Gemeiner Wert als Bewertungsmaßstab: Gemäß § 19a Abs. 1 S. 5 EStG sind die Anschaffungskosten mit dem gemeinen Wert der Vermögensbeteiligung anzusetzen. Die Ermittlung des gemeinen Werts von Anteilen an Unternehmen überhaupt sowie an Start-ups im Speziellen ist sehr komplex.[42] Gleichwohl hat die Ermittlung des gemeinen Werts aufgrund von Verkäufen Vorrang vor der Schätzung.[43] Da insoweit das BewG maßgeblich ist,[44] wird der gemeine Wert durch den Preis bestimmt, der im gewöhnlichen Geschäftsverkehr nach der Beschaffenheit des Wirtschaftsgutes bei einer Veräußerung zu erzielen wäre; dabei sind alle Umstände, die den Preis beeinflussen, zu berücksichtigen. Ungewöhnliche oder persönliche Verhältnisse sind nicht zu berücksichtigen (§ 9 Abs. 2 BewG). Der übliche Endpreis am Abgabeort i.S.d. § 8 Abs. 2 S. 1 EStG ist dagegen nicht relevant.[45]Beachten Sie: Veräußerungssperren mindern den Wert der Vermögensbeteiligung nicht.[46] Dem stellt das BMF sonstige Verfügungsbeschränkungen gleich.[47]

Spezialnorm für Wertpapiere und (Unternehmens-)Anteile: Für Wertpapiere und (Unternehmens-)Anteile greift der gegenüber § 9 Abs. 2 BewG speziellere § 11 BewG, der wie folgt anzuwenden ist:[48]

Beraterhinweis Außer beim Ansatz des Börsenkurses oder bei Ableitung aus Verkäufen unter fremden Dritten darf der Substanzwert nicht unterschritten werden (Mindestwert gem. § 11 Abs. 2 S. 3 BewG).[49]

Vereinfachungs- und Nichtbeanstandungsregelungen durch das BMF: Das BMF setzt dem gemeinen Wert den Nennwert gleich bei

Eine weitere Vereinfachungsregelung sieht das BMF für das LSt- und das ESt-Veranlagungsverfahren hinsichtlich des Bewertungstags vor. Zulässig ist ein Abstellen auf den Ausbuchungstag beim Überlassenden oder bei dessen Erfüllungsgehilfen oder dem davor liegenden Tag. Alternativ darf nach dem BMF bei allen Begünstigten auch der durchschnittliche Wert der Vermögensbeteiligungen angesetzt werden, wenn die Überlassungen nicht mehr als einen Monat auseinanderliegen.[51]

Abzug des Freibetrags gem. § 3 Nr. 39 EStG: Von dem gemeinen Wert ist gem. § 19a Abs. 1 S. 3 EStG der Freibetrag nach § 3 Nr. 39 EStG abzuziehen, wenn hierfür die Voraussetzungen gegeben sind.[52] Mithin enthält § 19a Abs. 1 S. 3 EStG einen Rechtsgrundverweis.[53]

[42] Vgl. Rapp/Eickes, FR 2021, 691 (692).
[45] BMF v. 16.11.2021 – IV C 5 - S 2347/21/10001 :006 – DOK 2021/1192053, EStB 2021, 19 (Apitz) (in dieser Ausgabe) = BStBl. I 2021, 2308 Rz. 40, 18.
[47] BMF v. 16.11.2021 – IV C 5 - S 2347/21/10001 :006 – DOK 2021/1192053, EStB 2021, 19 (Apitz) (in dieser Ausgabe) = BStBl. I 2021, 2308 Rz. 40, 20.
[48] BMF v. 16.11.2021 – IV C 5 - S 2347/21/10001 :006 – DOK 2021/1192053, EStB 2021, 19 (Apitz) (in dieser Ausgabe) = BStBl. I 2021, 2308 Rz. 40, 19.
[49] BMF v. 16.11.2021 – IV C 5 - S 2347/21/10001 :006 – DOK 2021/1192053, EStB 2021, 19 (Apitz) (in dieser Ausgabe) = BStBl. I 2021, 2308 Rz. 40, 19.
[50] BMF v. 16.11.2021 – IV C 5 - S 2347/21/10001 :006 – DOK 2021/1192053, EStB 2021, 19 (Apitz) (in dieser Ausgabe) = BStBl. I 2021, 2308 Rz. 40, 19.
[51] BMF v. 16.11.2021 – IV C 5 - S 2347/21/10001 :006 – DOK 2021/1192053, EStB 2021, 19 (Apitz) (in dieser Ausgabe) = BStBl. I 2021, 2308 Rz. 40, 21.
[52] Fahsel/Bergan, FR 2021, 729 (734); BMF v. 16.11.2021 – IV C 5 - S 2347/21/10001 :006 – DOK 2021/1192053, EStB 2021, 19 (Apitz) (in dieser Ausgabe) = BStBl. I 2021, 2308 Rz. 36.
[53] BeckOK/EStG/Bleschick, Stand: 1.10.2021, EStG § 19a Rz. 174.

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