Typische Gemeinkosten sind auch die Kosten für die Entwicklung von Produkten, Ausgaben für Werbekampagnen oder Werkzeugkosten für eine Maschine, auf der viele unterschiedliche Produkte gefertigt werden. Im Allgemeinen können diese Kosten nicht einem Produkt direkt zugerechnet werden. Es gibt jedoch Sonderfälle, in denen dies möglich und sinnvoll ist.
- Eine Werbekampagne wird allein auf ein Produkt abgestellt. Die Wirkung für das Unternehmen allgemein ist zu vernachlässigen.
- Für die Fertigung eines Produkts wird ein besonders leistungsfähiges Werkzeug in der sonst für viele Artikel benutzten Maschine verwendet.
- Für die Promotion eines bestimmten Produkts wird den anderen Produkten im Versand eine Probe beigelegt.
- Das Produkt hat besonders aufwendige Entwicklungskosten verursacht, die den normalen Rahmen bei Weitem überschreiten. So ist ein Entwickler allein mit diesem Produkt mehrere Monate beschäftigt gewesen.
In solchen Fällen werden die sonst als Gemeinkosten behandelten Kostenarten für das jeweilige Produkt gesammelt und in die Kalkulation einbezogen. In der Regel geschieht das als Preis pro Einheit (also EUR/kg, EUR/Stück, …). Dazu müssen die entstandenen Kosten in Bezug gesetzt werden zu der erwarteten Verkaufsmenge. Wenn z. B. 150.000 EUR an besonderen Entwicklungskosten angefallen sind und ein Verkauf von 200.000 Stück erwartet wird, betragen die in der Kalkulation zu berücksichtigenden Kosten 0,75 EUR pro Stück.
Grenzen ziehen
Wenn Sie die Menge ermitteln, mit der die Kosten in Beziehung gebracht werden, sollten Sie eine Grenze ziehen. Sie müssen nicht den Verkauf bis zum Ende des Lebenszyklus eines Produkts berücksichtigen. In der Praxis hat es sich bewährt, einen Zeitraum von maximal drei Jahren zu verwenden.
Unregelmäßigkeit
Die Sondereinzelkosten sind also im Grunde Gemeinkosten, die in bestimmten Fällen doch direkte Kosten und damit Einzelkosten werden. Ein weiteres Kriterium ist darin zu finden, dass diese Kosten nicht regelmäßig anfallen. Entwicklungskosten fallen z. B. nur einmalig an bzw. in unregelmäßigen Überarbeitungen des Produkts. Werbekampagnen für ein Produkt werden meist nicht zyklisch wiederholt. Es bietet sich an, solche Kosten als Gemeinkosten zu verteilen, da dies weniger Aufwand bedeutet. Inhaltlich müssen sie jedoch in der Kalkulation des betroffenen Produkts auftauchen, damit das Kalkulationsergebnis richtig ist.
Die Gemeinkosten, die durch die Zuschlagssätze verteilt werden, müssen selbstverständlich um die Beträge, die direkt zugeordnet werden, reduziert werden. In der Kalkulation tauchen diese Kosten als Sondereinzelkosten der Fertigung, Sondereinzelkosten der Entwicklung, Sondereinzelkosten des Vertriebs auf.
Steigende Sondereinzelkosten
Auch der Anteil der Sondereinzelkosten in der Kalkulation vor allem der Industriebetriebe steigt stetig. Immer mehr individuelle Produkte verlangen ganz spezielle Entwicklungsvorgänge, z. B. wenn ein Kunde ein spezifisches Produkt wünscht. Immer öfter wird ein besonderes Produkt nicht aus dem normalen Versandbereich heraus verschickt, sondern von einem Spezialversender, was die üblichen Gemeinkosten zu Sondereinzelkosten macht. Mit der steigenden Zahl von Fällen der Sondereinzelkosten steigt auch deren Bedeutung für die Kalkulation.