Zusammenfassung
Freiberufliche Steuerberater, Inhaber von Steuerberatungskanzleien und Partner von internationalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften: Sie alle wollen die engagiertesten und motiviertesten Mitarbeiter für sich gewinnen. Doch der Arbeitsmarkt ist leergefegt. Die Antwort auf den Fachkräftemangel liegt nicht nur im Recruiting: Mit einer klugen Mitarbeiterbindung können Kanzleien qualifiziertes Personal halten und viel mehr erzielen als nur eine Verringerung der Fluktuationskosten.
Fokuswechsel: Von der Personalgewinnung zur Mitarbeiterbindung
Schlaue Unternehmer fokussieren sich nicht im ersten Schritt auf die immer aufwändiger werdende Personalgewinnung. Wer eine Badewanne volllaufen lassen möchte, dreht ja auch nicht zuerst den Hahn auf, sondern steckt den Stöpsel in den Abfluss. Das macht Sinn. Zumal Personalgewinnung auf der Basis einer starken Mitarbeiterbindung wesentlich leichter fällt: Alles, was wir intern Gutes für die Bindung unserer Mitarbeiter tun, verschafft uns authentische Storys, mit denen wir neue Mitarbeiter anziehen können. Es gilt lediglich: Tue Gutes und rede darüber.
Kanzleiinhaber und Partner, die dieser Vorgehensweise folgen, berichten von weiteren positiven Effekten: Hohe Mitarbeiterbindung senkt erstens die Fluktuationsneigung und einhergehende Fluktuationskosten, steigert aber zweitens die Motivation und Performance der Mitarbeiter. Dies wirkt sich drittens positiv auf die Geschäftsergebnisse aus. Viertens liefern die zur Mitarbeiterbindung umgesetzten Maßnahmen wertvolle Argumente bei der Personalgewinnung. Fünftens stärkt hohe Arbeitgeberattraktivität wiederum die Mitarbeiterbindung, denn jeden Mitarbeiter erfüllt es mit Stolz, bei einem angesehenen, attraktiven Arbeitgeber tätig zu sein.
Statt 08/15-Maßnahmen: Bild klären
Was tut man am besten, wenn man dieses profitable Rad mit Mitarbeiterbindungsmaßnahmen anstoßen will? Ständig erscheinen neue Studien in den Medien, die uns weismachen wollen, was außenstehende Arbeitnehmer dazu bewegt, zu uns zu wechseln. Und unsere Belegschaft möglicherweise dazu, an Bord zu bleiben. Und so setzen die einen Kanzleien auf monetäre Benefits, leistungsorientierte Gehaltszulagen und geldwerte Leistungen. Die zweiten betonen Wohlfühlfaktoren wie Home-Office, Massage am Arbeitsplatz und hochwertiges Kantinenessen. Die dritten auf soziale Faktoren wie super Betriebsklima, unvergessliche Betriebsfeiern und Chillout-Area. Was davon ist zielführend? Und was nicht?
Zitat
Entwickeln Sie zuerst ein Zielbild im Sinne eines von Ihnen angestrebten, kanzleispezifischen Arbeitgeberimages.
Diese Frage kann nur jede Kanzlei für sich beantworten. Aber eines ist gewiss: 08/15-Maßnahmen wirken nicht und ein Sammelsurium an verschiedensten Maßnahmen auch nicht. Dies vermittelt weder Ihren Mitarbeitern noch potenziellen Bewerbern ein attraktives Bild. Image ist der englische Ausdruck für Bild: Entwickeln Sie zuerst ein Zielbild im Sinne eines von Ihnen angestrebten, kanzleispezifischen Arbeitgeberimages.
Legen Sie fest, wie Ihre Kanzlei von Arbeitnehmern gesehen werden soll. Traditionsbewusst? Innovativ? Familienfreundlich? Hip? Bodenständig? Leistungsorientiert? Sobald Sie sich entschieden haben, richten Sie alle ihre Mitarbeiterbindungsmaßnahmen auf dieses Zielbild aus, konsequent und klar. Und reden darüber.
Weg mit der Gießkanne
Müssen immer alle Mitarbeiter in gleichem Maße von den Maßnahmen der Kanzlei zur Bindung der Mitarbeiter profitieren? Oftmals sind es die Organe der Mitbestimmung, aber auch Führungskräfte, die Ihnen die Gießkanne der Gleichverteilung in die Hand drücken wollen. Aber wahrscheinlich wollen Sie gar nicht alle Mitarbeiter binden. Oder manche etwas fester als andere. Dann werfen Sie die Gießkanne weg. Es ist eine Mär, dass es den Betriebsfrieden stört, wenn manche mehr bekommen als andere. Sie müssen nur klare Kriterien vorweisen können, nach denen Sie die Verteilung vornehmen. Dann weiß jeder, was er tun muss, um von den Maßnahmen in besonders hohem Maße zu profitieren.
Personalabteilungen großer Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften setzen das Verfahren der Selektiven Individualisierten Mitarbeiterbindung (SELIMAB) ein. Es unterscheidet Mitarbeiter-Gruppen in Abhängigkeit von deren Relevanz für den wirtschaftlichen Erfolg der Kanzlei:
- Personen mit wertvollen Kompetenzen und Qualifikationen (Potenzial)
- Personen mit hoher Performance
- Funktionen mit hoher strategischer Bedeutung
- unktionen, für die ein ausgeprägter Mangel an Arbeitskräften besteht
SELIMAB integriert die bekannte Portfoliotechnik. Das Personalportfolio visualisiert die Mitarbeiterschaft anhand der Werte, die in den beiden erstgenannten, personenbezogenen Dimensionen erzielt wurden. Das Funktionsportfolio stellt die den Funktionen zugeordneten Ausprägungen dar. Ebenfalls integriert sind Normstrategien für Bindungsmaßnahmen. Sie sind als Empfehlungen zu verstehen, deren Zweckmäßigkeit für jeden einzelnen Fall zu überprüfen ist.
Das Ermöglichen einer Fachkarriere gilt als Empfehlung für das Binden der High Performer in den Sektoren 3, 6 und 9. Sie streben üblicherweise nac...