Tz. 86
Stand: EL 116 – ET: 12/2024
Wenn Empfänger der Bezüge eine Kö ist, ist der ihr gewährte Vorteil nach § 8b Abs 1 S 2 KStG nur noch dann zu 95 % stfrei, wenn die Bezüge bei der leistenden Kö das Einkommen nicht gemindert haben.
Die Ausnahme von der StBefreiung nach § 8b Abs 1 S 1 KStG gilt nach der Ausdehnung des materiellen Korrespondenzprinzips durch das AmtshilfeRLUmsG für alle Bezüge iSd § 8b Abs 1 KStG. Damit greift die Regelung nicht nur bei vGA, sondern insbes auch bei hybriden Finanzierungen (zB bei Genussrechts-Kap, wenn es sich nach ausl Recht um abzb Zinsen und nach inl Recht um Beteiligungsertrag handelt [hierzu s Watrin/Lühn, NWB Gr 4 F 3, 483, 499] oder bei der EK-Verzinsung ausl TG). GlA s M Frotscher (in F/D, § 8b KStG Rn 118), s Herlinghaus (in R/H/N, 2. Aufl, § 8b KStG Rn 152) und s Gosch (in Gosch, 3. Aufl, § 8b Rn 144). GlA bei Genussrechten s Henkel (FR 2023, 1140, 1144).
Zur Anwendung des materiellen Korrespondenzprinzips bei RPS (s Tz 37) und s Hagemann/Kahlenberg (BB 2014, 1623, 1631).
UE unzutr zweifelnd, ob der brasilianische EK-Zinsabzug (s Tz 37) von dem Korrespondenzprinzip erfasst wird, s Haisch/Helios/Niedling (DB 2013, 1444, 1445). UE zutr für die Anwendung des Korrespondenzprinzips s Schnitger (in Sch/F, 2. Aufl, § 8b KStG Rn 207). Krit zu Friktionen, die sich daraus ergeben, dass der ausl Staat aus wirtschaftspolitischen Gründen eine EK-Verzinsung zulässt, s Desens (Beihefter zu DStR 4/2013, 13, 20), s Richter/Reeb (IStR 2015, 40, 44), s Birker/Schänzle (Ubg 2016, 320, 324) und s Becker/Loose (IStR 2012, 758, 759). Weiter s Ernsting (IWB 2013, 417, 425), der uE unzutr davon ausgeht, dass die in Brasilien stattfindende Quellenbesteuerung eine Nichtanwendung des § 8b Abs 1 S 2 KStG auf die brasilianische EK-Verzinsung rechtfertigt.
Wegen weiteren Einzelheiten, welche Bezüge von § 8b Abs 1 S 1 KStG erfasst werden s Tz 32ff.
Vor Inkrafttreten des AmtshilfeRLUmsG galt die Ausnahme von der StBefreiung nach § 8b Abs 1 S 1 KStG hingegen nur für:
- Bezüge iSd § 20 Abs 1 Nr 1 S 2 EStG;
- Einnahmen iSd § 20 Abs 1 Nr 9, 2. HS EStG und
- Einnahmen iSd § 20 Abs 1 Nr 10 Buchst a 2. HS EStG.
Bei den vorstehenden Einnahmen handelt es sich ausschließlich um vGA oder wirtsch vergleichbare Einnahmen. Dh in den anderen Fällen, in denen ebenfalls weiße Eink entstehen konnten, blieb es bei der St-Freistellung. Ebenfalls hierzu s Bogenschütz (Ubg 2008, 533, 542), s Gosch (in Gosch, 4. Aufl, § 8b Rn 144b), s Herlinghaus (in R/H/N, 2. Aufl, § 8b KStG Rn 133), s Benecke (NWB 2006, 3429, 3430), s Kollruss (BB 2007, 467, 474), s Hagena (FR 2012, 1177), s Becker/Loose (BB 2012, 2674, 2675) und s Schmid (IStR 2012, 770). M Frotscher (in F/D, § 8b KStG Rn 111) will die Regelung auch auf sog verdeckte Liquidationsauskehrungen anwenden.
Vor der Ausweitung durch das AmtshilfeRLUmsG werden Genussrechte iSd § 8 Abs 3 S 2 KStG nicht von der Regelung erfasst, da es sich bei den Ausschüttungen auf diese Genussrechte nicht um sonstige Bezüge iSd § 20 Abs 1 Nr 1 S 2 EStG, sondern um Gewinnanteile iSd § 20 Abs 1 Nr 1 S 1 EStG handelt. Gewinnanteile iSd § 20 Abs 1 Nr 1 S 1 EStG werden jedoch von der Regelung des § 8b Abs 1 S 2 KStG nicht erfasst. Ebenso s Birker/Schänzle (Ubg 2016, 320), s Schaden/Franz (Ubg 2008, 452, 460), s Schnitger (in Sch/F, 2. Aufl, § 8b KStG Rn 209), s Becker/Loose (IStR 2012, 758, 759), s Herlinghaus (in R/H/N, 2. Aufl, § 8b KStG Rn 133) und s Gosch (in Gosch, 4. Aufl, § 8b Rn 144). Weiter hierzu s Tz 36.
Tz. 87
Stand: EL 116 – ET: 12/2024
Haben die Bezüge das Einkommen der leistenden Kö gemindert, ist die St-Freistellung nach § 8b Abs 1 S 1 KStG nicht zu gewähren, dh die Bezüge sind in voller Höhe stpfl. § 8b Abs 5 KStG ist in diesen Fällen nicht anzuwenden.
Zu beachten ist, dass ungeachtet der Regelung des § 8b Abs 1 S 2 KStG der AE Einnahmen iSd § 20 EStG erzielt. Ebenso s M Frotscher (in F/D, § 8b KStG Rn 107), s Lipp (NWB 2014, 2403, 2404), s Herlinghaus (in R/H/N, 2. Aufl, § 8b KStG Rn 148), s Gosch (in Gosch, 4. Aufl, § 8b Rn 148c), s Schnitger (in Sch/F, 2. Aufl, § 8b KStG Rn 229), s Hagena (FR 2012, 1177) und s Schnitger/Rometzki (BB 2008, 1648, 1649). Für diese Einnahmen wird lediglich nicht die St-Freistellung nach § 8b Abs 1 S 1 KStG gewährt. GlA s Kollruss (BB 2007, 467, 471). Wegen der Frage, nach welchen Grundsätzen auf der Ebene des AE über das Vorliegen einer vGA zu entscheiden ist, s Tz 88 und s Tz 98.
Bei der leistenden Kö, kann es sich um eine inl oder ausl Kap-Ges oder eine andere Kö handeln, die unter § 8b Abs 1 S 1 KStG fallende Bezüge leisten kann (zB Genossenschaft, Vereine). GlA s Herlinghaus (in R/H/N, 2. Aufl, § 8b KStG Rn 136), s Gosch (in Gosch, 4. Aufl, § 8b Rn 145), s Richter/Reeb (IStR 2015, 40, 42), s Schnitger (in Sch/F, § 8b KStG Rn 201) und s M Frotscher (in F/D, § 8b KStG Rn 122). Wegen einer aA s Tz 92. Wegen der Frage, welche Nicht-Kap-Ges vGA bewirken können s § 8 Abs 3 KStG Teil C Tz 19ff. Ebenfalls hierzu s Benecke (NWB 2006, 3429, 3430).
M Frotscher (in F/D, § ...