Ralf Noffke, Ole Schieffer
These 1: Zunehmende Breite und Tiefe im Konzernberichtswesen erfordert mehr Integration durch Transformation
Die Sicherstellung der Compliance mit neuen Regelwerken wie z. B. BEPS Pillar 2 oder mit den Anforderungen der ESRS legt eine zeitnahe "Neugestaltung" und Verzahnung des Konzernberichtswesens nahe. Damit wird das Berichtswesen sowohl breiter als auch tiefer. Die zunehmende Breite ergibt sich aus der wachsenden Diversität der Berichtsformate für Konzerne (GAAP, ESRS, BEPS, etc.). Gleichzeitig ist eine zunehmende inhaltliche Tiefe zu beobachten, um sowohl Konformität mit den regulatorischen Anforderungen sicherzustellen als auch die Informationsbedürfnisse der internen Entscheidungsträger zu befriedigen.
Ein dergestalt tieferes Berichtswesen beschreibt in diesem Zusammenhang konkret die Erstellung zunehmend detaillierter und mehrdimensionaler Berichte für die Unternehmenssteuerung. So werden neben der externen Berichterstattung (Konzernabschluss, Nachhaltigkeitsbericht und/oder Public Country by Country Reporting oder BEPS Pillar 2) zur Steuerung relevante Sichten in unterschiedlichen Dimensionen über den Konzern hinweg vom Management gefordert. Dies kann beispielsweise durch eine interne Marktergebnisrechnung nach Business Units, Regionen oder Produktgruppen geschehen, oder durch die Berechnung von KPIs pro Management-Sicht, deren Kalkulationslogik sowohl GuV- als auch Bilanzpositionen berücksichtigt.
Um die beiden Zieldimensionen "Breite" (s. Abb. 1) und "Tiefe" (s. Abb. 2) parallel bedienen zu können, ist es wichtig, dass das Berichtswesen effizient gestaltet wird.
Abb. 1: Breite im Konzernberichtswesen
Effizienz bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die richtigen Quelldaten in kürzester Zeit erhoben, gebündelt, transformiert und in die richtigen Formate gebracht werden. Diese Effizienzgewinne lassen sich insbesondere durch Integration im Berichtswesen realisieren. Ziel aus Sicht der Unternehmen muss es dabei sein, die Informationsbedürfnisse aller relevanten Stakeholder sowie Märkte zeitgerecht und transparent zur Verfügung zu stellen, sodass Compliance gewährleistet ist und Entscheidungsfindungsprozesse substantiiert stattfinden können.
Abb. 2: Tiefe im Konzernberichtswesen
Der Berichtsprozess – von der Datenerzeugung in den Quellsystemen bis hin zur Berichtserstellung – muss deshalb integriert aufgesetzt werden. Ein typisches Beispiel hierfür ist die mehrdimensionale Konsolidierung. Hier wird die legale Sicht auf den Konzern mit allen (konsolidierungsrelevanten) Steuerungsdimensionen zusammengebracht. Die Konsolidierung läuft für alle Sichten auf Basis der gleichen Regeln, im Reporting sind die Sichten jedoch wiederum einzeln darstellbar. Die Verzahnung des legalen Abschlusses mit der Steuerung wird – in Hinblick auf die Tiefe und Breite in der Berichterstattung – häufig mit nicht-finanziellen Informationen, Kommentaren oder auch Zusatzdaten ergänzt. Gängige Informationen sind hier Mitarbeiterzahlen oder erläuternde Angaben zu Bilanz- oder Gewinn- und Verlustrechnungs-Positionen.
Unternehmen, die in der Lage sind, die genannten Aspekte effektiv zu vereinen und Integration zu forcieren, sind gerüstet, um flexibel auf neue Reporting-Anforderungen zu reagieren und können gleichzeitig Kosten und Ressourceneinsatz optimieren.
Die Realität in vielen Unternehmen zeigt jedoch deutlich, dass es zur Umsetzung der Integration umfangreicher Transformationsprozesse bedarf. Die Integration muss hierbei auf vier Dimensionen ausgerichtet werden (Abb. 3):
- Integration der Daten
- Integration der Prozesse
- Integration der Systeme und Schnittstellen
- Integration innerhalb der Organisation
Hierbei gilt es, Ineffizienzen im Berichtsprozess zu identifizieren, zu analysieren und durch Nutzung der im Folgenden genannten Integrationshebel neu zu gestalten.
Abb. 3: Dimensionen im Transformationsprozess