Von Tieren auf Menschen übertragbare Krankheiten
Merkblatt zu BK Nr. 38 der Anl. 1 zu 7. BKVO
(Bek. des BMA v. 12.6.1963, BArbBl Fachteil Arbeitsschutz 1963, 131ff)
I. Vorkommen und Gefahrenquellen
Hierunter fallen alle von Tieren auf Menschen übertragbare Krankheiten, sofern diese durch berufliche Beschäftigung verursacht sind.
Gefährdet sind insbesondere Personen, die mit Tierpflege oder Tierhaltung beschäftigt sind sowie sonstigen beruflichen Umgang mit Tieren, tierischen Erzeugnissen oder Ausscheidungen haben; dies trifft auch für Personen zu, die beruflich mit Behältnissen umgehen, welche infizierte Tiere oder infiziertes tierisches Material o.ä. enthalten haben.
II. Infektionsweg, Krankheitserreger und Krankheiten
Nach Umgang mit infizierten Tieren, tierischem Material o. ä. können von Tieren auf Menschen übertragbare Krankheitserreger über Haut oder Schleimhäute in den menschlichen Körper eindringen; dies ist auch möglich durch Einatmen von mit Krankheitserregern verunreinigter Luft oder über die Verdauungswege, z. B. durch verschmutzte Hände.
Geordnet nach Erregergruppen können dadurch hauptsächlich folgende Krankheiten entstehen:
A. Bakterien
1. Brucellosen
Durch Rinder können die Erreger der Bangschen Krankheit,durch Schafe und Ziegen die des Malta-Fiebers, durch Schweine die der Suisbrucellose (Schweinebrucellose) übertragen werden. Die Aufnahme der Erreger erfolgt in erster Linie durch unmittelbaren Kontakt mit infizierten Tieren, aber auch z. B. durch Trinken roher Milch (Melker, Milchprüfer u. ä.).
2. Tuberkulose
Von Rindern, Schweinen, Ziegen, gelegentlich auch von Hunden und Katzen sowie Geflügel kann der Typus bovinus und humanus, seltener der Typus gallinaceus, übertragen werden. Dadurch können u.a. die sogenannte Impftuberkulose, eine regionäre Lymphdrüsentuberkulose, evtl. auch Lungentuberkulose und in späteren Stadien andere Organtuberkulosen (auch Sehnenscheidentuberkulose) auftreten.
3. Rotlauf (Erysipeloid)
Die Erkrankung ist einerseits durch kranke Tiere, insbesondere Haus- und Wildschweine sowie Geflügel, andererseits durch sekundär besiedeltes tierisches Eiweiß (z. B. Fische) übertragbar. Die Erreger dringen über die verletzte Haut, hauptsächlich der Hände, ein.
4. Listeriose
Als Überträger der Krankheitserreger kommen alle Warmblüter, vorwiegend Rinder, Schafe, Kaninchen, in Betracht. Die Erreger werden sowohl durch Inokulation als auch über die Verdauungswege aufgenommen. Es können lokalisierte Infektionen (z. B. granulomatöse Conjunctivitis, Furunkel), aber auch Meningoencephalitis, Schwangerschaftskomplikationen u.a. verursacht werden.
5. Milzbrand(Anthrax)
kommt vorwiegend bei Rindern, Ziegen, Schafen sowie bei Pelztieren vor.
Die Erreger können durch die Körperflüssigkeiten milzbrandkranker Tiere oder deren Produkte, wie Häute, Felle, Borsten, Haare und Wolle, auf den Menschen übertragen werden. Das Eindringen durch die Haut kann zu Hautmilzbrand (z. B. bei Notschlachtung), das Einatmen Milzbrandsporen enthaltenden Staubes zu Lungenmilzbrand führen.
6. Tularaemie
Wildlebende Nagetiere, insbesondere Hasen und Wildkaninchen, können Infektionsquellen sein; die Aufnahme des Erregers erfolgt direkt oder indirekt (Arthropoden) über die verletzte Haut.
7. Rattenbißkrankheit (auch Sodoku genannt)
Infektionsquellen sind ausschließlich Ratten. Die Übertragung der Erreger - Spirillum minus (morsus muris) und Streptobazillus moniliformis - erfolgt durch Biß. Es kann zu anfallsweise auftretenden Fieberschüben, Lymphangitis und Hauterkrankungen kommen.
8. Rotz(Malleus)
Die Erreger finden sich u. a. im Nasensekret und in den Hautgeschwüren rotzkranker Pferde, Esel und Maultiere. Sie können sowohl über die Haut als auch über die Atemwege (Tierfell-, Stallstaub) aufgenommen werden. Diese Erkrankung ist jetzt sehr selten geworden.
9. Erkrankungen durch Salmonella
Salmonellen können durch Ausscheidungen von kranken Tieren oder klinisch gesunden Dauerausscheidern verbreitet werden. Gefährdet sind vornehmlich Tierpfleger und Laborpersonal. Krankheitserscheinungen beim Menschen sind in der Regel akute bis subakute Gastroenteritiden (zu unterscheiden von den schlagartig einsetzenden bakteriellen Intoxikationen nach Genuß von infizierten Lebensmitteln tierischer Herkunft).
B. Leptospiren
Leptospiren werden von infizierten Tieren entweder direkt oder durch ihre Ausscheidungen übertragen; hauptsächlich sind es Ratten, Mäuse, Hunde, Schweine und Füchse. Die Leptospirosen weisen unterschiedliche Krankheitssymptome, von leichten Fieberattacken, Gliederschmerzen, Durchfällen bis zur Gelbsucht, Urämie und Hämolyse auf; meningeale'Symptome fehlen selten. Insbesondere kommen in Betracht:
1. Weilsche Krankheit
Infektionsquelle ist meistens die Ratte und deren Ausscheidungen, gelegentlich auch Hund, Fuchs oder Schwein.
2. Die sog. Stuttgarter Hundeseuche
Durch Schmierinfektion (infektiöser Urin) ist eine Übertragung vom Hund auf den Menschen möglich. Beim Menschen wird dadurch das sogenannte Canicola-Fieber ausgelöst.
3. Die Leptospirosen (sog...