Tropenkrankheiten, Fleckfieber
(Bek. des BMGS vom 1. Mai 2005 – 414-45222-3104 –, BArbBl 7/2005 S. 48)
I. Vorkommen und Gefahrenquellen
Unter der BK-Nr. 3104 werden diejenigen Infektionen und deren Krankheitsbilder erfasst, die ausschließlich oder vorwiegend in den Tropen erworben werden können. Sie sind in der Mehrzahl dadurch charakterisiert, dass ihre Erreger in Bezug auf Reservoir, Entwicklungszyklus oder Übertragungsmodus vorzugsweise an tropisches Klima oder für die Tropen spezifische Umweltbedingungen gebunden sind oder aus anderen Gründen vorwiegend in den Tropen oder Subtropen vorkommen. Das Fleckfieber wird hier besonders aufgeführt. Es kommt außer in den Tropen oder Subtropen auch in anderen Gebieten vor.
Tropenkrankheiten gelten als Berufskrankheit bei allen Personen, die wegen einer versicherten Tätigkeit in Regionen der Tropen oder Subtropen leben und arbeiten. Das gleiche gilt für entsprechende beruflich bedingte Kurzzeitaufenthalte. In Ausnahmefällen ist eine Übertragung auch außerhalb der Endemiegebiete durch importierte Infektionsquellen möglich (z.B. "Airportmalaria" durch importierte infektiöse Mücken). Daher sind sowohl die jeweiligen Arbeits- als auch die Freizeitbedingungen in den Versicherungsschutz einbezogen. Die epidemiologische Situation in den verschiedenen Regionen ändert sich zum Teil sehr schnell. Detaillierte länderspezifische Informationen sind den ständig aktualisierten Informationen, z.B. der WHO (www.who.int), zu entnehmen.
II. Ätiopathogenese
Tropenkrankheiten werden hervorgerufen durch Bakterien (incl. Chlamydien und Rickettsien), Viren, Pilze und Parasiten wie Protozoen und Würmer [Nematoden (Rund- oder Fadenwürmer z.B. Filarien), Zestoden (Bandwürmer), Trematoden (Saugwürmer)]. Fleckfieber wird durch Rickettsien verursacht. Die Erreger können direkt oder indirekt von infizierten Menschen, Tieren, kontaminierten Gegenständen einschließlich Nahrungsmitteln oder Wasser in den menschlichen Organismus gelangen. Häufig ist die Übertragung der Krankheitserreger an Arthropoden (insbesondere Mücken, auch Zecken und Flöhe) gebunden. Sie kann auch durch aktives Eindringen über die Haut, Einatmen von erregerhaltigen Aerosolen oder Staub und durch Schmierinfektion erfolgen. Nach einer für jede Infektion typischen Inkubationszeit beginnen im Allgemeinen plötzlich die Krankheitssymptome. Bei den Parasitosen wird mit der Präpatenzzeit die Zeit angegeben, die bis zum Auftreten von nachweisbaren Geschlechtsprodukten der Parasiten verstreicht. Dabei variieren Inkubations- und Präpatenzzeiten in Abhängigkeit von Anzahl und Übertragungsweg der Erreger und der individuellen Disposition der infizierten Person.
III. Krankheitsbilder und Diagnosen
Die Anamnese (z.B. Reiseort und -zeit) und klinischen Symptome erlauben in den meisten Fällen die Verdachtsdiagnose. Endemische oder epidemiologische Betrachtungen zum Vorkommen am Aufenthaltsort müssen miteinbezogen werden. Die Absicherung der Diagnose erfolgt durch den direkten Nachweis des Erregers bzw. von Geschlechtsprodukten der Parasiten (z.B. Eier, Proglottiden) oder durch spezifischen Antikörpernachweis. Bei Viren mit vorhandenen Subtypen besteht die Möglichkeit, über die genomischen Analysen der (über Zellkultur) nachgewiesenen Viren, die geographisch typische Infektionsquelle zu identifizieren. Dies ist auch mittels Restriktions-Enzymanalysen möglich. Eine höhergradige Eosinophilie kann Hinweis auf eine Parasitose sein.
Bezüglich der Krankheitsbilder und ihrer Diagnostik wird auf die einschlägigen Lehrbücher verwiesen. Geordnet nach Erregergruppen können hauptsächlich folgende Krankheiten vorkommen:
1. |
Tropenkrankheiten, hervorgerufen durch |
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1.1 |
Bakterien (inkl. Chlamydien und Rickettsien): |
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Borreliosen, tropische [3] |
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Buruli-Ulcus [4] |
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Frambösie [13] |
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Fünftagefieber [14] |
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Lepra [21] |
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Oroya-Fieber [27] |
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Pest [28] |
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Trachom [32] |
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Tsutsugamushi-Fieber [34] |
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1.2 |
Viren: |
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Chikungunya [5] |
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Dengue-Fieber [6] |
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Ebola-Virus-Fieber [8] |
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Gelbfieber [15] |
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Japan-Enzephalitis [17] |
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Krim-Kongo-Fieber [18] |
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Lassa-Fieber [19] |
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Marburg-Virus-Fieber [23] |
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Rift-Tal-Fieber [29] |
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West-Nil(e)-Virus-Fieber [35] |
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1.3 |
Pilze: |
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Histoplasmose [16] |
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Myzetom [24] |
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1.4 |
Parasiten (Protozoen und Würmer): |
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1.4.1 |
Protozoen |
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Amöbiasis [1] |
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Leishmaniose [20] |
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Malaria [22] |
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Trypanosomiasis [33] |
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1.4.2. |
Würmer |
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Angiostrongylose [2] |
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Dracunculose [7] |
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Fascioliasis [9] |
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Fasciolopsiasis [10] |
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Filariosen [11] |
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Opisthorchiasis [25] |
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Paragonimiasis [26] |
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Schistosomiasis (Bilharziose) [30] |
2. |
Fleckfieber [12] |
Zur Veranschaulichung der Bedeutung des BK-relevanten Zusammenhangs sind der Erreger, das Vorkommen, die Inkubationsbzw. Präpatenzzeit, das Reservoir, der Infektionsweg und das typische Krankheitsbild in alphabetischer Reihenfolge der Krankheitsbezeichnung im Anhang kurz dargestellt.
IV. Weitere Hinweise
Für den begründeten Verdacht auf das Vorliegen einer B...