Michael Paul, Jörgen Erichsen
Viele Unternehmer beklagen, dass der Umgang mit den Banken wird immer schwieriger wird. Aussagen wie, "Kredit bekommt doch sowieso nur noch der, der schon genug Geld hat!" oder "Mein Banker will ständig Unterlagen und macht mir nur Arbeit!" sind gerade in Zeiten wieder steigender Zinsen immer häufiger zu hören. Natürlich, über das Vorgehen der Banken lässt sich trefflich schimpfen – einseitig gesehen und empfunden steckt auch ein wahrer Kern darin.
Ohne Geldgeber geht es nicht
Trotzdem kommt kaum ein Unternehmen, egal ob 3-Mann-Betrieb oder Großkonzern, ohne Fremdkapitalgeber aus. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob es sich um eine Sparkasse, Beteiligungsgesellschaft, einen Investor oder die eigenen Aktionäre handelt. Das Geschäft des Geldverleihens an Unternehmen hat in den letzten Jahren seine Züge gravierend verändert. Dazu beigetragen haben Basel II + III mit dem Ratingverfahren, die seit einiger Zeit bestehendeNiedrigzinsphase, die auf die Kreditmarge der Banken drückt und die multiplen Krisen, etwa Corona, der Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine oder die schlechter werdenden Wirtschaftsaussichten..
Professioneller Umgang mit der Bank
Unternehmen sollten nicht mit der Situation hadern. In jeder Krise steckt eine Chance. Wenn Sie die Situation so akzeptieren, wie sie ist, und schlau darauf reagieren, erzielen Sie Vorteile bei der Finanzierung und gegenüber Wettbewerbern. Der Schlüssel für den erfolgreichen Umgang mit der Bank liegt im professionellen und ausgewogenen Kommunikationsverhalten des Unternehmens und des Unternehmers.
1.1 Kapitalgeber – Partner oder "notwendiges Übel"?
Für kleinere Unternehmen sind Sparkassen und Genossenschaftsbanken nach wie vor Hauptgeldgeber. Das Angebot attraktiver Finanzierungsalternativen, die für die breite Unternehmensschicht verfügbar sind, ist zwar in den letzten Jahren gewachsen, aber immer noch überschaubar und der Bedarf deutlich größer als das Angebot. Der so genannte "Graue Kapitalmarkt" für Private Equity, Beteiligungskapital über Vertriebskanäle und ähnliche Kapitalquellen sind für kleinere Unternehmen oft eher ungeeignet oder zu teuer. Auch Crowdfunding ist für viele Investitionen, Branchen und Unternehmen (noch) wenig geeignet.
Die hohe Abhängigkeit der meisten Unternehmen von Fremdkapital führt dazu, dass man in der Regel ohne Bank nicht auskommt. Deshalb wird nachfolgend in der Hauptsache von der Bank als Geldgeber gesprochen, vieles ist auch auf andere Geldgeber übertragbar.
Ein Banker handelt wie ein Kaufmann
Nun ist die Bank ein scheinbar trügerischer Freund. Das Bild des Bankers, der dem Unternehmer bei Sonnenschein den Regenschirm reicht und ihn ihm wieder nimmt, sobald die ersten Tropfen fallen, ist bekannt. Auch wenn es oft so empfunden wird, wird den Banken mit diesem Bild häufigUnrecht getan. Natürlich wollen Banken profitable Geschäfte tätigen. Und das Kreditgeschäft hat seine eigenen Regeln. Der Zeitungsverkäufer wird morgens nicht lange überlegen, ob er dem Passanten eine Zeitung verkaufen soll oder nicht, da er den Kaufpreis direkt in bar erhält. Bei einer Kreditanfrage sieht das anders aus: Hier muss zunächst das Ausfallrisiko eingeschätzt werden, bevor es zum Geschäft kommt. Denn Kredite werden in der Regel über viele Jahre kontinuierlich getilgt.
Und wenn man sich verdeutlicht, wie viele neue "gute" Kredite eine Bank machen muss, um einen ausgefallenen Kredit auszugleichen, wird deutlich, wie verantwortungsvoll das geschehen muss.
Wenn die Bank Geld gibt, ist sie zweifelsfrei beim Unternehmer willkommen. Doch schon nach kurzer Zeit geht es los … BWA, Planung, Vermögensstatus, Bilanz, Nachweise etc. werden immer wieder angefordert. Manche Banken verschicken Anfang des Jahres eine lange Checkliste, wann welche Unterlagen innerhalb des kommenden Jahres einzureichen sind. Die ausgereiften Überwachungssysteme der Banken sorgen für die pünktliche Mahnung, wenn Unterlagen fehlen.
Gewünschte Unterlagen mit dem Kreditinstitut absprechen
Wenn unklar ist, welche Unterlagen und Informationen in welchem zeitlichen Rhythmus für die Bank sinnvoll und wichtig sind, fragen Sie nach und vereinbaren Sie, wann die Bank welche Unterlagen erhält, z. B. quartalsweise die BWA, die Bilanz, die Finanzplanung etc.
Informationsbedürfnis der Banken
Die Banken tun das nicht, um ihre Kunden zu ärgern. Im Gegenteil! Die in den letzten 10 Jahren deutlich verschärften gesetzlichen Vorschriften für Banken ( u. a. KWG Kreditwesengesetz, verschärfte Bankenaufsicht und "MAK" – Mindestanforderungen für das Kreditgeschäft) verpflichten die Banken dazu und haben bei Nichteinhaltung ernsthafte Folgen für die Bank. Mit § 18 des KWG sind die Banken verpflichtet, sich ständig über die wirtschaftliche Situation ihrer Kreditnehmer informiert zu halten. Fehlende Informationen , insbesondere bei kritischen Engagements, können in letzter Konsequenz zur Kreditkündigung führen.
Wenn man als Unternehmen einen sensiblen, aber unverzichtbaren Partner im Boot sitzen hat, ist man bestens beraten, sorgsam mit ihm umzugehen. Zumal ein H...