Tz. 37
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Die Erstattung außergerichtlicher Kosten des Beigeladenen kommt nur in Betracht, wenn das Gericht sie aus Billigkeit der unterliegenden Partei oder der Staatskasse auferlegt hat (§ 139 Abs. 4 FGO). Die Entscheidung ist Teil der gerichtlichen Kostenentscheidung; sie ist daher von Amts wegen zu treffen (§ 143 FGO). Ist die Entscheidung unterblieben, so ist das Urteil auf Antrag nach § 109 Abs. 1 FGO bzw. der Beschluss nach § 118 FGO i. V. m. § 109 FGO zu ergänzen (BFH v. 27.12.2006, IX B 199/05, BFH/NV 2007, 1140; BFH v. 25.02.2010, III S 7/10, BFH/NV 2010, 1285). Eine Entscheidung nach § 139 Abs. 4 FGO kommt auch bei Hauptsachenerledigung (s. § 138 FGO) in Betracht. Der Umfang der erstattungsfähigen Kosten richtet sich nach § 139 Abs. 1 bis Abs. 3 FGO. Maßgebend ist der Streitwert des Klageverfahrens, jedoch nur dann, wenn der Beigeladene von allen Streitpunkten selbst betroffen ist, ansonsten gem. § 36 GKG nur nach dem Wert des Teils des Streitgegenstands, durch den er selbst betroffen ist (FG Sa v. 05.09.2001, 1 S 191/01, EFG 2001, 1571). Grds. entspricht es der Billigkeit, dem Beigeladenen Kostenerstattung zuzusprechen, wenn er durch Stellung von Sachanträgen ein eigenes Kostenrisiko eingegangen ist (z. B. BFH v. 29.03.2012, IV R 18/08, BFH/NV 2012, 1095; BFH v. 17.04.2014, III B 9/13, BFH/NV 2014, 1226), nicht aber, wenn er nur einen Formalantrag gestellt hat (BFH v. 10.08.1988, II B 138/87, BStBl II 1988, 842; BFH v. 13.06.2001, VI B 234/00, BFH/NV 2001, 1292; BFH v. 11.11.2010, IV R 17/08, BFH/NV 2011, 480). Der Beigeladene muss den obsiegenden Beteiligten unterstützt haben (BFH v. 23.01.1985, II R 2/83, BStBl II 1985, 368; BFH v. 08.11.2000, I R 1/00, BStBl II 2001, 769). Gleiches gilt, wenn er nicht selbst NZB erhoben hat, sondern nur am NZB-Verfahren eines anderen Beteiligten eingeschränkt (passiv) beteiligt ist (BFH v. 17.06.2014, IV B 184/13, BFH/NV 2014, 1563). Hat der Beigeladene keine eigenen Sachanträge gestellt, so kann ausnahmsweise dann Kostenerstattung in Betracht kommen, wenn er durch seinen Sachvortrag oder durch eigene Rechtsausführungen das Verfahren wesentlich gefördert hat (z. B. BFH v. 25.04.2012, III B 176/11, BFH/NV 2012, 1304; BFH v. 11.02.2014, III B 16/13, BFH/NV 2014, 673; BFH v. 15.06.2016, II R 24/15, BStBl II 2017, 128; s. § 135 FGO Rz. 7). Eine Förderung des Verfahrens in der Revisionsinstanz kann z. B. darin liegen, dass der Beigeladene auf mündliche Verhandlung verzichtet. Dies gilt allerdings nur, wenn gerade dadurch eine Entscheidung des BFH ohne mündliche Verhandlung ermöglicht wird (BFH v. 15.06.2016, II R 24/15, BStBl II 2017, 128). Ein Ausspruch über die Kostenerstattung entspricht auch dann der Billigkeit, wenn sich der Beigeladene im Revisionsverfahren unter Bestellung eines postulationsfähigen Prozessbevollmächtigten (§ 62 Abs. 4 FGO) mit einer Entscheidung ohne mündliche Verhandlung einverstanden erklärt hat (BFH v. 22.10.1991, VIII R 81/87, BStBl II 1992, 147; BFH v. 20.06.2001, VI R 169/97, BFH/NV 2001, 1443; BFH v. 27.01.2011, V R 7/09, juris). Fehlt es in dem vom Beigeladenen gegen die Beiladung gerichteten Beschwerdeverfahren an einem Beschwerdegegner, so können im Falle der Aufhebung der Beiladung die außergerichtlichen Kosten des Beigeladenen in entsprechender Anwendung des § 139 Abs. 4 FGO der Staatskasse auferlegt werden (BFH v. 27.01.1982, VII B 141/81, BStBl II 1982, 239; BFH v. 04.07.2001, VI B 301/98, BStBl II 2001, 729; BFH v. 22.09.2016, X B 42/16, BFH/NV 2017, 146). Die in einem erfolgreichen Beschwerdeverfahren des Beigeladenen gegen die Beiladung (dazu s. § 60 FGO Rz. 3) ist eine Entscheidung über dessen außergerichtliche Kosten nach § 139 Abs. 4 FGO zu treffen (BFH v. 22.09.2016, X B 42/16, BFH/NV 2017, 146). Diese hat grds. der Beklagte zu tragen, wenn er die Zurückweisung der Beschwerde beantragt hat (BFH v. 14.09.2010, IV B 15/10, BFH/NV 2011, 5). Umgekehrt sind folglich dem Hauptbeteiligten nicht die außergerichtlichen Kosten des Beigeladenen nach § 139 Abs. 4 FGO aufzuerlegen, wenn der Beigeladene das Verfahren weder durch Sachvortrag noch durch die Stellung eines eigenen Sachantrags wesentlich gefördert hat (BFH v. 29.05.2009, IV B 143/08, BFH/NV 2009, 1452; BFH v. 16.04.2015, IV R 44/12, BFH/NV 2015, 108).
Tz. 38
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Die Kosten des Beigeladenen für das Vorverfahren sind nach § 139 Abs. 3 und Abs. 4 FGO erstattungsfähig, wenn das Vorverfahren dem Klageverfahren unmittelbar und verfahrensnotwendig vorangegangen ist (s. Rz. 32) und für welches es der Beigeladene aufgrund der Schwierigkeit der Streitsache für notwendig halten konnte, schon im Vorverfahren einen fachkundigen Berater mit der Interessenvertretung zu beauftragen (FG Mchn v. 14.10.2008, 2 K 2258/04, EFG 2009, 207).