Entscheidungsstichwort (Thema)
Gewerbesteuermeßbeträgen 1983 und 1984
Nachgehend
Tenor
1. Die Gewerbesteuermeßbescheide für 1983 vom … 1992 und 1984 vom … 1993 und die Einspruchsentscheidung vom … 1993 werden ersatzlos aufgehoben.
2. Die Kosten des Verfahrens hat der Beklagte zu tragen.
3. Die Hinzuziehung eines Bevollmächtigten für das Vorverfahren war notwendig.
4. Das Urteil ist hinsichtlich der erstattungsfähigen Kosten vorläufig vollstreckbar. Der Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe der erstattungsfähigen Kosten abwenden, wenn nicht der Kläger vor der Vollstreckung Sicherheit in dieser Höhe leistet.
Tatbestand
Der Kläger war nach den Angaben in seinen Steuererklärungen in den Kalenderjahren 1980 bis 1989 als selbständiger Berater und Planer im Bereich des Bauwesens tätig. Nach einer Prüfung im Steuerstrafverfahren streitet er mit dem Beklagten (das Finanzamt, –FA–) in mehreren Klageverfahren unter anderem darüber, ob er in den Streitjahren 1983 und 1984 als gewerblicher Grundstückshändler oder vermögensverwaltend tätig war, ob er für 1980 und 1982 bis 1989 Provisionseinnahmen versteuern muß, die er nach den Ermittlungsergebnissen der Steuerfahndung erhalten hat, ob er drei Eigentumswohnungen mißbräuchlich über einen gewerblichen Zwischenmieter an seine Lebensgefährtin vermietet hat und ob die Vermietung einer Wohnung an seine Tochter in den Jahren 1981 bis 1985 steuerlich anzuerkennen ist.
Im vorliegenden Verfahren wegen der Festsetzung der Gewerbesteuermeßbeträge für 1983 und 1984 geht es allein darum, ob der Kläger durch die Veräußerung von vier Eigentumswohnungen in … Einkünfte aus gewerblichem Grundstückshandel erzielt hat und wenn ja, ob insoweit Festsetzungsverjährung eingetreten ist. Das FA meint, dass es diese Einkünfte noch der Gewerbesteuer unterwerfen durfte, weil die betreffende Gewerbesteuer hinterzogen wurde und deshalb die zehnjährige Verjährungsfrist gilt. Im einzelnen liegt dem Rechtsstreit insoweit der folgende Sachverhalt zugrunde:
Nach den Feststellungen der Steuerfahndung (Steufa) erwarb der Kläger mit Vertrag vom ….1979 ein in … belegenes unbebautes Grundstück und begann in 1980 damit, dieses mit einem Appartmenthaus mit sechs Wohnungen zu bebauen. Die Finanzierung wurde über die A-Bank abgewickelt. Dabei wurden zunächst …,– DM für die Anschaffung des Grundstücks sowie später mit Vertrag vom ….1980 weitere Mittel in Höhe von … DM kurzfristig zur Baufinanzierung zur Verfügung gestellt. Im Jahr 1982 verkaufte der Kläger eine Wohnung, im Jahr 1983 zwei und 1984 nochmals eine. Mit den erzielten Erlösen wurden die Baukredite zurückgeführt, die Darlehen für die im Eigentum des Klägers verbleibenden zwei Wohnungen wurden in langfristige Kredite umgeschuldet. Nach den Ermittlungsergebnissen der Steufa soll der Kläger dabei von Anfang an die Absicht gehabt haben, bis auf zwei Wohnungen alle wieder zu verkaufen (wegen der weiteren Einzelheiten wird auf Tzn. 22 bis 24 des Steufa-Berichts vom ….1992, Duplo-Strafakte Bd. I Seite 101 ff, Bezug genommen).
Der Kläger selbst wertete diese Aktivitäten offenbar als vermögensverwaltende Tätigkeit und gab insoweit für die betreffenden Kalenderjahre 1980 bis 1984 Erklärungen zu Einkünften aus Vermietung und Verpachtung ab. Gewerbesteuererklärungen reichte er hierzu nicht ein. Das FA folgte diesen Erklärungen und veranlagte den Kläger entsprechend. Erstmals im Rahmen des Steuerstrafverfahrens kam der Steufa-Prüfer zu der Auffassung, es liege gewerblicher Grundstückshandel vor. Ausgangspunkt der steuerstrafrechtlichen Ermittlungen gegen den Kläger war eine an die Steufa Darmstadt gerichtete anonyme Anzeige vom ….1988, die allerdings keinerlei Angaben zu einem gewerblichen Grundstückshandel enthielt. Die Einleitung des Steuerstrafverfahrens erfolgte am ….1991 um 10.00 Uhr anläßlich der Durchführung einer Durchsuchung. Nach dem Aktenvermerk über die Einleitung des Steuerstrafverfahrens (vgl. Blatt 12 der vom FA vorgelegten Duplo-Strafakte Bd. I) wurde der Kläger dabei davon unterrichtet, dass gegen ihn das Strafverfahren gemäß § 397 Abgabenordnung (AO) in Verbindung mit § 410 Abs. 1 Ziffer 6 AO eingeleitet worden sei, „weil der Verdacht besteht, daß Einkommen-, Umsatz- und Gewerbesteuerverkürzungen bewirkt wurden …”. Ein Hinweis auf den gewerblichen Grundstückshandel enthält der Vermerk ebensowenig wie der die Durchsuchung anordnende Beschluß des Amtsgerichts Y vom ….1991. Auch der mit Schreibmaschine gefertigte und auf den ….1991 datierte Aktenvermerk (Blatt 8 der Duplo-Strafakte Bd. I) über die Einleitung des Steuerstrafverfahrens erwähnt den Tatvorwurf hinsichtlich des gewerblichen Grundstückshandels nicht. Erstmals im Schreiben der Bußgeld- und Strafsachenstelle Darmstadt vom ….1994 (Blätter 362 ff der Duplo-Strafakte Bd. II) wurde der Gegenstand der Ermittlungen in Bezug auf den gewerblichen Grundstückshandel konkretisiert. Das Schreiben beginnt mit den Worten: „Sehr geehrter He...