Schrifttum:
Broudré, Steuerliche Behandlung der Nutzung eines Firmenwagens zu Privatfahrten ab 01.01.1996, DStR 1995, 1784;
Paus, Änderungen des EStG durch das JStG 1996, INF 1995, 577;
Thomas, Einzelfragen zur Gestellung eines Kfz nach dem JStG 1996, DStR 1995, 1859;
Schneider, Kritische Anmerkungen zur Neuregelung der Besteuerung der privaten Kfz-Nutzung durch Unternehmer, DStR 1996, 93;
Lück, Fahrtenbuchführung und Verschwiegenheitspflicht, INF 1996, 579;
Böhlk-Lankes, Die sog Dienstwagenbesteuerung, BB 1997, 1122;
Broudré, Nutzung betrieblicher Kfz zu Privatfahrten usw, DB 1997, 1197;
Söhn, Fahrten zwischen Wohnung und Betriebsstätte, FR 1997, 245;
Urban, Kritische Anmerkungen zu den Verwaltungsanweisungen zur Firmenwagenbesteuerung, FR 1997, 661;
Bublitz, Nutzung von betrieblichen Kfz …, StuB 2006, 609;
Urban, Der Kfz-Unfall als Unfall des Steuerrechts, FR 2007, 873;
Günther, Kfz-Kosten als BA: BA-Abzug und Privatabgrenzung bei Nutzung betrieblicher Kfz, BA-Abzug bei Nutzung privater Kfz, EStB 2018, 224;
Dominik, Erschütterung des Anscheinsbeweises bei einer PersGes hinsichtlich der Privatnutzung eines betrieblichen Pkw, EFG 2018, 970;
Seifert, Aktuelle Entwicklungen bei Dienst- und Geschäftswagen, StuB 2019, 225;
Karbe-Gessler, Bewertungsmethode der privaten Nutzung bei einem Firmenwagen – Wer die Wahl hat, …, NWB 2019, 1305;
Toepfer, Steuervorteile für Elektro-Dienstwagen ab 2019, BB 2019, 279;
Nacke, Steuervergünstigungen bei Elektrofahrzeugen und neue steuerfreie Leistungen des ArbG, NWB 2019, 508;
Nürnberg, Steuerliche Begünstigungen der Elektromobilität im Belastungsvergleich, NWB 2019, 2798;
Weber, Teil 1: Minderung des geldwerten Vorteils durch Nutzungsentgelte der Mitarbeiter, BBK 2022, 338.
Verwaltungsanweisungen:
OFD München/Nürnberg, DB 2005, 1306;
BMF v 18.11.2009, BStBl I 2009, 1326 (Betriebliches Kfz, Privatnutzung, Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte, Familienheimfahrten);
BMF v 03.04.2012, BStBl I 2012, 478 (Private Kfz-Nutzung durch den Gesellschafter-Geschäftsführer einer KapGes);
BMF v 15.11.2012, BStBl I 2012, 1099 (Betriebliches Kfz, Privatnutzung, Glaubhaftmachung der Nutzung bestimmter Kfz);
BMF v 05.06.2014, BStBl I 2014, 835 (Betriebliches Kfz, Privatfahrten, Fahrten zwischen Wohnung und Betriebsstätte/erster Tätigkeitsstätte, Familienheimfahrten, Elektrofahrzeuge, Hybridelektrofahrzeuge);
BMF v 03.03.2022, BStBl I 2022, 232 (Lohnsteuerliche Behandlung der Überlassung eines betrieblichen Kfz an ArbN).
a) Widerlegbare Typisierung
Rn. 1096
Stand: EL 175 – ET: 09/2024
Schon immer war in der Besteuerungspraxis das Thema der privaten Nutzung eines im BV befindlichen Kfz ein "heißes Eisen". Mit Wirkung ab 1996 hat der Gesetzgeber für diese Form der Nutzungsentnahme eine Spezialregelung folgenden Inhalts getroffen:
- typisierende Festlegung des privaten Nutzungsanteils ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Kosten,
- Möglichkeit für den StPfl, die Höhe der Privatnutzung durch ein Fahrtenbuch nachzuweisen (Escape-Klausel nach § 6 Abs 1 Nr 4 S 3 EStG),
- pauschalierte Berücksichtigung der Fahrten zwischen Wohnung und Betriebsstätte und für Familienheimfahrten gem § 4 Abs 5 S 1 Nr 6 EStG (s §§ 4,5 Rn 1723ff (Nacke)),
- Werden mehrere Kfz in einem BV privat genutzt (s Rn 1110) kann zwischen Typisierung (1 %) und Fahrtenbuch je Fahrzeug unterschiedlich gewählt werden (BFH v 03.08.2000, III R 2/00, BStBl II 2001, 332).
- Steuerliche Berücksichtigung von selbst getragenen Kfz-Kosten sowohl bei Anwendung der 1 %-Regel als auch bei Anwendung der Fahrtenbuchmethode (BFH v 30.11.2016, VI R 2/17, HFR 2017, 314 und BFH v 30.11.2016, VI R 49/14, HFR 2017, 317, ergangen zu ArbN, Anm Geserich, HFR 2017, 316, sowie BFH v 16.12.2020, VI R 19/18, gleichmäßige Verteilung der (Einmal-)Zahlungen des ArbN für ein ihm auch zur Privatnutzung überlassenes betriebliches Kfz). Zur Vertragsgestaltung rund um die Fahrzeugüberlassung Wehl, NWB 2017, 3076.
- Zur Privatnutzung des betrieblichen Pkw durch ArbN, vgl BMF v 03.03.2022, BStBl I 2022, 232 und zu den Änderungen Weber, BBK 2022, 338.
Im Ergebnis gilt danach Folgendes (entnommen der Begründung des Urt des FG München v 09.03.2021, 6 K 2915/17):
- Für jedes Fahrzeug, das zu mehr als 50 % betrieblich genutzt wird, ist für jeden Kalendermonat mit 1 % des inländischen Listenpreises im Zeitpunkt der Erstzulassung zuzüglich der Kosten für Sonderausstattung einschließlich USt eine Entnahme anzusetzen
- Diese Regel kommt nicht zum Tragen, wenn eine private Nutzung nicht stattgefunden hat (BFH v 19.05.2009, VIII R 60/06, BFH/NV 2009, 1974). Daher muss ich das FG grundsätzlich die volle Überzeugung (§ 96 Abs 1 S 1 FGO) davon bilden, dass eine private Nutzung tatsächlich stattgefunden hat, wenn es § 6 Abs 1 Nr 4 S 2 EStG anwenden will (vgl Beschluss des BFH v 21.12.2006, VI B 20/06, BFH/NV 2007, 716).
- Dabei werden nach allgemeiner Lebenserfahrung dienstliche oder betriebliche Fahrzeuge, die zu privaten Zwecken zur Verfügung stehen, auch tatsächlich privat genutzt. Dafür spricht der Beweis des ersten Anscheins (vgl Beschluss des BFH v 14.05.1999, VI ...