Rz. 24
Einkommen lässt sich nur einsetzen, um einen sozialhilferechtlichen Bedarf zu decken, wenn es bedarfsbezogen verwendet werden kann. Es muss sich dabei um bereites Einkommen handeln, also Einkommen, das dem Bedürftigen auch tatsächlich und nicht nur normativ zur Verfügung steht (vgl. BSG, Urteil v. 11.12.2007, B 8/9b SO 23/06 R; zum SGB II: BSG, Urteil v. 19.8.2015, B 14 AS 43/14 R; zum BSHG: BVerwG, Urteile v. 18.2.1999, 5 C 35/97; Giere, in: Grube/Wahrendorf, SGB XII, § 82 Rz. 34; Kiss, in: Mergler/Zink, SGB XII, § 82 Rz. 22; Schlette, in: Hauck/Noftz, SGB XII, § 82 Rz. 21 ff.). Dementsprechend kann eine einmalige Einnahme auch über einen Verteilzeitraum hinweg nur bedarfsmindernd berücksichtigt werden, soweit sie als bereites Mittel geeignet ist, den konkreten Bedarf im jeweiligen Monat zu decken (vgl. BSG, Urteil v. 19.8.2015, B 14 AS 43/14 R, vgl. hierzu auch Komm. zu Abs. 7, Rz. 77). Der Bewertung als bereites Mittel steht ggf. nicht entgegen, dass ein Kontobevollmächtigter das Einkommen zweckwidrig verwendet, also z. B. ohne das Wissen des Leistungsberechtigten von einem Konto abhebt und für eigene Zwecke verbraucht (vgl. BSG, Urteil v. 12.5.2017, B 8 SO 23/15 R).
Rz. 25
Da es nur auf die tatsächliche Verfügbarkeit über die Mittel ankommt, sind fällige Ansprüche des Leistungsberechtigten gegen Dritte (z. B. auf Kindergeld, Wohngeld, Unterhalt o.A.), die nicht rechtzeitig erfüllt werden, um den aktuellen Bedarf zu decken, kein Einkommen (BSG, Urteil v. 11.12.2007, B 8/9b SO 23/06; Schlette, in: Hauck/Noftz, SGB XII, § 82 Rz. 21). Gepfändetes Einkommen ist von der Einkommensberücksichtigung ausgenommen, solange es nicht als bereites Mittel zur Bedarfsdeckung zur Verfügung steht (zum SGB II: BSG, Urteil v. 19.8.2015, B 14 AS 43/14 R, und v. 10.5.2011, B 4 KG 1/10 R (hier noch mit umgekehrtem Regel-Ausnahme-Verhältnis); vgl. auch LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss v. 11.5.2009, L 22 R 220/09 ER zu gepfändeten Rentenbeträgen). Einkommen, das kraft Gesetzes nicht ausgezahlt wird und deshalb nicht eingesetzt werden kann, um einen aktuellen sozialhilferechtlichen Bedarf zu decken, steht dem Hilfesuchenden ebenfalls nicht zur Bedarfsdeckung zur Verfügung. Hiervon umfasst sind z. B. vermögenswirksame Leistungen nach dem Fünften Vermögensbildungsgesetz, die der Arbeitgeber aufgrund Gesetz, Tarifvertrag, Betriebsvereinbarung oder Einzelvertrag erbringt (so zum BSHG: VGH Baden-Württemberg, Urteil v. 21.3.1996, 6 S 1342/93). Auch wenn vermögenswirksame Leistungen nicht grundsätzlich vom Einkommen abzusetzen sind (vgl. zum SGB II: BSG, Urteil v. 27.2.2008, B 14/7b AS 32/06 R, und v. 19.6.2012, B 4 AS 163/11 R), sind sie als Einkommen nur zu berücksichtigen, wenn sie dem Hilfesuchenden als bereite Mittel zur Verfügung stehen.