Kanzlei sucht Nachwuchs:

Der juristische Arbeitsmarkt ist umgekippt. Zitterten früher noch die Bewerber:innen, hat sich dieser Zustand seit dem Ende der Finanzkrise oft umgedreht. Viele Kanzleien suchen mehr juristisches Personal, als sie bekommen können. Die Folge: Anwälte lassen sich beraten, um bei der Nachwuchssuche keine Fehler zu machen. Und manches Nachwuchstalent kommt mit dem Notizblock zum Interview. 

Der praktische Fall 

Der junge Mann erschien mit dem Klemmbrett unter dem Arm. In dem authentischen Fall betrat er höflich den Konferenzraum der Kanzlei und nahm dankbar den ihn angebotenen Cappuccino mit Milchersatz entgegen. Dann aber wurde es seltsam: Immer, wenn einer der Kanzlisten etwas Wichtiges gesagt hatte, machte er sich Notizen. Nach einer Weile fragte die Kanzleiinhaberin nach: Er habe einen standardisierten Fragebogen entwickelt, antwortete der Bewerber, um bei den vielen Stellenangeboten nicht den Überblick zu verlieren. 

Missverhältnis zwischen Personalsuchenden und Bewerbenden 

Tatsächlich ist die Nachfrage nach qualifiziertem Kanzleipersonal in den letzten Jahren deutlich gestiegen, während die Zahl der Jobsuchenden weiter gesunken ist. Nach Aussage des Kölner HR-Spezialisten Lawgentur ist der Bereich Recht & Steuern deutschlandweit die am stärksten vom Fachkräftemangel betroffene Branche – Tendenz steigend. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, stehen wir doch in den nächsten Jahren einerseits vor einer Verrentungswelle, während andererseits immer weniger junge Menschen Rechtsanwältin oder entsprechende Fachangestellte (ReFas) werden wollen. 

Ein weiterer Umstand verschärft die Lage: Diejenigen, die sich beispielsweise als Volljuristen qualifiziert haben, müssen nicht unbedingt als solche arbeiten …. während umgekehrt das Standesrecht ein Abgrasen des Marktes nach cleveren Seiteneinsteigern verhindert. Ein IT-ler lässt sich auch von einem Autozulieferer abwerben, Richterinnen und Anwälte benötigen hingegen zwei (mindestens passable) Staatsexamina. Und auch die Ausbildung oder Umschulung zum Rechtsanwaltsfachangestellten dauert im dualen Modell ganze drei Jahre. 

Printanzeigen sind „Out“ – was ist „In“? 

Umso wichtiger ist es, den passenden Nachwuchs (dazu in den kommenden Beiträgen mehr) auf dem richtigen Wege zu suchen. Print-Stellenanzeigen sind „out“ – und das aus einem einfachen Grund: Anstatt wie ehedem FAZ oder NJW zu lesen, schauen sich die Betroffenen bei Stepstone oder in Online-Zeitschriften um. Und auch dort tummeln sich mittlerweile mehr Kanzleien als Kandidaten! Einen größeren Verteiler erreichen Sie mit Hilfe von Business-Netzwerken wie LinkedIn oder Xing … deren Schwerpunkt allerdings ihrerseits in vielen Fällen auf der Person-to-Person-Darstellung liegt.  

Was tun? 

Auch wenn Sie kein Digital Native sind, also nicht mit elektronischen Medien aufgewachsen sind: Machen Sie sich jedenfalls auch mit Google, Facebook oder Instagram vertraut. „X“, das ehemalige Twitter, scheint zunehmend uninteressant zu werden – für „Insta“ gilt das selbst bei gut ausgebildeten jungen Leuten aber nicht. Instagram ist und bleibt eine Social Media-Plattform mit gutem Ruf. Dabei muss es nicht immer die bezahlte Anzeige sein. Ein guter, kontinuierlicher Auftritt macht Menschen auf Sie aufmerksam, die eben solche Arbeitstugenden schätzen. Und entsprechend gut in Ihre Kanzlei passen könnten. Diese Chance sollten sie bei der Nachwuchssuche nicht entgehen lassen. 

Oder was meinen Sie? Wie immer freuen wir uns auf Ihre Rückmeldungen! 


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