Rz. 21
Gegen die Anordnung von Durchsuchungen oder Beschlagnahmen, die die Ermittlungsbehörden ohne einen richterlichen Beschluss wegen Gefahr im Verzuge getroffen haben, kann der Betroffene jederzeit eine richterliche Entscheidung nach § 98 Abs. 2 S. 2 StPO erwirken. Unerheblich ist dabei, ob er der Maßnahme zuvor zugestimmt hat.
Im Zuge der Gewährung eines umfassenden Rechtsschutzes gilt dies auch nach Abschluss der Zwangsmaßnahme, ohne dass es auf eine konkrete fortdauernde Belastung ankäme. § 98 Abs. 2 S. 2 StPO ist auch dann analog anwendbar, wenn der Betroffene eine gerichtliche Entscheidung über die Art und Weise der Durchsuchung herbeiführen will, sofern diese nicht ausdrücklich Gegenstand des richterlichen Beschlusses war. Gerügt werden kann beispielsweise das Fehlen von Zeugen während der Durchsuchung oder die Nichtbeachtung anderer Formalien. Auch nach Ergehen einer richterlichen Entscheidung kann ein erneuter Antrag auf Prüfung nach § 98 Abs. 2 S. 2 StPO gestellt werden, wenn aus Sicht des Betroffenen neue Gründe vorliegen, die einer Zwangsmaßnahme entgegen stehen. Ein neuer Grund kann beispielsweise ein weiteres Andauern der Durchsuchung an Amtsstelle nach § 110 StPO sein oder der Wegfall für einen Beschlagnahmegrund.
Über einen Antrag nach § 98 Abs. 2 S. 2 StPO entscheidet das Gericht durch Beschluss. Gegen diesen kann der Betroffene Beschwerde erheben.
Rz. 21a
Im Rahmen von Durchsuchungsmaßnahmen im Steuerstrafverfahren werden regelmäßig große Menge an Papieren und/oder Daten vorgefunden, die nicht vor Ort während der Durchsuchung abschließend gesichtet werden können. Werden Papiere zur Durchsicht an Amtsstelle mitgenommen oder Daten vorläufig gesichert, so ist gem. § 110 Abs. 4 StPO die Vorschrift des § 98 Abs. 2 S. 2 StPO entsprechend anwendbar.
Rz. 22
Wird der Beschuldigte zwangsweise zur Vernehmung vorgeführt, so kann er die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, bzw. der Finanzbehörde im eigenen Verfahren, nach § 163a Abs. 3 S. 3 StPO, bzw. der Zeuge die Entscheidung nach § 161a Abs. 3 S. 1 StPO einer richterlichen Überprüfung unterwerfen.
Über den Rechtsbehelf entscheidet gemäß § 162 StPO der Ermittlungsrichter, der der Eingabe entweder abhilft oder die Sache dem LG zur Entscheidung vorlegen muss. Erst nach Erhebung der öffentlichen Klage ist für die Entscheidung nicht mehr der Ermittlungsrichter, sondern das mit der Sache betraute Gericht zuständig. Das Gericht entscheidet darüber durch Beschluss.