Zusammenfassung
Der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter nimmt zu. Sie zu gewinnen und dauerhaft zu binden ist für Kanzleien ein wichtiger Erfolgsfaktor. Das Gehalt spielt natürlich nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Auswahl eines neuen Arbeitgebers. Doch in vielen Fällen ist es nicht ausschlaggebend. Unter den wichtigsten drei Gründen für die Arbeitgeberauswahl und Zufriedenheit am Arbeitsplatz findet sich bei Mitarbeiterbefragungen die flexible Arbeitsplatzgestaltung. Es geht dabei oft um individuelle Gleitzeitlösungen, spontan einen halben Tag frei nehmen können bis hin zu Home Office. Doch auch andere Modelle wie Vertrauensarbeitszeit oder Job-Sharing können die Attraktivität des Arbeitsplatzes erhöhen.
All diese Angebote erhöhen die Lebensqualität aus Sicht des Mitarbeiters und machen die Kanzlei attraktiv. Und auch die Kanzlei profitiert: Flexible Arbeitsmodelle unterstützen ein konzentrierteres Arbeiten und erhöhen die Arbeitseffizienz und Effektivität.
Die zunehmende Bedeutung der flexiblen Arbeitszeit ist auch mit den zunehmend unterschiedlichen Lebenssituationen zu begründen. Die "geregelte Normalfamilie", in der ein Partner Vollzeit arbeitet und sich der andere Partner um die Familie kümmert und im besten Fall Vormittag Halbtags arbeitet, während die Kinder im Kindergarten oder in der Schule sind, gibt es schon lange nicht mehr. In solchen Konstellationen ist eine geregelte Arbeitszeit mit eindeutigen Anfangs- und Endzeiten sinnvoll und wünschenswert und wird problemlos akzeptiert.
Doch wie sieht das normale Leben Ihrer Mitarbeiter heute aus (und das ist nicht wertend im Sinne von "früher war alles besser" gemeint)? Die Zeiten und Konstellationen haben sich geändert und zunehmende Flexibilität der Arbeitszeit erleichtert vielen den Alltag. Spontan denken Sie jetzt vielleicht an junge Eltern, beide berufstätig oder Alleinerziehende, die ihre Kinder morgens zur Schule bringen und nachmittags wieder abholen müssen.
Vor ähnlichen, wenn nicht sogar größeren Herausforderungen an den Familien- und Arbeitsalltag stehen inzwischen die 40 bis 60-jährigen, die als die Sandwich-Generation bezeichnet werden. Der Begriff bezieht sich auf die finanziellen Verpflichtungen sowohl gegenüber den eigenen Eltern im Renten- oder Pflegefall als auch den eigenen Kindern, deren Ausbildung finanziert wird. Ebenso "eingeklemmt" ist diese Generation aber auch in Bezug auf Unterstützung und Alltagshilfe:
- Die eigenen Eltern sollen nicht ins Heim ,und auch wenn sie rüstig sind und ganz gut klarkommen, benötigen sie den einen oder anderen "Botendienst".
- Der rüstige 80-jährige Vater gibt seinen Führerschein ab und muss regelmäßig zum Arzt gefahren werden.
- Ein Elternteil wird zum Pflegefall und die Tochter steht vor der Entscheidung, Pflege zu Hause oder im Heim.
- Die erwachsenen Kinder, die studieren oder in Ausbildung sind, werden selbst Eltern und wünschen sich zeitliche Unterstützung von den eigenen Eltern.
Angesichts der gestiegenen Lebenserwartung und dem durchschnittlichen Alter von 30 Jahren beim ersten Kind kann die Zeitspanne, in der von der Sandwich-Generation Flexibilität erwartet wird, ausgesprochen lang sein.
Wenn Ihre Mitarbeiter bis jetzt also noch feste Arbeitszeiten ohne besondere Einflussmöglichkeiten haben, helfen Ihnen die folgenden Überlegungen bei der Einführung eines flexiblen Zeitmodells.
Gleitzeit
Gleitzeit, auch "gleitende Arbeitszeit" genannt, bedeutet, dass Beginn, Ende und Dauer der täglichen oder wöchentlichen Arbeitszeit nicht festgelegt sind, sondern zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern verabredet werden. Man unterscheidet zwischen einfacher und qualifizierter Gleitzeit. Bei der einfachen Gleitzeit wird eine feste Kernarbeitszeit und ein Gleitzeitrahmen festgelegt (Beispiel: Gleitzeitrahmen 7-20 Uhr, Kernarbeitszeit 10-17 Uhr). Bei der qualifizierten Gleitzeit wird die Kernarbeitszeit noch einmal reduziert oder ganz abgeschafft. Vereinbart wird meist eine bestimmte Stundenzahl in der Woche, im Monat oder im Jahr. Die weitere Planung der Arbeitszeit übernimmt der Arbeitnehmer in eigener Verantwortung.
Private Termine, wie beispielsweise Arztbesuche, werden so zur alleinigen Sache des Kanzleimitarbeiters, da sie in der Gleitzeit erledigt werden können. Gleitzeitmodelle sind heute weit verbreitet und bedeuten für Arbeitgeber in der Regel keine Nachteile. Sinnvoll kann es jedoch sein, die Arbeitszeitkonten der Mitarbeiter hin und wieder anzusehen, denn in fast jedem Unternehmen gibt es jemanden, der sehr viele Überstunden ansammelt.
Jahresarbeitszeit
Streng genommen ist die Jahresarbeitszeit eine Variante der Gleitzeit. Arbeitgeber und Angestellte verteilen in Absprache das Arbeitszeitvolumen eines Betriebs nicht gleichmäßig, sondern flexibel über ein Jahr. Dieses Modell bietet sich dann an, wenn es vorhersehbare saisonale Schwankungen im Arbeitsaufkommen gibt. In anderen Ländern wie beispielsweise Italien wird das in einigen Kanzleien genutzt, da der Abgabetermin aller Steuererklärungen der 30.4. des ...