Rn. 338
Stand: EL 156 – ET: 02/2022
Die Treuhandtätigkeit ist je nach Inhalt oder Durchführung vermögensverwaltende (BFH BStBl II 1968, 410) oder gewerbliche Tätigkeit (BFH BStBl II 1995, 171; 1994, 936; 1994, 650; 1990, 534; 1989, 797; 1968, 410). Gewerblichkeit kommt bei einem Umfang wie bei einem Gewerbebetrieb in Betracht oder wenn eine echte Baubetreuung vorliegt (BFH BStBl II 1990, 534; 1989, 797; 1973, 668; BFH/NV 1987, 335 zur sog Mittelverwendungskontrolle).
Bei einem Freiberufler, zB RA, StB, WP, können nach allg Grundsätzen einzelne berufstypische Leistungen abgegrenzt und als freiberuflich behandelt werden (BFH BStBl II 1994, 650 mwN und in Abgrenzung zu BFH BStBl II 1990, 299 unter VI.1.; ferner BFH BStBl II 1990, 534; BFH/NV 1987, 335 betreffend StB).
Bei einer Mitunternehmerschaft kann die trennbare gewerbliche Betätigung eines Mitunternehmers oder der Gesamthand zur Infektion der Gesamttätigkeit führen (s Rn 275; BFH BStBl II 1995, 171; 2007, 266).
Rn. 339
Stand: EL 156 – ET: 02/2022
Auch die Verwaltung fremden Grundbesitzes und dessen Vermietung für den Grundstückseigentümer kann als sonstige selbstständige oder als gewerbliche Tätigkeit einzuordnen sein (BFH BStBl II 1996, 583; 1996, 585).
Die Häuserverwaltung rechnet zu § 18 Abs 1 Nr 3 EStG, wenn sie auf der persönlichen Arbeitsleistung des StPfl beruht (BFH BStBl II 1978, 137; 1978, 138).
Hingegen sind umfangreiche Häuserverwaltungen mit großem kaufmännisch eingerichtetem Verwaltungsapparat (insb Beschäftigung ständiger Angestellter) Gewerbebetriebe (RFH RStBl 1938, 842; BFH BStBl III 1956, 45 betreffend Verwaltung von 23 Privathäusern, 20 Treuhandgrundstücken, 8 Ruinengrundstücken; BFH BStBl III 1966, 489; BStBl II 1971, 239; 1984, 823; BFH/NV 1999, 1456). Die Verwaltung von 280 Wohnungen und Maklertätigkeit ist insgesamt gewerblich (FG Bre EFG 1985, 357 rkr). Auch die nur gelegentliche Hausverwaltung geringeren Umfangs wird hierher gerechnet, nicht zu § 22 Nr 3 EStG (zweifelnd Schmidt-Liebig, FR 1982, 553, 558).
Rn. 340
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Übernimmt von mehreren Miteigentümern eines Hausgrundstücks einer die Verwaltung, handelt es sich bei der Hausverwaltervergütung um eine Vorabausschüttung aus der Beteiligung an der Hausgemeinschaft (BFH BStBl II 1981, 510; aA Schmidt-Liebig, FR 1982, 553, 556: je nachdem, ob die Tätigkeit des Betroffenen mehr der eines Alleineigentümers oder mehr der eines fremden Hausverwalters ähnelt).
Rn. 341
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Ist der Verwalter gleichzeitig Grundstücksmakler und Versicherungsagent, so ist schon deshalb die Gesamttätigkeit eine gewerbliche, keine Trennung (vgl BFH BStBl III 1961, 567 betreffend Versicherungsvertreter). Im Urteilsfall handelte es sich zwar um eine GbR, dieser Gesichtspunkt spielt aber für die Würdigung keine entscheidende Rolle.
Rn. 342
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Weitere Anwendungsfälle: Die Verwaltung eines gewerblichen Betriebs, der einem Dritten gehört ist nach § 18 Abs 1 Nr 3 EStG zu beurteilen, sofern nicht ein Arbeitsverhältnis vorliegt oder insb der Umfang der Tätigkeit insgesamt diese als gewerblich kennzeichnet (BFH BStBl II 1968, 410). Auch bei zweijähriger Beratung durch den Veräußerer einer Fabrik für den Käufer soll jedenfalls keine gewerbliche Tätigkeit vorliegen (FG Ha EFG 1977, 389 rkr; mE zu Unrecht, da keine Verwaltung). Dagegen gehören die Bezüge des geschäftsführenden Vorstands einer Familienstiftung zu den Einnahmen aus nichtselbstständiger Arbeit, weil er in deren Organismus eingegliedert ist. Keine Rolle spielt, ob der StPfl gleichzeitig Destinatär der Stiftung ist (BFH BStBl II 1975, 358; 1975, 400 für die USt).
Gewerbliche Einkünfte beziehen
- der Handelsvertreter (BFH BStBl II 1975, 115; 1978, 137),
- ein im freien Mitarbeiterverhältnis tätiger Ortsstellenleiter eines LSt-Hilfevereins (BFH BFH/NV 1989, 498),
- ein Stundenbuchhalter (BFH BStBl II 2002, 338; BFH/NV 2008, 785),
- ein Makler (RFH RStBl 1938, 842),
- ein Buchmacher (RFH RStBl 1939, 576),
- ein Versicherungsvertreter (BFH BStBl II 1978, 137),
- der Bevollmächtigte eines Testamentsvollstreckers (BFH BFH/NV 1990, 372).
Die Entschädigung eines ehrenamtlichen Richters ist nicht nach § 18 Abs 1 Nr 3 EStG, sondern ggf nach § 19 Abs 1 Nr 1, § 24 Nr 1 Buchst a EStG steuerbar (BFH BFH/NV 2017, 680, Aufhebung von FG BdW EFG 2016, 994; Anmerkung Trossen, HFR 2017, 398).