige Schadenspositionen, etwa den Haushaltsführungsschaden (S. 821 ff.) oder den Kraftfahrzeugschaden (S. 860 ff., sehr präzise und eingängig gelingt die Auseinandersetzung mit den leidigen Mietwagenkosten, Rn 98 ff.). Im Rahmen der Vertragspflichtverletzungen geht Kürschner u.a. auch auf Parkplatzüberwachungspflichten ein (S. 688 ff., dort Rn 19 f.).
Insgesamt ist die nun endlich vorgenommene Neuauflage und Überarbeitung sehr zu begrüßen. Das Werk ist mit Nachdruck zu empfehlen, vor allem für das Verkehrsrecht und damit zusammenhängende Haftungsfragen. Der Leser und Rechtsanwender profitiert von den fundierten und detailreichen Ausführungen sowie der gelungenen Gesamtkomposition des Werks.
Autor: Dr. Benjamin Krenberger
RiAG Dr. Benjamin Krenberger, Landstuhl
zfs 6/2014, S. 313