Rz. 20

Gegen diese Fassung der Vorschrift wurden europarechtliche Bedenken geltend gemacht, da sie einen Eingriff in die Mutter-Tochter-Richtlinie bzw. in die Niederlassungsfreiheit (Art. 49 AEUV) darstelle. Zusätzlich wurde beanstandet, dass das Merkmal von 10 % der Bruttoerträge als absolute Grenze keinen Gegenbeweis zuließ.[1] Durch G. v. 7.12.2011[2] wurde die Vorschrift mit Wirkung ab 1.1.2012 umgestaltet, um die europarechtlichen Probleme zu beseitigen. Dabei wurde die Grenze von 10 % ersatzlos gestrichen und dem Stpfl. die Feststellungslast auferlegt. Auch gegen diese Fassung der Vorschrift bestanden europarechtliche Bedenken.[3]

§ 50d Abs. 3 EStG in der damaligen Fassung war daher in weitem Umfang nicht mehr anwendbar und wurde durch die Neufassung aufgrund des G. v. 2.6.2021 ersetzt.[4] Eine Kommentierung des § 50d Abs. 3 EStG in der vorherigen Fassung ist in der Datenbank weiterhin verfügbar.

[1] Zu europarechtlichen Bedenken in dieser Hinsicht § 50d EStG Rz. 145 a. F., in der Datenbank weiterhin verfügbar.
[2] BStBl I 2011, 1171.
[3] EuGH v. 20.12.2017, Rs. C-504/16, Rs. C-613/16 (Deister Holding, Juhler Holding), BFH/NV 2018, 319, IStR 2018, 197; EuGH v. 14.6.2018, Rs. C-440/17 (GS), IStR 2018, 543; zur Umsetzung der EuGH-Rspr. aufgrund der damaligen Fassung des § 50d Abs. 3 EStG vgl. BMF v. 4.4.2018, IV B 3 – S 2411/07/10016-14, BStBl I 2018, 589.
[4] BStBl I 2021, 787; zur Neuregelung Beutel/Oppel, DStR 2021, 1017; Florstedt, BB 2021, 1823; Grotherr, NWB.2021, 262; Grotherr, Ubg 2021, 84; Grotherr, DStZ 2021, 87, 140; Grotherr, DStR 2021, 1321; Haase/Blank, Ubg 2021, 78; Haase/Blank, Ubg 2021, 129; Jochimsen/Gsödl, IStR 2021, 387; Hölscher/Voß/Zöller, ISR 2021, 156; Schnitger/Gebhardt, IStR 2021, 289; Schönfeld/Erdem, IStR 2021, 189; Stangl/Greinert/Siebing, Ubg 2021, 447.

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