Rn. 183
Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Die unterhaltene Person darf kein oder nur ein geringes eigenes Vermögen haben, da sie dann nicht mehr bedürftig ist, BFH vom 11.02.2010, VI R 65/08, BStBl II 2010, 628. Entscheidend für die Höhe des Vermögens ist dabei der Verkehrswert, wobei der Verkehrswert eines Mietwohngrundstücks nicht nur durch einen Nießbrauchsvorbehalt, sondern auch durch ein dinglich gesichertes Veräußerungs- und Belastungsverbot gemindert wird, BFH vom 29.05.2008, III R 48/05, BStBl II 2009, 361; BFH vom 12.12.2002, III R 41/01, BStBl II 2003, 655. Rückübertragungsansprüche führen nur dann zu einer berücksichtigungsfähigen Wertminderung, wenn diese dinglich gesichert sind, BFH vom 19.02.2021, IX B 34/20, BFH/NV 2021, 632.
Vermögen iSd § 33a Abs 1 S 3 EStG ist das Nettovermögen, dh der Wert der aktiven Vermögensgegenstände unabhängig von der Anlageart, BFH vom 11.02.2010, VI R 65/08, BStBl II 2010, 628, vermindert um die Schulden des Unterhaltenen, BFH vom 29.05.2008, III R 48/05, BStBl II 2009, 361. Liegt kein steuerlich anzuerkennender Darlehensvertrag vor, sind auch keine Schulden des Unterhaltenen zu berücksichtigen, FG D'dorf vom 10.09.2014, 7 K 1257/14 E, EFG 2014, 2041.
Nach R 33a.1 Abs 2 S 3 EStR 2012 liegt bei einem Verkehrswert von bis zu EUR 15 500 (bis zum 31.12.2001: DM 30 000) ein geringes Vermögen vor, so auch BFH vom 29.05.2009, III R 48/05,BStBl II 2009, 361; BFH vom 11.02.2010, VI R 65/08, BStBl II 2010, 628; BFH vom 30.06.2010, VI R 35/09, BStBl II 2011, 267; BFH vom 05.05.2010, VI R 40/09, BStBl II 2011, 164; aA Baldauf in Brandis/Heuermann, § 33a EStG Rz 179 (August 2022): auch eine angemessene Altersversorgung ist zur Vermeidung von Wertungswidersprüchen als geringes Vermögen anzusehen.
Nach FG RP vom 26.08.2021, 6 K 1098/21, EFG 2021, 1829 (Rev BFH VI R 21/21) beläuft sich das geringe Vermögen im Rahmen des § 33a EStG auch im Jahr 2019 nur bis 15 500 EUR. Dem ist zuzustimmen, aus § 1 der VO zur Durchführung des § 90 Abs 2 Nr 9 SGB XII (zuletzt geändert durch Art 9 Zwölftes Gesetz zur Änderung des SGB II und anderer Gesetze (Bürgergeldgesetz) vom 16.12.2022, BGBl I 2022, 2328, der nach Art 13 Abs 2 am 01.07.2023 in Kraft getreten ist, ergibt sich lediglich ein Vermögensschonbetrag iHv EUR 10 000 für jede volljährige sowie jede alleinstehende minderjährige Person (zuvor EUR 5 000).
Auch ein ertragloses Vermögen oder ein Vermögen, das vom Unterhaltsberechtigten voraussichtlich für den künftigen Unterhalt benötigt wird, ist nach BFH vom 14.08.1997, III R 68/96, BStBl II 1998, 241 zu berücksichtigen; so auch FG Münster vom 10,06.2015, 9 K 3230/14 E, EFG 2015, 1534: ein nach dem 25. Lebensjahr im VZ 2012 noch studierendes Kind mit einem KapVerm iHv EUR 25 000 hat dieses zu verwerten. Der BFH vom 19.05.1999, XI R 99/96, BFH/NV 2000, 22 hat jedenfalls ein Vermögen mit einem Verkehrswert von DM 50 000 für die VZ 1992 und 1993 nicht mehr als geringes Vermögen angesehen. Nach BFH vom 12.12.2002, III R 41/01, BStBl II 2003, 655 stellt das Eigentum an einem mit einem Dreifamilienhaus bebauten Grundstück im Wert von DM 600 000 kein nur geringwertiges Vermögen dar.
Der BFH sieht den Betrag von EUR 15 500 auch für die VZ 1999, 2000 und 2001 als ausreichend an, BFH vom 11.02.2010, VI R 65/08, BStBl II 2010, 628; BFH vom 29.05.2008, III R 48/05, BStBl II 2009, 361, da dieser deutlich über dem Schonvermögen nach § 12 Abs 2 Nr 1 SGB II liegt. Ggf ist der Wert des Vermögens durch ein Sachverständigengutachten zu ermitteln, BFH vom 05.11.2013, VI B 86/13, BFH/NV 2014, 360.
Der Verkehrswert eines Mietwohngrundstücks wird nicht nur durch einen Nießbrauchsvorbehalt, sondern auch durch ein dinglich gesichertes Veräußerungs- und Belastungsverbot gemindert, BFH vom 29.05.2008, III R 48/05, BStBl II 2009, 361.
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Stand: EL 172 – ET: 04/2024
Nach R 33a Abs 2 S 4 Nr 2 EStR 2008, BFH vom 13.12.2005, XI R 5/02, BFH/NV 2006, 1069 sollte auch ein angemessenes Hausgrundstück nicht zu berücksichtigen sein, wenn die unterhaltene Person dieses allein oder zusammen mit Angehörigen bewohnt, denen es nach dem Tod der unterhaltenen Person weiter als Wohnung dienen soll. Der BFH vom 11.02.2010, VI R 65/08, BStBl II 2010, 628; BFH vom 12.12.2002, III R 41/01, BStBl II 2003, 655 hat hingegen zutreffend entschieden, dass das selbst genutzte angemessene Hausgrundstück der unterstützten Person nach bürgerlichen Unterhaltsrecht für den Unterhalt einzusetzen ist, Gleiches galt für § 33a Abs 1 S 1 EStG. Bei dem Begriff des geringen Vermögens war deshalb kein Rückgriff auf das Sozialrecht möglich, vgl Hufeld in K/S/M, § 33a EStG Rz B 10 (September 2014); aA Stöcker, StB 2001, 251.
Zur Frage der Angemessenheit eines Hausgrundstücks vgl im Übrigen § 90 Abs 2 Nr 8 SGB XII. Nach BMF vom 20.08.2003, BStBl I 2003, 411stellt ein Dreifamilienhaus kein angemessenes Hausgrundstück dar. Ein eigen genutztes Wohnhaus des Unterhaltsempfängers war nach BFH vom 11.02.2010, VI R 65/08, BStBl II 2010, 628 ebenso als Vermögen mit dem Verkehrswert zu ...