Die Gebäudestatik misst die Standsicherheit der Gebäudekonstruktion. Wenn eine PV-Anlage installiert werden soll, sollte vorab die Statik des Daches überprüft werden. Die durchschnittlichen Zusatzlasten, die ein Dach tragen kann, unterscheiden sich dabei je nach der Dachform. Im Schnitt ist von folgenden Belastungen durch die PV-Anlage mit kristallinen Modulen auszugehen (bei Dünnschichtmodulen ist die Belastung deutlich geringer):
- Schräg- oder Steildach: 20 bis 25 kg/m2
- Flachdach ohne Dachdurchdringung: 7 bis 12 kg/m2
- Flachdach mit Dachdurchdringung: 18 bis 30 kg/m2
Zwar dürfte bei diesen Werten die Belastung durch eine PV-Anlage auf dem Dach bei den meisten Dächern unproblematisch sein, doch insbesondere bei älteren Dächern oder in Regionen mit verstärktem Wind- oder Schneeaufkommen sorgt eine Berechnung der Statik vor der Installation der PV-Anlage in jedem Fall für mehr Sicherheit. Geprüft wird dabei, welche Lastreserven vorhanden sind, um das zusätzliche Gewicht der PV-Anlage auffangen zu können. Diese Prüfung schließt die Tragfähigkeit der Dachunterkonstruktion (Sparren, Pfetten, Unterzüge) und der tragenden Dacheindeckung (z. B. Ziegel/Pfannen, Schiefer, Trapezblech und flächige Deckplatten) ein.
Lebensdauer der PV-Anlage berücksichtigen
Bei einer festinstallierten PV-Anlage ist von einer Betriebsdauer von bis zu 30 Jahren auszugehen. Die Betreiber sollten sich daher vor der Installation in jedem Fall einen gründlichen Einblick in die Qualität oder Renovierungsbedürftigkeit der Dacheindeckung verschaffen, da für Reparaturarbeiten die PV-Anlage demontiert werden muss. Eine vorgezogene Ausbesserung spart unnötige Kosten während des Betriebs der Anlage.
Der Hauseigentümer ist als Bauherr für eine ordnungsgemäße Statik verantwortlich, der Installationsbetrieb für die Standsicherheit der PV-Anlage. Er ist nicht verpflichtet, eine Statik-Berechnung vorzunehmen, wird dies jedoch im Zweifelsfall (vor allem bei älteren Dächern und Flachdächern) empfehlen. Bei vielen Installationsbetrieben und Solarteuren ist eine Statik-Prüfung im Komplettpreis inbegriffen.
Die Berechnung dürfen nur geprüfte Statiker oder Architekten durchführen. Sie können aus den Bauplänen die ursprünglichen Lasten ermitteln, für die ein Gebäude konzipiert wurde. Bei älteren Häusern fehlen die Baupläne oftmals und werden auch beim Bauamt nicht archiviert. Hier ist dann zunächst eine Bauzustandsüberprüfung mit neuen statischen Berechnungen durchzuführen. Je nach Prüfungsumfang ist für die Statik-Prüfung mit Kosten zwischen 300 bis 1.000 EUR zu rechnen.
Asbesthaltige Dacheindeckung
Ältere Häuser (vor allem im ländlichen Bereich) sind häufig noch mit Wellplatten oder Wellzementplatten/Faserzementplatten (Eternitplatten) eingedeckt. Diese alten Eternitplatten mit Baujahr 1990 oder älter enthalten häufig Asbest. Bei Beschädigung oder Abnutzung der Platten können krebserregende Asbestfasern freigesetzt werden. Ab dem Produktionsjahr 1990 gelangten Eternitplatten grundsätzlich nur noch ohne Asbest in den Handel. Gemäß den technischen Regeln für Gefahrstoffe TRSG 519 dürfen asbesthaltige Dacheindeckungen grundsätzlich nicht überbaut werden. Das gilt auch für PV-Anlagen. Vor einer Installation sollte daher in jedem Fall die Dacheindeckung auf Asbest getestet werden.