Der BFH hat sich im Rahmen der Entscheidung v. 11.7.2019 (BFH v. 11.7.2019 – II R 38/16, ECLI:DE:BFH:2019:U.110719.IIR38.16.0, BStBl. II 2020, 314 = ErbStB 2020, 33 [Heinrichshofen]) seinem Urteil v. 27.11.2017 (BFH v. 29.11.2017 – II R 14/16, BStBl. II 2018, 362 = ErbStB 2018, 133 [Marfels]) angeschlossen. Für die Gewährung der Steuerbefreiung des Familienheims sei es zwingend notwendig, dass das Familienheim im zivilrechtlichen Eigentum des Erwerbers verbleibe, um keinen Nachsteuertatbestand auszulösen (vgl. BFH v. 11.7.2019 – II R 38/16, ECLI:DE:BFH:2019:U.110719.IIR38.16.0, BStBl. II 2020, 314 Rz. 22 = ErbStB 2020, 33 [Heinrichshofen]). Schädlich sei daher auch, wenn das Familienheim unter der Auflage eines lebenslangen Wohnrechts auf einen Abkömmling übertragen werde. Nach der Rechtsprechung entfalle hier die Steuerbefreiung mit Wirkung für die Vergangenheit.
Beraterhinweis Nach dem BFH-Urteil v. 11.7.2019 (BFH v. 11.7.2019 – II R 38/16, ECLI:DE:BFH:2019:U.110719.IIR38.16.0, BStBl. II 2020, 314 = ErbStB 2020, 33 [Heinrichshofen]) kann festgehalten werden, dass bei Erwerb eines Familienheims von Todes wegen das Familienheim auch im Eigentum des Erwerbs verbleiben und zu eigenen Wohnzwecken genutzt werden muss. Interessant ist, dass der BFH diese Auffassung durch die Urteile v. 1.12.2021 (BFH v. 1.12.2021 – II R 18/20, ECLI:DE:BFH:2021:U.011221.IIR18.20.0, BStBl. II 2022, 554 = ErbStB 2022, 255 [Heinrichshofen]; BFH v. 1.12.2021 – II R 1/21, BStBl. II 2022, 557 = ErbStB 2022, 325 [Heinrichshofen]) ein wenig aufgeweicht hat. Der Verlust der Eigentümerstellung ist dann nicht schädlich für die Steuerbefreiung des Familienheims, wenn die Selbstnutzung "objektiv unmöglich oder aus objektiven Gründen unzumutbar" ist, so dass das Familienheim nicht nur zu einer "äußeren Hülle" entwertet werden dürfe (vgl. BFH v. 1.12.2021 – II R 18/20, ECLI:DE:BFH:2021:U.011221.IIR18.20.0, BStBl. II 2022, 554 Rz. 24 = ErbStB 2022, 255 [Heinrichshofen]). Wäre die Konsequenz aus der "objektiv unmöglichen oder aus objektiven Gründen unzumutbaren" Selbstnutzung der Wegzug mit anschließendem Verkauf des Familienheims, führen aufgrund der "zwingenden Gründe" weder die Aufgabe des Eigentums an dem Familienheim noch der Abriss des Gebäudes zu einer Nachversteuerung (vgl. BFH v. 1.12.2021 – II R 18/20, ECLI:DE:BFH:2021:U.011221.IIR18.20.0, BStBl. II 2022, 554 Rz. 25 = ErbStB 2022, 255 [Heinrichshofen]).