1 Allgemeines
Rz. 1
Das Verfahren nach § 197 dient zur Durchsetzung des prozessualen Kostenerstattungsanspruchs eines Verfahrensbeteiligten und betrifft das Verhältnis zwischen den Beteiligten. Durch die Kostengrundentscheidung nach §§ 102 Abs. 3 Satz 1, 192, 193, 195 oder 197a wird die rechtliche Verpflichtung eines Verfahrensbeteiligten zur Tragung von Beteiligtenkosten festgelegt. Die Kostenfestsetzung nach § 197 füllt die Kostengrundentscheidung aus und bestimmt die Art und Umfang der zu erstattenden Kosten.
Rz. 2
Die Vorschrift des § 197 ist durch das 6. SGGÄndG v. 17.8.2001 (BGBl. I S. 2144) hinsichtlich der Regelung über die Verzinsung der festgesetzten Kosten (§ 197 Abs. 1 Satz 2) ergänzt worden.
2 Rechtspraxis
2.1 Anwendungsbereich
Rz. 3
Das Kostenfestsetzungsverfahren nach § 197 betrifft das Verhältnis der Beteiligten hinsichtlich der Höhe der nach §§ 102 Abs. 3 Satz 1, 192, 193, 195 oder 197a erstattungsfähigen Kosten eines Verfahrensbeteiligten. Es dient der betragsmäßigen Festsetzung des sich aus der Kostengrundentscheidung ergebenden prozessualen Kostenerstattungsanspruchs (vgl. BGH, Beschluss v. 22.11.2006, IV ZB 18/06). § 197 gilt nicht für die Festsetzung der Kosten nach § 191. Ebenso ist § 197 im Verfahren zur Festsetzung der Vergütung eines im Wege der Prozesskostenhilfe beigeordneten Rechtsanwalts nicht anwendbar (§§ 1 Abs. 3, 55 f. RVG).
Im Verhältnis zwischen einem Rechtsanwalt und seinem Auftraggeber gilt die Vorschrift des § 197 entsprechend, wenn der Rechtsanwalt oder der Auftraggeber die Festsetzung der Gebühren durch den Urkundsbeamten der Geschäftsstelle beantragt (§ 11 Abs. 2 und 3 Satz 2 RVG).
2.2 Verfahren
Rz. 4
Das Kostenfestsetzungsverfahren ist ein Annexverfahren zum Hauptsacheverfahren.
Der Urkundsbeamte des Gerichts des ersten Rechtszugs ist für die Festsetzung der Höhe der nach §§ 102 Abs. 3 Satz 1, 192, 193, 195 oder 197a erstattungsfähigen Kosten eines Verfahrensbeteiligten zuständig, unabhängig davon, welche Instanz die Kostengrundentscheidung getroffen hat (vgl. hierzu LSG Hessen, Beschluss v. 10.2.2014, L 1 KR 232/13 B).
Rz. 5
Hinsichtlich der Zulässigkeit der Kostenfestsetzung hat der Urkundsbeamte zu prüfen:
Rz. 6
das Vorliegen eines Antrags
Die erstattungsfähigen Kosten eines Verfahrensbeteiligten werden nicht von Amts wegen, sondern nur auf Antrag festgesetzt. Antragsberechtigt ist jeder, der an der Kostenfestsetzung ein Interesse hat, also der Kostengläubiger und der Kostenschuldner sowie deren Rechtsnachfolger. Ein Rechtsanwalt kann im eigenen Namen die Kostenfestsetzung nicht beantragen (BVerfG, Beschluss v. 15.7.1997, 1 BvR 1174/90), auch nicht aus abgetretenem Recht (BFH, Beschluss v. 8.12.1970, VII B 29/69). Ein nach § 121 Abs. 1 ZPO beigeordneter Rechtsanwalt kann aber nach § 202 SGG i. V. m. § 126 ZPO im eigenen Namen als Prozessstandschafter des Kostengläubigers die Festsetzung der Kosten beantragen (BGH, Beschluss v. 11.11.2015, XII ZB 242/15). Der Antrag ist schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten zu stellen. Er ist fristungebunden. Eine Verwirkung ist möglich.
Im Verhältnis zwischen einem Rechtsanwalt und seinem Mandanten werden die Gebühren nach § 11 Abs. 1 und 3 RVG auf Antrag des Rechtsanwalts oder des Auftraggebers vom Urkundsbeamten der Geschäftsstelle festgesetzt. Die Höhe einer Betragsrahmengebühr kann durch das Festsetzungsverfahren nach § 11 RVG festgesetzt werden, wenn nur die Mindestgebühren geltend gemacht werden oder der Auftraggeber der Höhe der Gebühren ausdrücklich zustimmt (§ 11 Abs. 8 RVG).
Rz. 7
das Vorliegen einer zur Zwangsvollstreckung geeigneten Kostengrundentscheidung (§ 202 SGG i.V.m § 105 ZPO)
Es muss eine Kostengrundentscheidung nach §§ 102 Abs. 3 Satz 1, 192, 193, 195 oder 197a vorliegen (vgl. BGH, Beschluss v. 11.1.2018, IX ZB 99/16; BFH, Beschluss v. 8.12.1970, VII B 29/69). Es können nur Gebühren festgesetzt werden, die den Rechtsstreit betreffen, der zu dem zugrunde liegenden Vollstreckungstitel geführt hat und in dem die Kostengrundentscheidung ergangen ist (BGH, Beschluss v. 7.2.2017, VI ZB 43/16). Die Kostengrundentscheidung kann in einer gerichtlichen Entscheidung, einem Prozessvergleich oder einem angenommenen Anerkenntnis enthalten sein. Die gerichtliche Entscheidung kann ein Urteil, ein Gerichtsbescheid oder ein Beschluss sein.
Die Kostenfestsetzung ist nicht zulässig, wenn das Rechtsmittel gegen eine gerichtliche Entscheidung aufschiebende Wirkung hat oder die Aussetzung der Vollstreckung nach § 199 Abs. 2 angeordnet ist. Ansonsten ist die Kostenfestsetzung zulässig, unabhängig davon, ob die Kostengrundentscheidung rechtskräftig ist oder nicht. Die Kostenfestsetzung ist in ihrem Bestand vom Bestehen der Kosten(grund)entscheidung abhängig; sie teilt unmittelbar das Schicksal der Kosten(grund)entscheidung. Die Kostengrundentscheidung ist bindend und im Kostenfestsetzungsverfahren nicht nachzuprüfen (BSG, Beschlüsse v. 29.6.2020, B 5 SF 9/20 S, und v. 23.4.2021, B 5 SF 2/21 S).
Rz. 8