Tz. 26
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Der Beschluss des FG ist gem. § 128 Abs. 3 Satz 1 FGO nur anfechtbar, wenn das FG die Beschwerde im Beschluss ausdrücklich zulässt (z. B. BFH v. 18.02.2014, XI B 140/13, BFH/NV 2014, 879; BFH v. 27.01.2016, IX B 6/16, BFH/NV 2016, 585). Dies gilt für die Aussetzung und die Aufhebung der Vollziehung gleichermaßen (BFH v. 02.07.1999, X B 15/99, BFH/NV 1999, 1622). Dazu bedarf es keiner bestimmten Form, die Zulassung muss aber ausdrücklich erfolgen (BFH v. 16.12.2010, V B 83/10, BFH/NV 2011, 621). Die Beschwerde kann nur durch das FG zugelassen werden, auch wenn ein Verfahrensfehler gerügt werden soll. Auch bei der Rüge eines Verfahrensfehlers kann nur das FG, nicht aber der BFH, die Beschwerde gegen einen AdV-Beschluss zulassen (BFH v. 19.02.2016, IX B 26/16, BFH/NV 2016, 775; s. Rz. 26a). Wird die Beschwerde nicht zugelassen, ergeht der Beschluss endgültig und unanfechtbar. Eine Änderung des Beschlusses kommt dann nur noch nach § 69 Abs. 6 FGO in Betracht (s. Rz. 28 ff.). Für die Zulassung gilt § 115 Abs. 2 FGO entsprechend. Die Zulassung der Beschwerde erfolgt daher unter denselben Voraussetzungen wie die Zulassung der Revision (s. § 115 FGO Rz. 9 ff.). Die Beschwerde kann im Verfahren nach § 69 Abs. 6 FGO auch nachträglich zugelassen werden (BFH v. 20.05.1998, III B 9/98, BStBl II 1998, 721; BFH v. 06.11.2006, VII B 282/06, BFH/NV 2007, 264; BFH v. 13.02.2008, II B 59/07, BFH/NV 2008, 1121; 06.05.2008, IV B 151/07, BFH/NV 2008, 1452). Im Beschwerdeverfahren kann der Beschwerdeführer zwar auch neue Tatsachen vortragen, jedoch begründet dies eine unzulässige Änderung bzw. Erweiterung seines AdV-Antrags, wenn es dadurch zu einer wesentlichen Veränderung des Streitgegenstands kommt (BFH v. 11.01.2018, VIII B 67/17, BFH/NV 2018, 553).
Tz. 26a
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Ein anderes Rechtsmittel als die zulassungsabhängige Beschwerde ist gegen Beschluss über die Aussetzung (oder deren Ablehnung) nicht gegeben; es gibt also keine NZB (BFH v. 29.01.2007, VIII S 31/06, BFH/NV 2007, 952; BFH v. 02.04.2007, VIII B 17/07, BFH/NV 2007, 1516; BFH v. 18.02.2014, XI B 140/13, BFH/NV 2014, 879). § 133a FGO findet auf AdV-Beschlüsse im Hinblick auf § 69 Abs. 6 Satz 2 FGO keine Anwendung (FG Sa v. 24.04.2006, 2 S 46/06, n. v.; vgl. auch BFH v. 18.02.2014, XI B 140/13, BFH/NV 2014, 879). Eine außerordentliche Beschwerde ist generell unstatthaft (BFH v. 27.05.2008, X B 93/08, juris; BFH v. v. 18.02.2014, XI B 140/13, BFH/NV 2014, 879).
Tz. 27
Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018
Legt der Antragsteller die zugelassene Beschwerde gegen die Ablehnung der AdV beim BFH ein, wird sie nicht dadurch gegenstandslos, dass auch die Hauptsache beim BFH anhängig ist. Die Beschwerde gegen die Versagung der AdV kann auch noch nach Einlegung der Revision erhoben werden (BFH v. 06.08.1970, IV B 13/69, BStBl II 1970, 786). Der BFH ist insoweit ausnahmsweise Tatsacheninstanz (BFH v. 30.09.2008, XI B 74/08, BFH/NV 2008, 1517). Die Beschwerde ist unbegründet, wenn der Beschwerdeführer nach ihrer Einlegung die Revision gegen das Hauptsacheurteil zurücknimmt (BFH v. 29.03.1974, III B 43/73, BStBl II 1974, 463). Dasselbe gilt, wenn er nach Einlegung der Beschwerde die Klage zurücknimmt. Hat das FG die AdV abgelehnt, so ist es nicht rechtsmissbräuchlich, wenn der Antragsteller von der Anfechtung dieses Beschlusses absieht und nach Einlegung der Revision gegen das am gleichen Tag ergangene Urteil des FG in der Hauptsache unmittelbar beim BFH einen Aussetzungsantrag stellt (BFH v. 31.10.1973, II S 9/73, BStBl II 1974, 59). Ist die Beschwerde begründet, kann der BFH das AdV-Verfahren nach seinem Ermessen entweder selbst entscheiden oder an das FG zurückverweisen (BFH v. 26.01.2006, VI B 89/05, BFH/NV 2006, 964; BFH v. 22.02.2007, IX B 221/06, BFH/NV 2007, 1714; BFH v. 14.07.2008, VIII B 176/07, BStBl II 2009, 117; BFH v. 19.05.2010, I B 191/09, BStBl II 2011, 156).