Rn. 651
Stand: EL 138 – ET: 09/2019
Die Veräußerungskosten sind nach der Systematik des § 16 Abs 2 EStG zur Ermittlung des Veräußerungsgewinns/-verlusts vom Veräußerungserlös abzuziehen, bevor dieses Zwischenergebnis dem Buchwert des BV gegenübergestellt wird. Durch die Zuordnung von ansonsten ggf als "normale" BA zu qualifizierenden Aufwendungen zu den Veräußerungskosten (zur Ähnlichkeit: BFH v 25.01.2000, VIII R 55/97, BStBl II 2000, 458) erhöht sich mittelbar zugleich der (nicht tarifbegünstigte) laufende Gewinn in der letzten Schlussbilanz.
Rn. 652
Stand: EL 138 – ET: 09/2019
Der – auslegungsbedürftige – Begriff (BFH v 27.10.1977, IV R 60/74, BStBl II 1978, 100; FG Sa v 16.11.2017, 1 K 1441/15, EFG 2018, 201) taucht im Ertragsteuerrecht dort auf, wo ein Gewinn aus der Veräußerung bestimmter WG besonders besteuert wird und deshalb gesondert zu ermitteln ist, wie in § 3 Nr 70 S 2 Buchst d, § 3c Abs 2 S 1 u 6 u Abs 3 EStG, § 6b Abs 2 S 1 EStG, § 14a Abs 4 S 2 Nr 1 u Abs 5 S 1 Nr 1 EStG, § 17 Abs 2 S 1 EStG, § 43 Abs 2 S 8 EStG, § 55 Abs 6 S 1 EStG, § 8b Abs 2 S 2 KStG. Andere Vorschriften verweisen zu diesem Zweck direkt auf § 16 Abs 2 EStG, zB § 14 S 2 EStG, § 14a Abs 1 S 1 EStG, § 18 Abs 3 S 2 EStG, § 22 Abs 1 S 1 UmwStG, § 24 Abs 3 UmwStG, § 21 UmwStG aF.
Der Begriff ist für diese Vorschriften identisch auszulegen (BFH v 27.10.1977, IV R 60/74, BStBl II 1978, 100; BFH v 17.04.1997, VIII R 47/95, BStBl II 1998, 102; offen gelassen von FG Ha v 16.05.2013, 3 K 162/12, EFG 2013, 1602; Wacker in Schmidt, § 16 EStG Rz 302 (38. Aufl); kritisch aufgrund unterschiedlicher Normstrukturen bei § 16 u § 17 EStG: Weber-Grellet in Schmidt, § 17 EStG Rz 150 (38. Aufl)). Bei der Auslegung ist die gesetzgeberische Wertung zu berücksichtigen, dass mit der Regelung andere Zurechnungsprinzipen verdrängt werden (BFH v 16.12.2009, IV R 22/08, BStBl II 2010, 736; vgl auch Wacker in Schmidt, § 16 EStG Rz 300 (38. Aufl)). Veräußerungskosten sind daher nicht immer (nur) eine Teilmenge der allg BA (BFH v 15.06.2016, I R 64/14, BStBl II 2017, 182; FG Sa v 16.11.2017, 1 K 1441/15, EFG 2018, 201). Eine Aufteilung von Aufwendungen in zT Veräußerungskosten und zT andere Aufwendungen (zB laufende BA; zu den anderen Möglichkeiten s Rn 664ff) ist aufgrund der Maßgeblichkeit des Veranlassungszusammenhangs (dazu s Rn 655f) ausgeschlossen.
Aus dem Begriff Veräußerungskosten selbst ist nicht viel abzuleiten. Nicht betriebswirtschaftliche Kostendefinitionen sind maßgeblich, weshalb die Rspr Veräußerungskosten regelmäßig als Aufwendungen definiert (BFH v 26.03.1992, IV R 121/90, BStBl II 1992, 1038; BFH v 16.12.2009, IV R 22/08, BStBl II 2010, 736). Auch wenn Veräußerungskosten idR nur einmalig anfallen (s § 16 Rn 145 (Hörger/Rapp)), ist dies für die Abgrenzung kein taugliches Kriterium, allenfalls ein Indiz.
Veräußerungskosten sind vom Veräußerer darzulegen und ggf nachzuweisen. Pauschal geschätzte Kosten sind nicht anzusetzen (BFH v 19.01.1978, IV R 61/73, BStBl II 1978, 295).