Die internationale Norm, die 2011 als DIN-Norm in das deutsche, 2021 in das europäische Normenwerk aufgenommen wurde, stellt den ersten, im internationalen Konsens entwickelten Leitfaden für ein systematisches CSR-Management dar. Ihre Inhalte wurden von zahlreichen nationalen, branchenspezifischen, aber auch internationalen Initiativen aufgegriffen. So wurden sowohl die OECD-Leitsätze 2011 als auch die GRI-Reporting Guidelines 2013 an ihre Inhalte angepasst. Aufgrund der Komplexität des Themas wurde seiner Zeit entschieden, keine zertifizierbare Managementsystemnorm mit Anforderungen zu entwickeln.
Gleichwohl haben zahlreiche Länder, darunter neben Dänemark und Österreich in Europa auch Brasilien und China, auf ihrer Grundlage nationale zertifizierbare Versionen entwickelt.
An der sechsjährigen Entwicklung waren allein in den internationalen Arbeitsgremien Vertreter aus 99 Ländern, jeweils repräsentiert durch Experten aus 6 Stakeholder-Kategorien beteiligt, darunter Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verbänden, Vertreter verschiedener Nichtregierungsorganisationen (NRO) sowie Vertreter der großen internationalen Organisationen wie etwa der Vereinten Nationen, der OECD und der WHO. Ein ausgewogenes Verhältnis von Teilnehmern aus Industrie- sowie Schwellen- und Entwicklungsländern wurde gewährleistet und aktiv gefördert. Dieser, in der Geschichte der ISO einmalige, partizipative Entwicklungsprozess hat dem Ergebnis eine besondere Legitimität verliehen und zum bis heute unveränderten Stellenwert der ISO 26000 als DEM CSR-Referenzstandard beigetragen.
Im Resultat bietet die Leitfadennorm konkrete Handlungsempfehlungen für die Identifizierung, Anerkennung, Bestimmung, Umsetzung und Kommunikation der organisationsspezifischen gesellschaftlichen Verantwortung. Sie richtet sich an alle Organisationen, unabhängig von deren Inhaberstruktur, Rechtsform, Größe und Standort und enthält die erste, international konsensfähige Definition von (Corporate) Social Responsibility (s. o.).
Zentrale Elemente des Leitfadens sind 7 Grundsätze und 7 Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung mit diesen zugeordneten 37 Handlungsfeldern.
Grundsätze gesellschaftlicher Verantwortung (ISO 26000)
- Rechenschaftspflicht
- Transparenz
- Ethisches Verhalten
- Achtung der Interessen der Anspruchsgruppen
- Achtung der Rechtsstaatlichkeit
- Achtung internationaler Verhaltensstandards
- Achtung der Menschenrechte
Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung mit den dazugehörigen Handlungsfeldern (ISO 26000)
KERNTHEMA |
HANDLUNGSFELDER |
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Organisationsführung |
- Integration der 7 Grundprinzipien in die Prozesse der Entscheidungsfindung (formal wie informell), insbes.: Gesetzestreue
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- Transparenz
- Umgang mit Anspruchsgruppen
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Menschenrechte |
- Gebührende Sorgfalt
- Menschenrechte in kritischen Situationen
- Vermeiden von Mittäterschaft
- Missstände beseitigen
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- Diskriminierung und schutzbedürftige Gruppen
- Bürgerliche und politische Rechte
- Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte
- Grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit
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Arbeitspraktiken |
- Beschäftigung und Beschäftigungsverhältnisse
- Arbeitsbedingungen und Sozialschutz
- Sozialer Dialog
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- Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
- Menschliche Entwicklung und Schulung am Arbeitsplatz
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Umwelt |
- Vermeidung der Umweltbelastung
- Nachhaltige Nutzung von Ressourcen
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- Abschwächung des Klimawandels und Anpassung
- Umweltschutz, Artenvielfalt und Wiederherstellung natürlicher Lebensräume
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Faire Betriebs- und Geschäftspraktiken |
- Korruptionsbekämpfung
- Verantwortungsbewusste, politische Mitwirkung
- Fairer Wettbewerb
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- Gesellschaftliche Verantwortung in der Wertschöpfungskette fördern
- Eigentumsrechte achten
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Konsumentenanliegen |
- Faire Werbe-, Vertriebs- und Vertragspraktiken sowie sachliche und unverzerrte Informationen
- Schutz von Gesundheit und Sicherheit der Konsumenten
- Nachhaltiger Konsum
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- Kundendienst, Beschwerdemanagement und Schlichtungsverfahren
- Schutz und Vertraulichkeit von Kundendaten
- Sicherung der Grundversorgung
- Verbraucherbildung und Sensibilisierung
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Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft |
- Einbindung der Gemeinschaft
- Bildung und Kultur
- Schaffen von Arbeitsplätzen und berufliche Qualifizierung
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- Technologien entwickeln und Zugang dazu ermöglichen
- Schaffung von Wohlstand und Einkommen
- Gesundheit
- Investition zugunsten des Gemeinwohls
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ISO, DIN ISO 26000:2011
Neben einer ausführlichen Beschreibung und Erläuterung dieser Inhalte anhand von Beispielen möglicher Auswirkungen unternehmerischer Aktivitäten in den einzelnen Handlungsfeldern, enthält die Norm auch konkrete Empfehlungen, wie die Interessen von Anspruchsgruppen (Stakeholder), u. a. durch ihre aktive Einbindung, identifiziert und bewertet werden und wie die Ergebnisse der Verantwortungserhebung durch Integration in etablierte Führungs- und Steuerungsmechanismen systematisch und entsprechend glaubwürdigkeitsförderlich im Unternehmen verankert werden können. Viele dieser Empfehlungen bilden die Grundlage der oben skizzierten neuen gesetzlichen Vorgaben – von der Umsetzung menschenrechtlicher S...