Rn. 66
Stand: EL 178 – ET: 01/2025
Die Zahlung des Zuschlags muss zweckbestimmt ("für") sein (BFH v 15.02.2017, VI R 30/16, BStBl II 2017, 644; BFH v 09.06.2021, VI R 16/19, BStBl II 2021, 936; BFH v 11.04.2024, VI R 1/22, BFH/NV 2024, 980). Nur wenn tatsächlich Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit geleistet wird, sind die Zuschläge daher begünstigt (st Rspr des BFH, zB BFH BStBl II 1985, 57; BFH BStBl II 1991, 298; BFH v 07.07.2005, IX R 81/98, BStBl II 2005, 888; BFH v 13.03.2008, VI R 16/08, BFH/NV 2010, 201; BFH v 27.05.2009, VI B 69/08, BStBl II 2009, 730; BFH v 08.12.2011, VI R 18/11, BStBl II 2012, 291 mit Anm Bergkemper, FR 2011, 323; BFH v 29.11.2016, VI R 61/14, BStBl II 2017, 718; BFH v 09.06.2021, VI R 16/19, BStBl II 2021, 936; BFH v 16.12.2021, VI R 28/19, BStBl II 2022, 209; Stöber, NWB 51/2023, 3496; Hilbert, NWB 24/2022, 1684). Solche tatsächlich geleistete Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit ist jede zu den begünstigten Zeiten tatsächlich im ArbG-Interesse ausgeübte Tätigkeit des ArbN, für die er einen Anspruch auf Grundlohn hat (BFH v 16.12.2021, VI R 28/19, BStBl II 2022, 209).
Rn. 66a
Stand: EL 178 – ET: 01/2025
Diese Arbeitsleistung muss nicht am regelmäßigen Arbeitsplatz im Betrieb geleistet werden, sie kann auch in der Privatwohnung des ArbN erfolgen (FG Münster EFG 1976, 185 rkr; auch s Rn 18).
Rn. 67
Stand: EL 178 – ET: 01/2025
Das bedeutet:
- Wird die Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit nicht nach der tatsächlichen Zeit bemessen, sondern aufgrund einer Sondervereinbarung zwischen ArbG und ArbN pauschal abgegolten, so greift § 3b EStG nicht ein, auch wenn der einschlägige Tarifvertrag eine Einzelberechnung nach der tatsächlich geleisteten Zeit vorsieht (BFH BStBl II 1968, 274).
- Erhält ein von der betrieblichen Arbeit freigestelltes Betriebsratsmitglied nach dem sog Vergleichsmann-Prinzip solche Zuschläge, sind diese daher nicht steuerfrei, weil sie ihm nur den durch seine Tätigkeit im Betriebsrat entstehenden Verdienstausfall ausgleichen sollen (BFH BStBl II 1974, 646; H 3b LStH2024"tatsächliche Arbeitsleistung"; Giloy, NWB F 6, 4457;).
- Zur Behandlung von Verzinsungen steuerfreier Sonntags-, Feiertags- und Nachtzuschlägen bei einem Arbeitszeitkonto s Rn 93 "Arbeitszeitkonto".
- Werden die Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit im Krankheits- oder Urlaubsfall weitergezahlt, so sind sie nicht nach § 3b EStG steuerfrei (H 3b LStH 2024 "tatsächliche Arbeitsleistung"; Giloy, NWB F 6, 4457). Gleiches gilt für den Fall des Mutterschutzes (BFH BStBl II 1985, 57; BFH v 27.05.2009, VI B 69/08, BStBl II 2009, 730; auch s Rn 14b zum Verfassungsrecht).
- Wird ein tarifvertraglicher Anspruch auf Freizeitausgleich abgegolten, so wird der Zuschlag zusätzlich zum Lohn für die Arbeit an dem Tag gezahlt, der als freier Tag in Anspruch genommen hätte werden können, und nicht als Zuschlag für die Feiertagsarbeit (BFH BStBl II 1981, 801; BFH v 09.06.2005, IX R 68/03, BFH/NV 2006, 37; BFH v 07.07.2005, IX R 56/04, BFH/NV 2006, 66; BFH v 22.09.2005, IX R 55/04, BFH/NV 2006, 712; BFH v 21.02.2006, IX R 27/05, BFH/NV 2006, 1274; Rüsch in Frotscher/Geurts, § 3b EStG Rz 28 (03/2024); Stöber, NWB 51/2023, 3496). Auch s Rn 54a.
- Sieht der Tarifvertrag einen Freizeitausgleich vor, kommt es darauf an, ob den ArbN ein Rechtsanspruch auf bezahlte Freizeit zusteht (aufgrund Tarifvertrag, Betriebsvereinbarung, Einzelvertrag, arbeitsrechtlicher Gleichbehandlungsgrundsatz). Falls dem so ist, ist der über den Grundzuschlag hinausgehende Erhöhungsbetrag keine Gegenleistung für die Arbeit an einem Feiertag, sondern dafür, dass an einem an sich freien Tag gearbeitet wurde (und damit ist § 3b EStG nicht anwendbar; BFH v 07.07.2005, IX R 56/04, BFH/NV 2006, 66; Stöber, NWB 51/2023, 3496).
- Sieht der Tarifvertrag für geleistete Feiertagsarbeit ein Wahlrecht des ArbN vor, ob er dafür Freizeitausgleich beanspruchen will oder zusätzliche Vergütung, und wählt er die zusätzliche Vergütung, ist diese nicht nach § 3b EStG steuerfrei; es ist keine Gegenleistung für die Feiertagsarbeit, sondern dafür, dass kein Freizeitausgleich gewährt werden konnte und deshalb an einem an sich freien Tag gearbeitet werden musste (BFH v 09.06.2005, IX R 68/03, BFH/NV 2006, 37; BFH v 22.09.2005, IX R 55/04, BFH/NV 2006, 712).
- Zur Rufbereitschaft s Rn 40.