Beschließt eine Aktiengesellschaft oder eine andere Kapitalgesellschaft[1] eine Ausschüttung[2], werden die Gewinne regelmäßig in Geld ausgeschüttet. Die Hauptversammlung kann allerdings auch eine sog. Sachausschüttung beschließen, wenn die Satzung eine entsprechende Möglichkeit vorsieht (§ 58 Abs. 5 AktG).

Beachten Sie: Die sich daraus ergebenden ertragsteuerrechtlichen Konsequenzen wurden in Praxis und Literatur zuletzt vermehrt im Hinblick auf die Fragestellung diskutiert, ob Drittstaatengesellschaften[3] eine steuerneutrale Einlagenrückgewähr vornehmen können.[4]

Sachausschüttungen nationaler Kapitalgesellschaften: Ungeachtet dessen, gilt es auch bei nationalen Sachverhalten eine Vielzahl von Problemen zu beachten. Vor diesem Hintergrund soll der nachfolgende Beitrag einen systematischen Überblick über die ertragsteuerrechtlichen Konsequenzen von Sachausschüttungen nationaler Kapitalgesellschaften – aus der Perspektive der Anteilseigner – verschaffen. Dabei soll insbesondere auch auf die Frage eingegangen werden,

  • unter welchen Umständen eine Einlagenrückgewähr vorliegen kann und
  • welche (steuerrechtlichen) Konsequenzen sich aus einer solchen ergeben.
[1] Die für AG geltenden Regelungen (§ 58 Abs. 5, § 174 Abs. 2 Nr. 2 AktG) sind auf die GmbH sinngemäß anzuwenden, vgl. BFH v. 11.4.2018 – I R 34/15, BStBl. II 2020, 201 = GmbH-StB 2019, 6 (Schwetlik); Rengers in Brandis/Heuermann, Ertragsteuerrecht, § 8 KStG Rz. 190 (Okt. 2021); Gosch in Gosch, KStG, 4. Aufl. 2020, § 8 Rz. 147.
[2] Mit dem Beschluss entsteht ein einklagbarer und selbständig verkehrsfähiger Anspruch des Aktionärs gegen die Gesellschaft auf anteilige Zahlung von Dividende, vgl. BGH v. 24.1.1957 – II ZR 208/55, NJW 1957, 588; OLG München v. 17.9.2014 – 7 U 3876/13, WM 2015, 335; Hennrichs/Pöschke in MünchKomm/AktG, 5. Aufl. 2022, § 174 AktG Rz. 44.
[3] Auch nach der ab 2006 geltenden Rechtslage können Leistungen aus dem Vermögen von in einem Drittstaat ansässigen Gesellschaften, für die kein steuerliches Einlagekonto i.S.d. § 27 KStG geführt wird, als Einlagenrückgewähr zu qualifizieren sein, vgl. BFH v. 10.4.2019 – I R 15/16, GmbH-StB 2019, 337 (Weiss); s.h. zur Ansicht der Finanzverwaltung: BMF v. 21.4.2022 – IV C 2 - S 2836/20/10001:002 – DOK 2022/0364601, BStBl. I 2022, 647 = GmbH-StB 2022, 212 (Böing/Groll). Für Körperschaften und Personenvereinigungen, die in einem anderen Mitgliedstaat der EU der unbeschränkten Steuerpflicht unterliegen, gelten gem. § 27 Abs. 8 KStG grundsätzlich die gleichen Grundsätze wie für inländische Gesellschaften, vgl. hierzu Oellerich in Brandis/Heuermann, Ertragsteuerrecht, § 27 KStG Rz. 80 ff. (Dez. 2021).
[4] Vgl. BFH v. 13.7.2016 – VIII R 47/13, BStBl. II 2022, 263 = GmbH-StB 2016, 322 (Weiss); BFH v. 13.7.2016 – VIII R 73/13, BStBl. II 2022, 271 = GmbH-StB 2016, 324 (Weiss); Rengers in Brandis/Heuermann, Ertragsteuerrecht, § 8b KStG Rz. 115 (Dez. 2021); Niedermaier, DStR 2017, 1009.

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