Es ist fast schon normal geworden, bei steigenden Energiekosten staatliche Hilfsprogrammen zu verlangen. Die knappen Haushaltsmittel und andere Prioritäten innerhalb der staatlichen Haushalte führen jedoch dazu, dass staatliche Unterstützungsprogramme für die kurzfristige Reaktion auf steigende Energiekosten nur noch eingeschränkt zu erwarten sind. Die Preisentwicklung aller Energieträger ist seit der Energiekrise 2022-2023 wesentlich volatiler geworden. Darum müssen die Unternehmen eigene Wege finden, um kurzfristig auf steigende Energiekosten zu reagieren.
1.1 Energiekosten reduzieren durch staatliche Unterstützung
Die Bundesrepublik Deutschland setzt in ihrer Energiepolitik vollständig auf erneuerbare Energien. Das macht die Energieversorgung abhängig von nicht zu beeinflussenden Wetterbedingungen und den weniger klimaschonenden und stärker auf Atomkraft setzenden ausländischen Ressourcen. Um dieser Entwicklung in den Unternehmen zu folgen, ist eine Umstellung von Energieträger (z. B. auf Wasserstoff) und Verbrauchsstrukturen (z. B. Demand-Side-Management oder Lastmanagement) notwendig. Das geht nur mittel- und langfristig.
Auf die zu erwartenden kurzfristigen Preissprünge für den Verbrauch von Energie kann auch in Zukunft mit staatlicher Unterstützung gerechnet werden, wenn dieses Problem ganze Branchen oder die gesamte Volkswirtschaft betrifft. Für jedes Unternehmen ist es daher wichtig, ein Monitoring zu installieren, dass sowohl die kurzfristige Preisentwicklung beobachtet als auch mögliche staatliche Programme schnell identifiziert und nutzt. Es muss sichergestellt sein, dass im Falle von staatlichen Hilfen, diese auch schnell und zuverlässig abgerufen werden können.
Eigene Maßnahmen sind weiterhin notwendig
Trotz der Hoffnung auf Unterstützungsprogramme der Bundesregierung oder der EU bleibt es Aufgabe der Unternehmen, Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten durchzuführen. Dabei geht es nicht nur um Energiekosten. Durch laufende oder zukünftige Krisen wachsen auch andere Kosten stark an. So wird z. B. für die Gewinnung vieler Rohstoffe und Materialien viel Energie benötigt, deren Kostensteigerung sich auf die Kosten für Rohstoffe, Materialien oder Bauteile auswirken wird.
1.2 Energieverbrauch unternehmensweit senken
An dieser Stelle folgen einige Hinweise, mit denen bereichsübergreifend die Energiekosten gesenkt werden können. Typische Einsparpotenziale mit Auswirkungen auf einzelne Fachbereiche werden in den folgenden Kapiteln jeweils mit weiteren Möglichkeiten, Kosten zu sparen, dargestellt. Grundsätzlich gibt es viele Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken. Vieles davon erscheint zu klein, als dass es den dafür notwendigen Aufwand lohnt. Aber mit weiter rasant steigenden Energiepreisen und einer zu erwartenden Knappheit an Gas, Öl oder Strom gehören selbst Kleinigkeiten zum bestimmenden Element für die Kostenhöhe.
- Es geht schnell, in allen Arbeits- und Aufenthaltsräumen die Heizung zu überprüfen und deren Betriebstemperatur an die rechtlichen Mindestwerte anzupassen.
Bei Einsparungen von Energie für die Beleuchtung spielen im Unternehmen die Arbeitsschutz- und Arbeitssicherheitsvorschriften eine wichtige Rolle. Unterhalb der dort angegebenen Lichtstärken darf nicht gearbeitet werden. Auf die Beleuchtungszeit kann sehr wohl Einfluss genommen werden. Arbeitsplätze, die nicht benötigt werden, müssen auch nicht beleuchtet sein. Wenn im Lager niemand ist, kann dort auch die Beleuchtung ausgeschaltet sein. Die Beleuchtung von Fluren und anderen Räumen, die nicht ständig genutzt werden, kann durch technische Hilfsmittel wie Bewegungsmelder auf ein Minimum reduziert werden.
Verantwortung schaffen
Sowohl Heizung als auch Beleuchtung sind ein sensibles Thema im Büro und Betrieb. Mit Engagement kann trotz und im Rahmen rechtlicher Vorschriften oft viel gespart werden. In der Praxis zeigt sich, dass bei eindeutiger Verantwortung für diese Themen wesentliche Einsparungen erzielt werden können. So kann jemand, der meist spät den Arbeitsplatz verlässt, verantwortlich gemacht werden für das Ausschalten aller Lichtquellen.
- Wenn Büros kurz- und mittelfristig nicht genutzt werden, z. B. wegen der Arbeit im Homeoffice oder eines temporären Personalabbaus, sollten die verbliebenen Mitarbeiter auf einige Büros konzentriert werden. Dadurch entstehen unbenutzte Büros, die weder beleuchtet noch beheizt werden müssen. Die Energiekosten sinken.
- Die Reinigung der Arbeitsplätze vor allem in Büros erfolgt häufig spät in der Nacht oder früh am Morgen. Zusätzliche Beleuchtung und Heizung ist notwendig. Wenn es gelingt, die Reinigungszeiten mit den oft flexiblen Arbeitsrandzeiten der anderen Beschäftigten überlappen zu lassen, müssen nicht mehr ganze Bürotürme in der Nacht hell erleuchtet sein.
- Energiekosten entstehen auch durch die Nutzung von Firmenfahrzeugen. Werden Fahrten, z. B. zur Bank, zur Post oder zum Spediteur zusammengefasst, können viele Kilometer und damit viele Liter Treibstoff eingespart werden. Für die Fahrzeuge, die einzelnen Mitarbeitern zugeordnet werden können und diesen vielleicht zur privaten Nutzung...