Veräußern Erben gemeinschaftlich ein Grundstück (bspw. zur Berichtigung von Nachlassverbindlichkeiten), wird ein Kaufvertrag abgeschlossen. Ein Kaufvertrag unterliegt als Rechtsgeschäft, das den Anspruch auf Übereignung begründet, der Grunderwerbsteuer, § 1 Abs. 1 Nr. 1 GrEStG (Hofmann, GrEStG, 11. Aufl. 2016, § 1 Rz. 36; Meßbacher-Hönsch in Boruttau, GrEStG, 19. Aufl. 2018, § 1 Rz. 243, 404; Pahlke in Pahlke, GrEStG, 6. Aufl. 2018, § 1 Rz. 146).

Ebenso unterliegt ein zwischen den Miterben geschlossener Auseinandersetzungsvertrag, der einem Miterben den Anspruch auf Übereignung eines Grundstücks begründet, der Grunderwerbsteuer, § 1 Abs. 1 Nr. 1 GrEStG (Hofmann, GrEStG, 11. Aufl. 2016, § 1 Rz. 40; Pahlke in Pahlke, GrEStG, 6. Aufl. 2018, § 1 Rz. 153; Schnitter in Wilms/Jochum, GrEStG, 112. EL, § 1 Rz. 115).

Ist Gegenstand eines Vertrages nicht das Grundstück selbst, sondern überträgt ein Miterbe seinen Erbteil auf einen anderen Miterben oder einen Dritten per Erbteilskauf (§§ 2371 ff. BGB) nebst Abtretung, so unterliegt die Übertragung des Erbteils durch Abtretung der Grunderwerbsteuer, da damit kraft Gesetzes ein Eigentumsübergang an dem zum Nachlass gehörenden Grundstück eintritt, § 1 Abs. 1 Nr. 3 Satz 1 GrEStG (BFH v. 17.7.1975 – II R 141/74, BStBl. II 1976, 159; BFH v. 4.2.2004 – II B 147/02, BFH/NV 2004, 813; BFH v. 9.7.2014 – II R 50/12, BStBl. II 2015, 399 Rz. 9; Hofmann, GrEStG, 11. Aufl. 2016, § 1 Rz. 28, 57; Meßbacher-Hönsch in Boruttau, GrEStG, 19. Aufl. 2018, § 1 Rz. 94, 291, 402; Nienhaus in Behrens/Wachter, GrEStG, 2018, § 1 Rz. 86, 88; Pahlke in Pahlke, GrEStG, 6. Aufl. 2018, § 1 Rz. 180; Schnitter in Wilms/Jochum, GrEStG, 112. EL, § 1 Rz. 160).

Diese grunderwerbsteuerliche Beurteilung weicht von dem für andere Gesamthandsgemeinschaften allgemein geltenden Grundsatz ab, dass allein aufgrund eines Wechsels im Bestand der Gesamthänder (d.h. vorbehaltlich etwaiger Ergänzungstatbestände i.S.d. § 1 Abs. 2a ff. GrEStG) keine Grunderwerbsteuer entsteht (BFH v. 4.2.2004 – II B 147/02, BFH/NV 2004, 813; Böing in Behrens/Wachter, GrEStG, 2018, § 3 Rz. 189; Hofmann, GrEStG, 11. Aufl. 2016, § 1 Rz. 24). Diese Abweichung rechtfertigt sich aus der rechtlichen Struktur der Erbengemeinschaft, die auf eine Auseinandersetzung gerichtet ist, § 2042 Abs. 1 BGB (BFH v. 4.2.2004 – II B 147/02, BFH/NV 2004, 813; Böing in Behrens/Wachter, GrEStG, 2018, § 3 Rz. 189; Hofmann, GrEStG, 11. Aufl. 2016, § 1 Rz. 28; Meßbacher-Hönsch in Boruttau, GrEStG, 19. Aufl. 2018, § 3 Rz. 339). Zudem kann ein Erbteilsinhaber über seinen Anteil am Nachlass verfügen (§ 2033 Abs. 1 Satz 1 BGB), so dass die Gesamthandsbindung bei der Erbengemeinschaft im Gegensatz zu anderen Gesamthandsgemeinschaften (vgl. bspw. § 719 Abs. 1 Satz 1 Halbs. 1 BGB für GbR) gelockert ist (BFH v. 4.2.2004 – II B 147/02, BFH/NV 2004, 813; Gergen in MünchKomm/BGB, 8. Aufl. 2020, § 2033 Rz. 8; Hofmann, GrEStG, 11. Aufl. 2016, § 1 Rz. 28). Konsequenterweise ist die Erbengemeinschaft dafür allerdings auch keine Gesellschaft i.S.d. § 1 Abs. 2a GrEStG (Behrens in Behrens/Wachter, GrEStG, 2018, § 1 Rz. 317; Meßbacher-Hönsch in Boruttau, GrEStG, 19. Aufl. 2018, § 1 Rz. 751).

Gehört zum gemeinschaftlichen Vermögen der Erben ein Grundstück, so unterliegt der Erwerb des letzten aller Erbteile an einer Erbengemeinschaft durch denselben Erwerber ebenfalls der Grunderwerbsteuer, § 1 Abs. 1 Nr. 3 Satz 1 GrEStG (BFH v. 10.6.1964 – II 30/61 U, BStBl. III 1964, 486; Hofmann, GrEStG, 11. Aufl. 2016, § 1 Rz. 140; Meßbacher-Hönsch in Boruttau, GrEStG, 19. Aufl. 2018, § 1 Rz. 405; Pahlke in Pahlke, GrEStG, 6. Aufl. 2018, § 1 Rz. 180; Schnitter in Wilms/Jochum, GrEStG, 112. EL, § 1 Rz. 162). Mit der Übertragung des letzten aller Erbteile an einer Erbengemeinschaft auf denselben Erwerber löst sich die Erbengemeinschaft auf (Gergen in MünchKomm/BGB, 8. Aufl. 2020, § 2032 Rz. 5; Meßbacher-Hönsch in Boruttau, GrEStG, 19. Aufl. 2018, § 1 Rz. 405). An die Stelle der sich auflösenden Erbengemeinschaft tritt der Erwerber, der kraft Gesetzes mit unmittelbarer dinglicher Wirkung Alleineigentümer des zum Nachlass gehörigen Grundstücks wird, ohne dass ein den Anspruch auf Übereignung begründendes Rechtsgeschäfts vorausgegangen ist und es auch keiner Auflassung bedarf (BFH v. 10.6.1964 – II 30/61 U, BStBl. III 1964, 486). Der Rechtsvorgang unterliegt jedoch nur im Umfang der Anwachsung der Grunderwerbsteuer, denn etwaige vorangegangene Erbteilskäufe nebst Abtretung unterlagen bereits anteilig der Grunderwerbsteuer (Meßbacher-Hönsch in Boruttau, GrEStG, 19. Aufl. 2018, § 1 Rz. 405; Pahlke in Pahlke, GrEStG, 6. Aufl. 2018, § 1 Rz. 180; Schnitter in Wilms/Jochum, GrEStG, 112. EL, § 1 Rz. 162). Eine Anteilsvereinigung oder Anteilsübertragung i.S.d. § 1 Abs. 3 GrEStG kann nicht eintreten, da die Erbengemeinschaft keine Gesellschaft i.S.d. § 1 Abs. 3 GrEStG ist (Behrens in Behrens/Wachter, GrEStG, 2018, § 1 Rz. 506; Hofmann, GrEStG, 11. Aufl. 2016, § 1 Rz. 140; Meßbacher-Hönsch in Boruttau, GrEStG, 19. Aufl. 20...

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