Rz. 9
Ist wegen einer Verletzung des Körpers, der Gesundheit, der Freiheit oder der sexuellen Selbstbestimmung Schadensersatz zu leisten, so kann eine billige Entschädigung in Geld auch wegen des Schadens gefordert werden, der nicht Vermögensschaden ist (§ 253 Abs. 2 BGB). Das Schmerzensgeld gleicht immaterielle Nachteile aus und hat Genugtuungsfunktion. Es hat deshalb weder Versorgungs- noch Unterhalt(ersatz)funktion (zum BSHG: BVerwG, Urteil v. 18.5.1995, 5 C 22/93), sondern soll dem Verletzten gerade Annehmlichkeiten über seinen Grundbedarf hinaus verschaffen (zum BSHG: VGH Baden-Württemberg, Urteil v. 25.5.1993, 6 S 3184/91). Eine solche Entschädigung ist nach Abs. 2 nicht als Einkommen zu berücksichtigen. Dabei ist im Ergebnis unerheblich, ob das Schmerzensgeld in Form einer laufenden Rente (dann Einkommen) oder als einmalige Summe (dann unter Umständen Vermögen) gezahlt wird. Lässt sich der Verletzte in einer Summe abfinden und wächst das Schmerzensgeld seinem Vermögen zu, so steht der Verwertung in aller Regel die Härteklausel des § 88 Abs. 3 Satz 1 entgegen (zum BSHG: BVerwG, Urteil v. 18.5.1995, 5 C 22/93; Lücking, in: Hauck/Noftz, SGB XII, § 83 Rz. 12; Steimer, in: Mergler/Zink, SGB XII, § 83 Rz. 34). Kapitalerträge (Zinsen) aus einer Schmerzensgeldzahlung sind nicht privilegiert und daher Einkommen i. S. v. § 82 (BSG, Urteil v. 22.8.2012, B 14 AS 103/11 R; zum Wohngeldrecht: BVerwG, Urteil v. 9.2.2012, 5 C 10/11; Schmidt, in: jurisPK-SGB XII, § 83 Rz. 18; Steimer, in: Mergler/Zink, SGB XII, § 83 Rz. 34; a. A. LSG Niedersachsen-Bremen, Urteil v. 20.4.2006, L 8 SO 50/05). Aufwandsentschädigungen für die Teilnahme an einer Medikamentenstudie sind keine Schmerzensgeldzahlungen i. S. v. § 253 Abs. 2 BGB, es sei denn, es werden damit auch immaterielle Schäden abgegolten (SG Augsburg, Urteil v. 28.10.2010, S 15 SO 113/10, SAR 2011 S. 14).